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Vielleicht hatten die Spanier wirklich das Land verlassen, wenigstens bis eine größere Truppe ankam. Aber ein neuer und tödlicher Verbündeter war mit Narváez angekommen und hatte diesmal alle angegriffen: die Pocken. Die meisten europäischen Erwachsenen waren gegen diese Krankheit immun, sie war in Europa üblich und als Windpocken oder Masern bekannt. Seine Wirkung auf die Mexikaner dagegen war katastrophal. "Mehr als die Hälfte der Bevölkerung starb," schrieb ein spanischer Mönch. "Sie starben zu Haufen wie Wanzen." Seine Berechnungen waren keine Übertreibung, sondern sind vergleichbar mit bekannten Epidemien, die auf bislang isolierte Völker übergriffen. Im Jahr 1707 töteten die Pocken 36 Prozent der Isländer, die, obwohl sie Europäer waren, vermutlich wenig Widerstandskraft gegen diese Krankheit besaßen.

nach:. 'Stolen Continents. America seen by the Indians from 1492', von Ronald Wright