2. Erkundung und Besiedlung
2.1. Erste Erkundungen
Die Gründung der ersten
großen Kolonialreiche war eine Folge der Erforschung Afrikas, Asiens und
Amerikas im 15. Jahrhundert auf der Suche nach neuen Handelsmöglichkeiten.
Die Erforschung und Besiedelung von Ländern außerhalb Europas begann
sehr langsam durch die Spanier und die Portugiesen. Ihre Seeleute erforschten,
gefördert durch Prinz Heinrich von Portugal, die Inseln des Atlantiks.
Die ersten Siedlungen wurden 1420 auf Madeira durch die Portugiesen gegründet.
Spanien erlangte die Kontrolle über die Kanarischen Inseln, nachdem sie
das Volk der Guanche besiegt hatten, und gründeten ebenfalls Besitzungen.
Portugal landete 1430 auf den Azoren und 1460 auf den Capverdischen Inseln und
legte auch dort Besitzungen an.
Frühe Besitzungen
Die atlantischen Kolonien produzierten Holz für den Möbel- und Hausbau
in Portugal. Zuckerpflanzen wurden von Sizilien und Obstbäume aus Kreta
importiert und in Madeira angepflanzt.
Auf den Kanarischen Inseln produzierten die neuen Plantagen Wein und Getreide
und auf den Azoren wurde Schafzucht betrieben.
Zu dieser Zeit kämpfte
Portugal ebenfalls gegen die Araber und sandte 1415 eine Expedition nach Nordwest-Afrika,
die die Stadt Ceuta angriff und eroberte.
Dadurch erhielten die Portugiesen viele Informationen über Nordafrika und
seine Küste.
Prinz Heinrich wies seine Seeleute an, die Küstengewässer zu erkunden,
um Fischgründe und Handelsmöglichkeiten zu finden, und außerdem,
weil er hoffte, Gold zu finden. Die Seefahrer segelten immer weiter südlich
und erreichten schließlich um 1430 Gambia und um 1460 die Goldküste
und Guinea. Dabei wurden reiche Fischgründe entdeckt und der erste Handel
mit den dort Ansässigen entwickelte sich.
2.2. Gewürzhandel
Ein neue Phase in der Erkundung
Afrikas begann 1480 durch das Bestreben Spaniens und Portugals den Gewürzhandel
zu übernehmen. Die Gewürze wurden bis dahin von italienischen Händlern,
zusammen mit anderen Luxusgütern aus Asien nach Europa gebracht, zuerst
über den Landweg von Indien nach Arabien und von dort mit Schiffen über
das Mittelmeer. Die italienischen Händler kontrollierten den gesamten Handel.
Allerdings wurden als eine Folge der türkischen Eroberungen Ägyptens
und Syriens die von den italienischen Händlern benutzten Häfen mit
hohen Steuern belegt, und entsprechend höhere Preise mußten in Europa
für Gewürze bezahlt werden.
Die Möglichkeiten, immense Gewinne zu machen, in dem man die teuren Häfen
umging, bewogen Spanien und Portugal dazu, neue Handelsrouten für Gewürze
zu suchen.
2.3. Seerouten nach Asien
Um
1480 lag es für den Gewürzhandel nahe, Handelsrouten um Afrika herum
nach Indien und zu den Gewürzinseln zu suchen. Portugal hatte bereits einige
Handelsbeziehungen mit Afrika entwickelt, hauptsächlich, um Gold, Sklaven
und Pfeffer einzutauschen. Eine Fabrik und eine Festung waren in Sao Jorge da
Mina an der Goldküste errichtet worden, eine weitere Festung bei Elmina
an der Bucht von Benin.
Als Folge der jahrelangen Seefahrt waren die Portugiesen ziemlich erfahren in
der Erkundung neuer Länder und im Segeln über weite Strecken hinweg.
Ihre Schiffe waren mittlerweile geschaffen dafür, den Atlantik zu befahren,
so daß sie große Strecken zurücklegen konnten. Navigation und
Kartographie hatten sich entwickelt und die Schiffe wurden mit Kanonen ausgerüstet.
Zudem hatten deutsche und italienische Banken Interesse und vor allem die Mittel,
um die Erkundungsfahrten mit den notwendigen Geldern zu finanzieren.
König Johann II. unterstützte
und finanzierte einige der immer weiter die afrikanische Küste entlang
führenden Reisen, die auf der Suche nach der Seeroute nach Asien durchgeführt
wurden.
Schließlich umschiffte Bartolomeo de Dias 1487 das südliche Kap Afrikas
und Vasco da Gama überquerte 1497-1498 den indischen Ozean und erreichte
Calicut in Indien.
Er
tauschte europäische Waren gegen Gewürze ein und kehrte mit Pfeffer
und Zimt zurück.
1500 kam Cabral auf seiner Reise um Afrika herum vom Kurs ab und landete in
Brasilien. Er erreichte später aber doch noch Indien und erhielt von der
dortigen Regierung die Erlaubnis, ein Kontor für den Gewürzhandel
in Cochin zu bauen. In der Folge errichteten die Portugiesen für den Gewürzhandel
einige Kontore und Siedlungen an der indischen Küste.
2.4. "Die Neue Welt"
1492 brach Christoph Columbus,
finanziert durch das spanische Königshaus, zur Suche nach einem neuen Seeweg
nach Indien auf. Er wollte Indien jedoch nicht auf dem herkömmlichen Weg
nach Süden und Osten erreichen, sondern er segelte in westlicher Richtung
über den Atlantik. Er ging davon aus, daß diese Route kürzer
sei als die portugiesische Route um Afrika herum.
Er erreichte zuerst die Bahamas und stieß dann auf San Salvador, Cuba
und Haiti.
Auf einer zweiten Reise 1493 brachte er 1200 Menschen mit, darunter auch Soldaten,
Farmer und Handwerker.
Außerdem Werkzeuge, Saatgut und Tiere um eine Siedlung in Haiti zu errichten.
Diese Siedlung sollte Landwirtschaft und Bergbau betreiben und Ausgangspunkt
für weitere Eroberungen werden.
Nachdem die Siedlung von Ureinwohnern zerstört worden war und eine andere
von ihnen angegriffen wurde, begannen die Kolonisten eine neue Siedlung in Santo
Domingo aufzubauen.
Die fortschreitende spanische Erkundung des südamerikanischen Binnenlandes
führte schließlich zu der Erkenntnis, daß dies nicht Indien
sein konnte, sondern ein ganz unbekanntes Land war. Später wurde dieser
neue Kontinent nach dem italienischen Seefahrer Amerigo Vespucci Amerika genannt.
In der Zwischenzeit befuhren die Portugiesen und die Engländer den Nordatlantik,
um durch diese Gewässer eine Route nach Indien zu finden.
1497-98 landete John Cabot, finanziert von der Englischen Regierung, in Neufundland,
danach in Neuschottland und weiter südlich in Neuengland.
2.5. Die ersten Erkundungen und die Kolonisation Amerikas
Da die Spanier den Seeweg
nach Indien nicht gefunden hatten, entschieden sie, die zufällig gefundenen
Länder auszubeuten. Sie hatten erkannt, dass es auch hier große Reichtümer
gab. Es gab Land und eine Bevölkerung, die man zur Arbeit darauf zwingen
konnte, was gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Kolonisierung waren.
Viele der ersten Siedler waren ehemalige Soldaten aus den Kriegen gegen die
Mauren, die in Spanien keine Arbeit finden konnten, andere wurden von der Neugier
oder auf der Suche nach Land und Reichtum in die neuen Kolonien gezogen. Für
andere war die Aussicht, die Ureinwohner zum Christentum zu bekehren, das Wichtigste.
Alle gingen auf eigene Kosten und ohne Unterstützung der spanischen Regierung
in die Kolonien.
In den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts waren die meisten Inseln der Karibik
erkundet und eine ansehnliche Anzahl spanischer Siedler hatte sich dort niedergelassen,
hauptsächlich auf Haiti und Cuba.
Sie hatten Rinder und Pferde mitgebracht und bauten Farmen auf, oder suchten
nach Gold.
Die ansässigen Arawak starben wegen der von den Eroberern eingeschleppten
Krankheiten sehr schnell aus und die Siedler begannen, da ihnen die Arbeitskräfte
fehlten, Sklaven aus Afrika zu kaufen. Um 1600 waren die Ureinwohner vollständig
ausgerottet - europäische Siedler und afrikanische Sklaven hatten ihren
Platz eingenommen.
2.6. Das amerikanische Festland
Ein neue Phase der Erkundung
und Eroberung begann mit der Entsendung von Expeditionen von den Inseln an die
Küsten des Kontinents. Auch hier war man auf der Suche nach Gold und anderen
Reichtümern und begann neue Siedlungen zu gründen.
Balboa führte die ersten dieser Fahrten der Konquistadoren an. Er startete
in Haiti überquerte das Festland und erreichte schließlich den Pazifik.
Dort gründete er die Stadt Darien und andere Siedlungen.
Spätere Erkundungsfahrten führten an der karibischen Küste entlang
nach Honduras, den Golf von Mexiko und an die pazifische Küste.
Die Spanier kamen dabei in Kontakt mit den wohlhabenden und mächtigen Reichen
der Mayas und Azteken in Mexiko und mit den Inkas in den peruanischen Anden.
Im Jahr 1519 führte Cortez eine Streitmacht nach Mexiko, um das Land zu
erobern. 1521 besiegte seine Armee aus Spaniern und den Azteken feindlichen
Ureinwohnern die Azteken.
Cortez zerstörte die aztekische Hauptstadt Tenochtitlan und begann auf
ihren Fundamenten mit dem Bau einer großen spanischen Stadt.
1530 führte Pizarro einen Angriff auf die Inkas in Peru. Er besiegte sie
1535 und eine neue spanische Hauptstadt wurde in Lima errichtet.
Weitere Eroberungszüge der Spanier führten sie nach Bolivien, Chile, Guatemala, Honduras und den Süden der heutigen Vereinigten Staaten.
Amerikanische
Zivilisationen
Die Mayas und Azteken in Mexiko und die Inkas in Peru hatten um 1500 großartige
Zivilisationen errichtet. Sie waren ebenfalls erfahrene Baumeister; die Mayas
bauten riesige Pyramiden und das Straßennetz der Inkas führte über
die Anden und verband die Städte miteinander.
Die Mayas und Azteken konnten die Position der Sterne errechnen und vorhersagen,
ebenfalls waren sie hervorragende Bildhauer und Kunsthandwerker. Die Europäischen
Eroberer lernten von ihnen den Anbau von Tomaten, Mais und Tabak. Landwirtschaft
und Technik waren in vielen Bereichen denen in Europa weit voraus.