Gewürze
Geschichte
Amerikanische Archäologen
nehmen an, dass die Menschen schon vor etwa 50 000 Jahren, also in der
Altsteinzeit, herausfanden, dass bestimmte Blätter und Früchte den
Geschmack der Speisen verbessern. Tatsächliche Bodenfunde belegen jedoch
erst ein wesentlich jüngeres Datum. Ausgrabungen in Mexiko zeigen, dass
man dort in der Jungsteinzeit, etwa 7000 v. Chr. unterschiedliche wild wachsende
Sorten von Chilipfeffer kannte.
Die wirkliche Wiege der Gewürze liegt jedoch eher in Indien.
Kaum ein anderes Lebensmittel hat den Lauf der Geschichte derart stark beeinflusst, wie die Gewürze. Sie führten zur Entdeckung Amerikas, gehörten neben Gold, Edelsteinen und Seide zu den ältesten Handelsgütern der Welt und verursachten Kriege.
Sowohl
in der Mythologie, als auch im Aberglauben spielten sie eine wesentliche Rolle.
Teilweise wurden Gewürze so wertvoll, dass sie in purem Gold aufgewogen
wurden. Araber, Venezianer, Portugiesen, aber auch deutsche Kaufleute wurden
unermesslich reich durch den Handel mit Gewürzen.
In den Jahrtausenden entwickelten sich unterschiedliche eigenständige Gewürztraditionen.
Schon vor 5000 Jahren kannte man Kardamom, Kümmel, Dill, Fenchel und Safran
in Mesopotamien, Persien, Ägypten, Indien und China. Es wird berichtet,
dass den Ägyptern 1500 v.Chr. Anis, Bockshornklee, Kümmel, Kassie,
Kardamom, Myrrhe, Senf, Sesam und andere Gewürze bekannt waren, da sie
diese auch zur Einbalsamierung und Körperpflege verwendeten.
Unter Alexander dem Großen hatten die Araber den Phöniziern das Gewürzhandelsmonopol
abgenommen. Sie transportierten auf Land- und Wasserwegen Pfeffer und Zimt zu
ihren Umschlagplätzen. Es gelang den arabischen Händlern jahrhunderte
lang, dieses Gewürzmonopol zu wahren.
Aber auch die alten Griechen der Antike nutzten Gewürze als Heilmittel. Aus den Aufzeichnungen des Arztes Hippokrates (460-377 v.Chr.) geht hervor, dass er schon eine ganze Reihe an Gewürzen in seinem Heilpflanzensortiment hatte.
Etwa um das Jahr 0 begaben sich jedoch auch die Römer auf die Reise zu den Gewürzländern. Große Flotten segelten durchs Rote Meer nach Indien oder Südafrika, um mit den teuersten Waren nach Ägypten zurück zu kehren, und diese von dort aus in die unterschiedlichen Länder weiterzuführen. Im alten Rom dieser Tage entwickelten sich Pfefferkörner zu einer eigenen Währung. Der Verbrauch steigerte sich ins unermessliche. Von den Römern lernten dann auch wir den Umgang mit Gewürzen.
Auf den Kreuzzügen des Mittelalters in Berührung mit den morgenländischen Küchenbräuchen gekommen, wuchs das Interesse an Gewürzen stetig. Noch war der Gebrauch der reichen Oberschicht vorbehalten. Ein Pfund Safran war im Mittelalter so viel Wert wie ein Pferd. Ein Pfund Ingwer wie ein Schaf, und noch immer wurden Pfefferkörner teilweise in Gold aufgewogen. Die Gewinnspannen der Gewürzhändler waren enorm hoch, die Preise aus Kalkutta wurden im Venedig des 14. Jahrhunderts, mit dem hundertfachen bewertet. Gewürzfälscher hatten Hochkonjunktur, dagegen halfen auch drastische Strafen nicht. Im 15. Jahrhundert wurden diese Fälscher mitsamt ihrer Waren am lebendigen Leibe verbrannt. Es war die Blütezeit der venezianischen und ostdeutschen Gewürzhändler, der Fugger, Tucher und Welser. Ihnen gab man damals den Namen Pfeffersäcke.
Neben Gewürzen wurde im 14. Jahrhundert auch die Pest aus Indien mitgebracht. Man versuchte diese, wieder mit Gewürzen in großen Mengen, diesmal als Räuchersubstanzen, einzudämmen. Der Erfolg war ausgesprochen gering.
Nach den Kaufleuten aus
Alexandria hatten die Venezianer für fast 500 Jahre die Monopolstellung
im Gewürzhandel. Doch nun bedrohten die Türken die Handelswege. Auch
war jetzt die Zeit, in der sich die Entdeckerschiffe auf große Fahrt begaben.
Portugiesische Seeleute brachten 1460 die ersten afrikanischen Gewürze
mit. Die aufsteigenden Seefahrer-Nationen Spanien, Holland und England wurden
zur zusätzlichen Konkurrenz. Spanien und Portugal teilten sich die Welt.
Den Portugiesen fiel der Osten, mit den reichsten Gewürzvorkommen zu. Spanien
übernahm den Westen. Im Auftrag der spanischen Krone unterwegs, entdeckte
Columbus zwar Amerika, brachte jedoch leider kaum Gewürze von seinen Reisen
mit. Nur sein Leibarzt interessierte sich für die Paprikaschote und den
Pimentbaum, welche Columbus damals in seinem Gepäck hatte.
Ins Gespräch kam beides jedoch erst viele Jahre später.
Als Vasco da Gama mit beladenen Schiffen, im Jahre 1499 aus Indien zurückkehrte, brach das venezianische Monopol entgültig zusammen und ging für etwa 100 Jahre an Portugal. Lissabon wurde zum Hauptumschlagplatz der Gewürze, die Portugiesen diktierten die Preise. Von den Einnahmen finanzierte das kleine Land seine Eroberungsreisen. Pfeffer, Nelken, Ingwer, Zimt und Muskat zählten zu den Handelsgütern. Zu Indien und den indonesischen Gewürzinseln kamen Stützpunkte am persischen Golf, in Thailand, Burma, Japan und sogar China hinzu.
Während dieser Zeiten sah Spanien nicht tatenlos zu. Sie schickten einen portugiesischen Seefahrer los, der behauptete neue Wege zu den Gewürzinseln ausfindig machen zu wollen. Seine Fahrt ging als erste Weltumsegelung in die Geschichte ein. Fernando Magelán überlebte diese Fahrt zwar nicht und es kam auch nur ein einziges Schiff seiner Flotte zurück, dieses jedoch so reich und wertvoll beladen, dass es die Kosten der Fahrt immer noch bei weitem überstieg. Der entbrannte spanisch-portugiesische Streit um die Gewürzinseln wurde jedoch "interfamiliär" beigelegt. Die Herrscherhäuser einigten sich und den Portugiesen blieb die reiche Gewürzquelle.
Doch schon machten sich
die Holländer auf den Weg nach Fernost. Als bald drauf auch noch die Engländer
auf Kolonialsuche gingen und sich in Indien breit machten, begann das portugiesische
Imperium zu sinken. Die Holländer wiederum unterwarfen sich die Gewürzinseln
auf grausamste Art. Um die Preise hoch zu halten wurde der Anbau eingegrenzt,
heimlicher Anbau wurde mit der Todesstrafe geahndet. Muskat und Zimt gingen
in Flammen auf, Gewürze wurden tonnenweise ins Meer gekippt und vernichtet.
1760 wateten die Menschen in Amsterdam durch geschmolzene Muskatbutter, 1770
zündeten die Pfeffersäcke ihre eigenen Muskatspeicher an, 1775 wurden
in Batavia 125000 kg Muskatnüsse vernichtet. Erst der Krieg gegen die Engländer,
im Jahre 1780 schwächte die Holländer und ihre Kassen leerten sich
rapide. Nach Schiffsblockaden durch die Engländer in Ostindien ging die
Holländisch-Ostindische Kompanie bankrott. Ein jahrzehntelanger Kampf und
Krieg um die Kolonien entbrannte. Die Gewinne der Holländer reduzierten
sich. Trotz der strengen Kontrollen wurden Gewürze bald auch in anderen
tropischen Gebieten angebaut. Ihr Einfluss wurde immer geringer, immer mehr
ihrer Kolonien verloren die Holländer an die Engländer. Gewürzschmuggel
und Piraterie nahmen zu. Die Kämpfe um die ostindischen Gewürzinseln
dauerten an. Erst 1824 legte der Wiener Kongress vertraglich die
Interessen fest. Die Holländer erhielten die Inseln wieder zugesprochen.
Inzwischen lehnten sich jedoch die Indonesier gegen die Fremdherrschaft auf,
so dass die Kolonialherren ob ihrer Besitzungen nie mehr richtig froh wurden.
Die Kämpfe und Kriege um die Kolonien dauerten bis zum Ende des zweiten Weltkriegs an. Erst danach war die Zeit der Gewürzmonopole endgültig vorbei.
Längst werden nicht
mehr alle Gewürze nur noch in ihren Ursprungsländern angebaut, sondern
in klimatisch geeigneten Gegenden. Ingwer kommt inzwischen auch aus Jamaika
und nicht mehr nur aus Indien und China, Nelken wachsen nicht nur auf den Gewürzinseln,
sondern auch hervorragend auf Sansibar und Madagaskar. Muskatnüsse müssen
nicht unbedingt aus Banda stammen, sie können auch aus Westindien kommen.
Nur noch zwei Gewürze haben sich ihren Ursprungsort erhalten, Ceylonkaneel,
weil er nirgendwo auf der Welt mit gleicher Qualität wächst, und Piment
bzw. Nelkenpfeffer. Seit den Zeiten Columbus stammt er fast ausschließlich
von den Antillen-Inseln Jamaika, Kuba und Trinidad und Mittelamerika.
aus:
http://www.spiceup.de/
Jessica Bätz