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1781, TAMARA
Im Tiefland
Tupac Amarus Namen im Mund,
kommen eintausendfünfhundert Indios aus dem Tiefland östlich der Anden
angesprengt. Sie wollen über die Kordilleren und sich dem Comunero-Strom
anschließen, der sich auf Bogota zuwälzt. Der Gouverneur des Tieflands
rettet erst einmal seine eigene Haut.
Wer da aufsteht, sind Indianer aus den Savannen der Nebenflüsse des Orinoko.
An den Orinoko-Ufern, wo Schildkröten im Sand ihre Eier legen, pflegten
sie ihre Märkte abzuhalten. Dorthin sind seit uralten Zeiten auch Indianer
aus Guyana und dem Amazonasgebiet gekommen. Sie tauschten Salz, Gold und Tontöpfe,
Körbe, Netze und Dörrfisch, Schildkrötenöl, Pfeilgift und
rote Farbe, die die Moskitos vom nackten Körper abhält. Schneckenhäuser
waren das übliche Zahlungsmittel, bis die Europäer kamen und nach
Sklaven gierten. Sie boten Äxte, Scheren, Spiegel und Branntwein zum Tausch
gegen Menschen. Seitdem haben die Indianer begonnen, sich gegenseitig zu versklaven,
ihren Bruder und ihre Schwester zu verkaufen, und jeder Fallensteller wurde
zugleich zum Flüchtling; und viele starben an Masern oder Pocken.
aus: Eduardo Galeano, Erinnerung
an das Feuer