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MANUELA SÁENZ, die Befreierin des Befreiers

Manuela Sáenz wurde in Quito (Ecuador) in 1797 geboren. Sie stammte aus einer wohlhabenden Familie, zeigte ihre Sympathie für die Unabhängigkeitsbewegung aber schon als Jugendliche. Nachdem sie mit ihrem Liebhaber aus dem Kloster floh, in dem sie untergebracht wurde, zwang ihr Vater sie, einen anderen Mann zu heiraten. Mit ihm reiste sie nach Peru, in dessen Hauptstadt Lima die Forderung nach Unabhängigkeit aufgekommen war, nachdem viele andere Länder des Kontinents bereits ihre Selbstbestimmung erhalten haben.
In Manuelas Haus werden Treffen der Bewegung abgehalten, getarnt als Feste. Als Simon Bolivars Armee in Peru ankam, wurde das Land aus der spanischen Vorherrschaft entlassen. Manuela und andere Frauen wurden für die Unterstützung der Bewegung geehrt.
Sie reiste nach Quito, wo sie auf Bolivar traf und beide sich ineinander verliebten und eine leidenschaftliche Beziehung begannen. Anstatt sich als Geliebte des Befreiers zurückzuziehen, beteiligte sie sich in der nächsten Zeit am politischen Leben der Stadt und schlug als Kommandantin eines Kavallerietrupps sogar eine Meuterei nieder.
Manuela reiste zurück nach Lima, trat dort in Bolivars Armee ein, nahm an der Schlacht von Ayacucho teil und übernahm später die Leitung des Archivs.
Nachdem sie für einige Zeit, entsprechend der Pläne Bolivars, voneinander getrennt lebten, gingen beide nach Bogotá. Dort lebten sie zusammen, allerdings immer verfolgt vom Klatsch der Gesellschaft. Als Manuela eines nachts Lärm im Haus hörte, weckte sie Bolivar und half ihm, zu entkommen. Die Attentäter versuchten von ihr zu erfahren, wohin Bolivar geflohen war, aber trotzdem Manuela geschlagen wurde, verriet sie nichts. Aus diesem Grund nannte Bolivar sie die Befreierin des Befreiers.
Ein Aufstand gegen Bolivar war erfolgreich, und da er zu dieser Zeit krank war, floh er aus Bogotá. Manuela bleibt in Bogotá und leitete den Kampf gegen die neuen Machthaber derart, dass ihr Gegenaufstand zum Erfolg wird.
Als Bolivar stirbt, ohne Manuela irgendetwas zu hinterlassen, versucht sie Selbstmord zu begehen.
Aufgrund ihrer Überzeugungen, ihrer Armut und nicht zuletzt, weil sie dem Bürgermeister mit zwei Pistolen in den Händen gegenübergetreten war, wurde sie gezwungen, Bogotá zu verlassen. Sie ging zuerst nach Jamaika, kehrte aber bald wegen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten dort in ihr Land zurück, wo sie verhaftet und verbannt wurde. Sie ließ sich in einem kleinen Dorf an der Küste nieder, und wies alle Angebote, zurückzukehren zurück. Sie wollte ebenfalls nichts von dem Reichtum wissen, den ihr Ehemann ihr hinterließ. Manuela Sáenz starb 1856 im Exil an Diphtherie


LEONA VICARIO

Leona Vicario wurde 1789 in Mexiko geboren. Als Tochter einer reichen Familie erhielt sie eine katholische Erziehung und im Gegensatz zur Mehrheit der Frauen ihrer Zeit, eine umfassende kulturelle Bildung. Als ihre Eltern starben, beschloss ihr Onkel, ihr ihre Erbschaft zur freien Verfügung zu überlassen. In ihrem Haus pflegte sie ihre Liebe zum Lesen und zum Lernen.
1808 beginnt Leona, mit den Anhängern der Unabhängigkeitsbewegung zusammen zu arbeiten, die zu dieser Zeit, trotz ihrem ersten fehlgeschlagenen Versuch, die Unabhängigkeit zu erreichen, ein Stadium erreicht, an dem sie sich in ganz Neu-Spanien (Mexiko) nicht mehr aufhalten lässt.
1810 knüpft sie immer engere Kontakte zu den Revolutionären, trotz der möglichen Gefahren dieser Tätigkeit, allerdings mehr im Geheimen. Auch wenn sie als Frau keine Möglichkeit hatte, ein regulärer Kämpfer der Unabhängigkeitsbewegung zu werden, wurde sie ein wichtiger Eckpfeiler der Überzeugungsarbeit in strategisch wichtigen Bevölkerungsteilen, sich an der Befreiung zu beteiligen.
Für das dafür von ihr aufgebaute System der Nachrichtenübermittlung entwickelte sie eine Chiffre.
Daneben unterstützte sie die Bewegung auch ökonomisch durch die Versorgung mit Medizin, Kleidern und Waffen.
1813 wurde eine ihrer Sendungen abgefangen; Leona wurde früh genug davon informiert und floh vor der drohenden Verhaftung nach Süden.
Durch die Umstände der Flucht, durch die schlechte Nahrung und die Unmöglichkeit sich irgendwo auszuruhen wurde sie krank. Ihre Familie erbat vom König einen Straferlass und nachdem sie zuerst ablehnte, akzeptierte sie schließlich und kehrte nach Mexico zurück, wo ihr Onkel sie in einer Eingeborenenschule unterbrachte.
Während des folgenden Strafverfahrens verriet sie niemand aus der Unabhängigkeitsbewegung und deren Kämpfern gelang es nach einiger Zeit der Isolierung in der Schule, sie zu befreien.
Sie heiratete Andrés Quintana Roo und bekam mit ihm zwei Töchter. Da der gesamte Besitz Leonas eingezogen worden war, lebten sie in großer Armut und waren ständigen Verfolgungen ausgesetzt. 1821 wird Neu-Spanien unabhängig, und die neue Regierung beschloß, die toten Patrioten zu ehren und die Überlebenden zu belohnen. Leona erhielt eine Summe Geld und eigenes Land. Bis zu ihrem Tod 1842 führte sie ein ruhiges Leben und half den Armen.