Paradoxerweise wird Cristobal Colon gefeiert für etwas, das er nicht getan hat: die Entdeckung Amerikas. Aber er wird nicht gefeiert für das, was tatsächlich sein Verdienst war: Dass er den Organisationsprozess der Menschheit auf Welt-Niveau initiiert hat. Die Spanier kamen nach Amerika und beschlossen, andere für sich arbeiten zu lassen. Dafür nahmen sie ihnen Land und Frauen. Die Männer schickten sie zur Schwerstarbeit in die Minen und Plantagen. Derart erniedrigt konnten sie sie nicht wie Menschen behandeln. Andererseits wollten sie auch nicht nur Produktionstiere, sie wollten eine Zwischenkategorie, intelligenter als Tiere, aber doch keine Menschen. Diese Schöpfung nannten sie in Amerika den "Indio", später in Afrika schufen sie den "Neger". Und gerade so, als wären inzwischen nicht 500 Jahre vergangen, spricht man auch heute noch von "Negern" - auch in Kreisen, die es eigentlich besser wissen müssten.
Die mit Cristobal Colon in Amerika geschaffenen Basismechanismen funktionieren bis heute weiter: Sein Tausch von Glasperlen gegen Gold etablierte den ungleichen Handel. Mit dem Tribut, der der autochthonen Bevölkerung auferlegt wurde, begann die Auslandsverschuldung, begannen Zwangsarbeit und andere Unterdrückungsmechanismen. Im kulturellen Bereich verhöhnten und zerstörten sie das, was sie die Götzen der Indianer nannten. Sie verachteten die indigenen Kulturen, die heute als "Dritte-Weltler" diskriminiert werden.
Ein illustratives Beispiel ist die Geschichte des Tango: Er war eigentlich die Musik und der Tanz des gemeinen Volkes in Argentinien, wurde dort aber von den Herrschenden zunächst nicht gepflegt. Erst nachdem er als Exotikum nach Europa exportiert worden war, konnte er von Paris aus, ausgestattet mit dem Flair und der Bestätigung der Ersten Welt, Amerika erobern.
aus: Rundbrief 3, emancipacion
e identidad de america latina: 1492-1992, monimbó e.V.