Apalachee

Die Katastrophe, die unmittelbar zu Beginn des 18. Jahrhunderts zum Niedergang der Apalachee führte, kam dann auch nicht aus Richtung der Spanier, sondern von Norden. Damals dürfte die Zahl der Apalachee insgesamt nur noch etwa 2.000 betragen haben. Der Angriff der Creek und Engländer auf die Apalachee wird gewöhnlich als Werk von Sklavenhändlern bezeichnet, doch ist der Zusammenhang wahrscheinlich komplexer. 1701 brach in Europa der spanische Erbfolgekrieg aus, dessen nordamerikanische Kolonialversion "Queen Anne's War" (Krieg der Königin Anne) genannt wird. Im Zuge dieses Krieges fielen die Briten (und die mit ihnen verbündeten Creek) in Florida ein, das den Spaniern gehörte, verwüsteten das Land und belagerten 1704 schließlich St. Augustine im Nordosten Floridas. Die Stadt St. Augustine wurde nach anderthalb Monaten von den Briten eingenommen, doch blieb das Fort weiterhin in spanischer Hand und die Engländer zogen sich schließlich zurück. Die Apalachee als spanische Verbündete wurden zwangsläufig von diesen Ereignissen betroffen. Das Argument der englischen Sklavenjagd auf die Apalachee kann nicht ohne weiteres entkräftet werden, doch spricht dagegen, dass ein großer Teil der Gefangenen von den Briten am Savannah angesiedelt wurde.

1702 schlug eine Streitmacht von 500 Creek und einigen Engländern, die von dem Händler Anthony Dodsworth angeführt wurden, einen 800 Mann starken Kriegertrupp der Apalachee und Spanier. Im Anschluss an das Gefecht wurden mehrere Missionen der Apalachee zerstört. Hier wirkte sich die Praxis der Spanier, ihren verbündeten Indianern Feuerwaffen vorzuenthalten, äußerst negativ aus. Die Engländer und Franzosen hatten niemals solche Hemmungen, auch wenn die Gefahr bestand, dass die Waffen bei gelegentlichen Aufständen "unplanmäßig" angewendet wurden.

Der entscheidende Schlag erfolgte im Jahr 1703/04. Im Dezember 1703 führte James Moore, der Gouverneur von South Carolina, eine Armee von 50 Briten aus Carolina sowie 1.000 Creek nach Florida und griff das Kernland der Apalachee an. Am 14. Dezember 1703 eroberten in einem neunstündigen Gefecht, bei dem einige Spanier sowie etwa 200 Apalachee getötet wurden, die Invasoren die Stadt Ayubale beim heutigen Tallahassee. In den folgenden Wochen zerstörte Moore weitere Siedlungen und Missionen, wobei nach seinen Angaben weitere 200 Apalachee umkamen. Moore erklärte, er habe die Bevölkerung von 3 Städten sowie den größten Teil von 4 weiteren hinweggeschafft und lediglich 2 Siedlungen und Reste einer weiteren Stadt verschont. Die Zahl seiner Gefangenen betrug 1.400. Insgesamt sollen 13 spanische Missionen während dieses Feldzuges vernichtet worden sein.

Die meisten der Apalachee, die den Sklavenfängern entkommen waren, flohen in westlicher Richtung, wo sie sich bei Mobile 1705 im französischen Einflussbereich niederließen. Nachdem die bei Mobile lebenden Apalachee zu dieser Zeit durch eine Gelbfieberepidemie dezimiert worden waren, soll die Zahl ihrer wehrhaften Männer noch etwa 100 betragen haben.

Die von Moore entführten Apalachee, soweit man sie nicht unmittelbar versklavte, wurden in South Carolina am Savannah River angesiedelt. 1715 wurde in South Carolina 638 Apalachee, davon 275 Männer in vier Dörfern gezählt. Möglicherweise wurde kleinere Kinder in der Gesamtzahl nicht mit erfasst, weil der Anteil der Männer an der Gesamtbevölkerung deutlich zu hoch erscheint.

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Rudolf Oeser