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Viele Vorfälle an amerikanischen und afrikanischen Heimschulen sind niemals bekannt geworden, oder wurden vertuscht.
Der mittlerweile aus dem Kirchendienst ausgeschlossene Kevin Annett hat Zeugenaussagen über Ereignisse an kanadischen Heimschulen gesammelt und dokumentiert. Die Zeugenaussagen von SchülerInnen mehrerer Schulen umfassen einen Zeitraum von den 20er Jahren bis heute und erzählen von Prügelstrafen, mysteriösen Krankheitsepidemien und Todesfällen, sexuellem Missbrauch, Zwangsterilisation und verschwundenen Kindern.
Sowohl Kevin Annett als auch die Zeugen wurden von mehreren Seiten mit dem Tod bedroht.
Der Titel der Dokumentation ist: Hidden from History- The Canadian Holocaust. Die vollständige Dokumentation kann über das Internet bezogen werden.
Es deutet viel darauf hin, dass die beschriebenen Vorfälle denen an anderen Schulen in Afrika und Amerika sehr ähnlich sind.


Aussage von Willie Sports, 75 Jahre, gegeben an (Reverend) Kevin Annett am 28. März 1998

Ich wurde 1923 in Sarita geboren. Ich war 8 Jahre alt, als ich zur Alberni Heimschule geschickt wurde. Mein Vater weigerte sich, mich in diese Schule zu geben, also steckten sie ihn in ein kleines Gefängnis am Nordrand von Port Alberi.

Ich erinnere mich an den ersten Tag dort. Ich wurde aufgestellt und sie befahlen mir, diese seltsame Nahrung zu essen. Ich hasste es. Sie wollten mich nicht gehen lassen, bevor ich nicht aufgegessen hatte. Ich sprach mit diesem anderen Jungen, William Dennis, in unserer eigenen Sprache, und diese Lehrerin, die Miß Torkelson hieß, kam herüber und schlug mich fest auf die Wange. Ich fragte den anderen Jungen., warum sie mich geschlagen hatte, und sie schlug mich noch härter. Das war der Beginn von vielen Prügeln für mich.

Meine Füße wurden dauerhaft deformiert, durch die engen Schuhe, die sie mich in der Schule zu tragen zwangen. Sie waren viel zu klein, aber ich musste sie tragen, bis sie abgelaufen waren, über Jahre. Als ich den 50. Geburtstag hinter mir hatte, zeigten meine Zehengelenke in die falsche Richtung. Es ist schrecklich und schmerzt jedes mal, wenn ich einen Schritt mache. Aber die Schuhe auszuziehen, bringt mich in Verlegenheit.

Das passierte vielen Kindern. Einige beschädigten ihre Schuhe, um ein neues Paar zu bekommen, das passte, aber sie wurden schlimm verprügelt dafür - nur weil sie passende Schuhe haben wollten!

Ein anderes mal sprach ich indianisch im Beisein von Reverend Pitts, dem Schulleiter der Alberni Schule. Er sagte: "Hast du indianisch gesprochen?" Noch bevor ich antworten konnte, hatte er meine Hosen heruntergezogen und verprügelte mich von hinten, bis er müde wurde. Als ich mich bewegte, nahm er meinen Kopf zwischen die Knie und schlug mich noch härter. Er benutze einen dicken Keilriemen, von einer Maschine, um mich zu prügeln.

Dieser Schulleiter Pitts versucht uns umzubringen. Er erzählte den Eltern nicht, dass ihre Kinder krank waren, und diese Kinder starben, direkt dort in der Schule. Die Absicht war, alle umzubringen und so erzählte Pitts den Eltern niemals, dass ihr Kind an Tuberkulose erkrankt war.

Ich bekam Tuberkulose und Pitts erzählte es keinem. Ich wurde jeden Tag schwächer, und ich wäre dort gestorben, wie all die anderen, aber mein Vater fand es heraus und holte mich aus der Schule. Ich wäre heute tot, wenn er nicht gekommen wäre.

Mein Vater brachte mich zu seinem Vater, meinem Großvater, der ein indianischer Arzt war. Ich sagte ihm, dass ich Schmerzen in der Brust hätte; die meisten Schmerzen unten links in der Lunge. Mein Großvater legte einen Finger darauf und begann zu singen. Dann saugte er an meiner Brust, dort, wo es am meisten weh tat. Er spuckte dreimal aus, in eine Schüssel, und jedes mal war es tiefschwarzes Zeug, was er ausspuckte.
Ich erinnere mich so gut daran ihm zuzusehen: dreimal tiefschwarzes Zeug in diese Schüssel, jedes mal ein ganzer Mund voll. Dann sagte er: "Du wirst leben, Sohn." Während der nächsten Tage bekam ich wieder Hunger, ich begann zu spielen und ich wurde gesund.
Ich war der einzige Überlebende aus der ganzen Gruppe, die von Pitts mit TB infiziert worden war. Er gab uns diese vergiftete Nahrung um uns zu töten. Der Schulleiter wollte, dass ich starb. Er hatte seine Anweisungen, uns diese mit TB verseuchte Nahrung zu geben, und ganz sicher war ich, dank meinem Großvater, der einzige, der von dieser Gruppe überlebte.
Diese verseuchte Nahrung war seltsam, und in Dosen, ich hatte so etwas vorher nie gesehen. Nachdem ich sie gegessen hatte, erkrankte ich an TB.

Dies passierte Stämmen weiter oben im Norden häufig; sie bekamen diesen vergifteten Schinken zu essen, und ganze Dörfer starben aus. Ich konnte nicht aufrecht sitzen, so schwach war ich, als ich diese Nahrung aus Dosen gegessen hatte.

Irgendwie überlebte ich drei Jahre an der Alberni Schule, aber als mein Großvater mich kuriert hatte und ich zurückkam, sah mich Schulleiter Pitts und sagte schnell: "Weißt du, dass du nicht an die Schule zurückkommen kannst?" Ich fragte warum, und er sagte: "TB ist ansteckend." Das war der einzige Grund, warum sie mich nicht zurückließen, obwohl ich zu dieser Zeit schon kuriert war.

Das bewies mir, dass Pitts wusste, dass ich TB gehabt hatte, und er mich nicht dort haben wollte, weil ich die Wahrheit über seinen Plan, Kinder umzubringen, kannte. Zwei meiner besten Freunde waren in der von ihm infizierten Gruppe: James Thomas´ Sohn von Nitinaht und ein Junge aus Port Renfrew. Beide starben innerhalb einer Woche, nachdem sie diese Nahrung gegessen hatten. Erst, als sie schon tot waren, wurde ihren Eltern etwas gesagt.

Bestimmte Bereich der Alberni Schule waren uns verboten, wie der Keller und der zweite Stock. Dorthin geschickt zu werden, war ein Todesurteil.


Unterschrieben von William Sports
Bezeugt von (Reverend) Kevin Annett

Bilder des Originaldokuments - Seite 1 / Seite 2