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Auslöser des Maji-Maji-Aufstandes
im deutsch besetzten Tansania war die Anweisung der Deutschen, Baumwolle anzubauen.
Allerdings war der Widerstand gegen die deutschen Kolonialherren schon seit
1890, der ersten Besetzung des Landesteils, gewachsen.
Neben dem direkten Zwang der einheimischen Bevölkerung für die Deutschen
zu arbeiten wurde auch mit einer Besteuerung versucht, die Ureinwohner zur Teilnahme
an der Geldwirtschaft zu zwingen. 1897 war die "Hüttensteuer"
eingeführt worden, die jede Hütte der AfrikanerInnen besteuerte. Als
diese Steuer zuerst nicht den gewünschten Erfolg brachte, wurde sie 1905
kurzerhand vervierfacht und musste ausnahmslos mit Geld beglichen werden. Damit
dachte man, die Ureinwohner endgültig zur Arbeit in den deutschen Besitzungen
zwingen zu können, da man Geld nur dort verdienen konnte. Es handelte sich
hierbei aber nicht um gewöhnliche Feldarbeit, sondern sehr schwere Arbeit,
bei der Todesfälle und Misshandlungen durch die Aufseher an der Tagesordnung
waren.
Der Aufstand begann im Matumbiland
in der Stadt Kilwa, wo nur eine kleine deutsche Garnison stand und eine Gegenwehr
nicht zu denken war. Im Gegensatz zu vielen Aufständen in anderen Kolonien
gelang es den Ureinwohnern schon zu Beginn der Kämpfe mehrere Stämme
einzubinden und nach kurzer Zeit den 2.500 deutschen Soldaten eine Armee von
22.000 Matumbi, Mbunga, Vidunga, Pogoro, Ngindo, Samaro, Ngoni, Lugoro und Pangwa
gegenüber.
Deutschland schickte umgehend einen Kreuzer mit Marinesoldaten, der die Schutztruppe
verstärken sollte und vor allem einige der neu entwickelten Maschinengewehre.
Die ersten Kämpfe führten zu einem noch nie da gewesenen Blutbad unter
den afrikanischen Angreifern. Allein im Angriff auf die Stadt Malenge konnten
die nur 1.000 Deutschen unter Hauptmann von Hassel den größten Teil
der 16.000 Angreifer mit nur zwei Maschinengewehren töten.
Schon zwei Monate vorher waren bei einem Angriff auf die Stadt Kilosa Hunderte
von Afrikanern mit nur einem Maschinengewehr getötet worden. Die Überlebenden
und gefassten Flüchtenden wurden erschossen, oder aufgehängt.
Zu den immensen Verlusten der Afrikaner trug auch der Maji-Maji-Kult bei, nach
dem der Aufstand später benannt wurde. Afrikanische Zauberer besprengten
die Krieger mit Wasser, das Unverwundbarkeit verlieh. Zumindest die Anfangserfolge
des Aufstands bestätigten den Afrikanern die Wirksamkeit des Wassers.
Nach den riesigen Verlusten der Aufständischen, hörten die Angriffe
in dieser Form auf: die Afrikaner verlegten sich auf den Guerilla-Kampf, der
sehr viel schwieriger zu bekämpfen war; die Deutschen gingen zu einer Taktik
der "Verbrannten Erde" über, bei der sie weiträumig Dörfer
und Felder verbrannten und Brunnen vergifteten oder zuschütteten. Die Folge
war eine Hungersnot, die auch am Kampf unbeteiligte Dörfer betraf. Die
Verluste von Aufstand und Hungersnot können nur ungefähr geschätzt
werden, gehen aber vermutlich in die Hunderttausende.