Die Abholzung von Bäumen
in den Kolonien begann praktisch direkt nach der Eroberung. Schon im 16. Jahrhundert
entstand die portugiesische Kolonie im heutigen Brasilien allein wegen des Brasil-Holzes,
dessen Farbstoffe einen bis dahin in Europa nicht gekannten Farbstoff ergaben.
Weitere Gründe für die Abholzung waren der Schiffsbau für die
immer größer werdenden Flotten von Kriegs- und Handelsschiffen.
In neuerer Zeit ist Tropenholz vor allem wegen dreier Vorteile begehrt:
- Farbe und Struktur von
Hölzern wie Mahagoni oder Teak ist ebenso ungewöhnlich in Europa wie
vor 500 Jahren der rote Farbstoff, und Möbel oder Wohnungsdekorationen
machen einfach deutlich, dass man es zu etwas gebracht hat.
- Viele tropische Hölzer
sind sehr hart oder von der Faserstruktur her sehr verschlungen. Daher verziehen
sie sich bei Feuchtigkeit nicht sehr stark und das macht sie geeignet für
den Bau von Fenstern, Türen oder anderen Bauteilen, die der Witterung ausgesetzt
sind.
- Außerdem wird Tropenholz
in den Tropen gerodet, wie der Name schon sagt, und dementsprechend braucht
der Wald in Europa nicht abgeholzt zu werden. Hinzu kommt noch, dass Holzfäller
in den ärmeren Ländern zu Löhnen arbeiten, zu denen ein Europäer
noch nicht mal zur Arbeit fährt. Daher ist Tropenholz trotz des Transports
mit dem Schiff immer noch so billig, dass sich auch die Verarbeitung in Spanfaser-
oder Sperrholzplatten rentiert.
Der immense Raubbau an den tropischen Wäldern hat aber weitere Gründe,
die mit der direkten Nutzung des Holzes nur indirekt zu tun haben.
- Viele der begehrten Bäume
sind Einsiedler und man findet zum Beispiel von Mahagoni-Bäumen nur einen
oder zwei auf einem Hektar Waldgebiet. Da der Holzeinschlag aber fast immer
mit Maschinen geschieht, muss der größte Teil des umliegenden Waldes
gleich mitgerodet werden.
- Nach Schätzungen
dienen nur etwa 20% der abgeholzten Bäume der Nutzung als Bauholz. Der
überwiegende Teil des Holzes wird direkt zu Brennmaterial verarbeitet,
oder zur Herstellung von Holzkohle verwendet. Brennmaterial zum Kochen und zur
Beheizung, Holzkohle zur Trocknung von Tee oder Tabak oder sogar zur ineffizienten
Eisenproduktion.
- Große Waldgebiete
werden gerodet, um Plantagen für Kaffee, Kakao oder Soja-Bohnen anlegen
zu können. Da der Boden der tropischen Wälder oftmals nur eine dünne
Humusschicht besitzt, gehen nach einigen Ernten die Erträge drastisch zurück
und neue Waldgebiete müssen gerodet werden.
- Riesige Waldgebiete werden abgeholzt, um Weideland für Rinder zu bekommen. Diese dienen natürlich nicht den Ureinwohnern als Nahrung, sondern kommen in Europa und Nordamerika als Hamburger auf den Tisch. Dass dieses Fleisch zusätzlich mit Holzmehl gestreckt wird ist eine Lüge.
Die Fastfood-Firmen bemühen
sich immer wieder, glaubhaft zu machen, dass ihr Fleisch nicht von tropischen
Weiden kommt, aber gefüttert werden die Rinder zum großen Teil mit
Soja-Produkten.
- Zusätzlich kam es
in den letzten Jahren durch riesige Waldbrände zur Vernichtung großer
Waldgebiete in den Tropen.
Die Regenwaldvernichtung
aufzuhalten ist nicht einfach. Denn ebenso, wie die Einwohner der ehemaligen
Kolonien in Ermangelung anderen Brennmaterials gezwungen sind, ihre letzten
Waldbestände zu verheizen, sind große Bäume auch oft eine Möglichkeit,
Geld zu verdienen: Ein Jahrhunderte alter Baum, der seit Generationen einem
Dorf Schatten spendet, kann einem Holzhändler für mehr Geld verkauft
werden, als sämtliche Erwachsene des Dorfes in einem Jahr verdienen.
Auch in nationalem Maßstab stellt der Holzverkauf eine Einnahmequelle,
die nur geringe Investitionen voraussetzt. Insofern ist es nicht verwunderlich,
dass sich die Amazonas-Staaten auf einer Konferenz 1989 gegen jegliche Einmischung
seitens der Industrienationen wehrten.
Neben dem Verlust der ökologisch einzigartigen Tropenwaldgebiete der Erde
hat der Raubbau weitere wichtige Konsequenzen.
Durch die immer weiter vordringenden Abholzungsarbeiten werden die Lebensgebiete
der Ureinwohner Südamerikas und Asiens immer kleiner. Auch ohne die brutalen
Übergriffe der Holzarbeiter sind ihre Lebensbedingungen bald nicht mehr
vorhanden.
Da der größte Teil des abgeholzten Waldes in der einen oder anderen
Form verbrannt wird, werden riesige Mengen gebundenes Kohlendioxyd frei, das
zu einer Klimaveränderung im globalen Maßstab beiträgt.