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Die viertgrößte
der philippinischen Inseln, Negros, ist ein Beispiel für die Folgen des
Zuckeranbaus in Monokulturen.
In den letzten 150 Jahren wurden die ursprünglich reichen Wälder exzessiv
abgeholzt, um Land für Zuckerrohrplantagen zu erhalten. Zuerst waren es
die spanischen Kolonialherren, dann, nach der Eroberung durch die Nordamerikaner,
diese.
Mehrere Haziendas, die über jeweils Tausende von Hektar Plantagengebiet
umfassen, teilen das Land unter sich auf. Eine eigens gebaute Eisenbahnlinie
sorgt für den Transport zu den Mühlen und weiter zu den Häfen.
Den Kleinbauen, die ihre Länder den Investoren verkauft hatten, blieb nur
noch die Arbeit auf den Plantagen.
Die Arbeiter werden in der Regel saisonal bezahlt, das bedeutet sie haben kein
regelmäßiges Einkommen, sondern werden nur dann bezahlt, wenn Arbeiten
zu leisten sind. Der Arbeitslohn beträgt etwa 50 Pesos am Tag, das sind
umgerechnet etwa 2,- DM und ungefähr die Hälfte des gesetzlichen Mindestlohnes.
Da die meisten Bauern aber ihre Länder an die Großgrundbesitzer verkauft
haben, bleibt ihnen auch keine Möglichkeit, durch eigenen Anbau die Versorgung
zu verbessern.
Immerhin war die Arbeit auf den Zuckerrohrfelder bis in die Mitte der 70er Jahre
eine relativ sichere Einkommensquelle. Ein Handelsabkommen mit den USA sicherte
den philippinischen Zuckerproduzenten einen stabilen Preis. Als das Handelsabkommen
1974 auslief, musste der Zucker zum Weltmarktpreis verkauft werden, und dieser
sank unaufhaltsam. Von 65 Cents pro Pfund 1974 sank der Preis in den kommenden
10 Jahren auf 3 Cents. Die Produktionskosten wurden dagegen auf etwa 15 Cents
pro Pfund geschätzt. Das heißt, es war ein Verlustgeschäft,
überhaupt Zucker auf Negros zu produzieren.
Entsprechend sanken die Produktionsmengen von etwa 3,5 Millionen Tonnen 1974
auf 1,2 Tonnen 1987. Viele Zuckerrohrfelder wurden überhaupt nicht mehr
bewirtschaftet und dementsprechend wurden auch keine Arbeiter mehr gebraucht.
Mehrere Hunderttausend ZuckerarbeiterInnen wurden arbeitslos und eine umfassende
Hungersnot herrschte auf Negros.
Einige Großgrundbesitzer erlaubten den ArbeiterInnen den Anbau anderer
Produkte auf den Zuckerrohrfeldern, allerdings war dies eher die Ausnahme.
Die Abhängigkeit der ArbeiterInnen von den Zuckerrohrplantagen hat in den
letzten 100 Jahren immer wieder zu Aufständen geführt, die blutig
niedergeschlagen wurden. In letzter Zeit sehen die Arbeitslosen allerdings die
Möglichkeit, in Städte des In- und Auslandes auszuwandern, wo die
Überlebenschancen zumindest nicht ganz so katastrophal zu sein scheinen.