Monopol - Indigo
Das Verfahren wurde von den Farbwerken Hoechst (vormals Meister, Lucius und Brüning) übernommen und als Indigo ML&B in den Handel gebracht. Die BASF verlor ihre Vormachtstellung und ein heftiger Konkurrenzkampf begann. Schließlich wurde der Markt 1904, nachdem der Preis auf 7 Mark pro Kilogramm gesunken war, durch den Abschluss einer Konvention aufgeteilt. Der Ausbau des elektrochemischen Werkes in Augsburg wurde nicht fortgeführt, denn das Pfleger-Verfahren verdrängte bald alle anderen. Im Jahre 1913 produzierte alleine Hoechst 4,5 Millionen Kilogramm Indigo. 1926 schlossen die beiden deutschen Werke einen Vertrag, der es allen erlaubte, nach der kombinierten Heumann-Pfleger-Methode zu produzieren. Dieser Vertrag bildete eine Vorstufe zur Gründung der IG-Farben.
1900 musste Deutschland noch für 20 Millionen Mark Naturindigo importieren, doch schon 1905 erreichte der Export von synthetischem Indigo einen Wert von 25 Millionen Mark.
Das stolze Englische Indigo-Monopol geriet so erst ins Wanken und zerbrach dann in kurzer Zeit ganz (und ein weiterer Schritt zum Untergang der einstigen Weltmacht war gemacht). Das deutsche Nationalbewusstsein bekam dadurch deutlichen Auftrieb. Zum ersten Mal war es durch moderne Technik und Wissenschaft gelungen, einer großen Kolonialmacht eine Monopolstellung zu entreißen.
Der natürliche Indigo erlebte während dem ersten Weltkrieg eine neue kurze Blüteperiode, weil zahlreiche Staaten vom Bezug des nur in Deutschland und in der Schweiz hergestellten synthetischen Indigos abgeschnitten waren. Nach der Wiederaufnahme der Fabrikation, nun auch in anderen Ländern, sank der Verbrauch des Naturstoffes sehr schnell. 1930 war dann die Indigokultur in Britisch-Indien so gut wie erloschen.
aus: Andreas Dutly, www.dutly.ch/indigohtml/indigo1.html