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Sklaverei
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"Privatbesitz"
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Wann zum ersten Mal Menschen
zum Besitz anderer Menschen zählten, ist unbekannt. Bekannt ist, dass schon
lange vor unserer Zeitrechnung Sklaverei in vielen Kulturen normal war.
Allerdings waren Sklaven, ungeachtet der moralischen und ethischen Bedenken,
die man heute gegen den Besitz von Menschen hat, ein wertvoller Besitz, den
es zu pflegen galt. Oft genug waren kompetente Sklaven, welche zum Beispiel
die Buchhaltung erledigten, oder Güter und Produktionsstätten verwalteten,
im Altertum wichtiger als freie Angestellte.
Zu bestimmten Zeiten kam es auch vor, dass Menschen sich selbst als Sklaven
verkauften, da das Leben als Sklave für sie ein menschenwürdigeres
Leben bedeutete, als ein Leben als freier Mensch.
Außer dem lebenslangen Status als Sklave gab es auch Formen befristeter
Sklaverei, die den Sklaven nach einer gewissen Anzahl von Jahren die Freiheit
zurückgaben, oder nach Abarbeitung einer Schuld.
Mit der Eroberung und Kolonisierung anderer Kontinente wurde eine Form der Sklaverei
die vorherrschende, die es in den Jahrhunderten zuvor hauptsächlich auf
Galeeren und im Bergbau gegeben hatte:
Sklaven wurden als reine Arbeitskraft angesehen und wurden durch anstrengende
und zermürbende Arbeit so umfassend wie möglich ausgebeutet.
Mit dem Wachsen der Plantagen
in Amerika wurden Millionen Menschen als Arbeitskräfte gebraucht. Die Sklavenschiffe
in Westafrika wurden vollgestopft mit Menschen, die von Sklavenhändlern
aus ihren Lebensgebieten geraubt worden waren. Ganze Landstriche wurden in Afrika
zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert entvölkert, und neben den verheerenden
Auswirkungen der Rohstoffausbeutung haben sich viele Länder Afrikas bis
heute nicht von diesen Menschenverlusten erholt.
Mit der Einführung des neuen großangelegten Wirtschaftszweiges Sklavenhandel
wurde die Ware Mensch so billig, dass es sich nicht lohnte, für ihre Bedürfnisse
zu sorgen.
Von den Sklaven, die, paarweise aneinander gekettet, aus dem Landesinneren an
die Sklavenforts getrieben wurden, kamen zwischen 50 und 80 Prozent überhaupt
an der westafrikanischen Küste an. Den Transport in den überfüllten
und oft verseuchten Schiffen überlebten zwischen 40 und 50 Prozent. An
ihren Bestimmungsorten den karibischen Zuckerfeldern oder den nordamerikanischen
Baumwollplantagen angekommen, betrug ihre Lebenserwartung durchschnittlich etwa
noch 10 Jahre.
Trotzdem man die Sklaverei nur als Jahrhunderte dauernden Völkermord bezeichnen
kann, stützte sich die Wirtschaft der Kolonien und damit auch die der europäischen
Mutterländer auf die Arbeit der Sklaven. Der Reichtum Europas, wie auch
die industrielle Revolution, die ab dem Ende des 18. Jahrhunderts die Rolle
Europas und Nordamerikas als Industriemächte begründete, wäre
ohne die Arbeit der Sklaven nicht möglich gewesen.
1792 schaffte Dänemark als erstes Land den Sklavenhandel ab und in den kommenden 50 Jahren wurde der Sklavenhandel mehr und mehr erschwert. Weniger die Entwicklung humanistischer Ansichten, wie gerne behauptet wird, als vielmehr der nun problematischere Nachschub des Wegwerfartikels Mensch, veranlasste die Sklavenhalter langsam zu einem weniger rücksichtslosen Umgang mit ihrem Besitz.
Offiziell
ging die Sklaverei mit der französischen Revolution zuende, in deren Verlauf
den Sklaven in den französischen Gebieten die Freiheit gegeben wurde. Als
letztes Land schaffte Brasilien 1888 die Sklaverei ab.
Allerdings wurden Formen informeller Sklaverei gefunden, wie etwa die der Péonage (Schuldknechtschaft) oder der Encomienda, die in letzter Konsequenz nichts anderes sind.