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Es gab auch private Bestrebungen zur Gründung von Schulen in Kiautschou, beispielsweise die Shufan-Mädchen-Schule in Qingdao, die im wesentlichen von Paul Rohrbach initiiert wurde. Er war es auch, der die notwendigen Gelder in einer aufwendigen Sammel- und Werbeaktion in Deutschland auftrieb. Unterstützung erhielt das Projekt von dem 1900 gegründeten Ostasiatischen Verein. Ein gemeinsames "Komitee" entwarf 1910 einen Spendenaufruf zugunsten der deutsch-chinesischen Mädchenschule, mit Hilfe dessen innerhalb eines Jahres die notwendigen Gelder gesammelt werden konnten. Die Schule wurde im Herbst 1911 mit 20 Schülerinnen eröffnet. Der zugrundeliegende Gedanke war, dass die Frau in China eine so wichtige Rolle bei der Kindererziehung spielt, dass über sie eine effektive Einflussnahme auf die chinesische Kultur möglich wäre. Die Mädchen sollten daher mit den "höchsten Ergebnissen der deutschen Kultur bekannt werden, damit von diesen Einflüssen in ihren künftigen Familien etwas Gestalt gewinne". Die Schule wandte sich daher insbesondere an die Töchter "besserer" Familien. Im Lehrplan wurde ausdrücklich kein christlicher Religionsunterricht vorgeschrieben.
Die deutschen Maßnahmen in der Bildungspolitik führten zur Etablierung eines differenzierten, mehrgliedrigen Schulsystems. Dieses System wies drei Säulen auf: Elementarausbildung, Berufsschulwesen und weiterführendes höheres Schulwesen. Es wurde in den in Qingdao gegründeten Schulen außerdem versucht, deutsche und chinesische Bildung miteinander zu kombinieren. Neben der Unterweisung in den chinesischen Klassikern durch chinesische Lehrer stand die Ausbildung in modernen Wissenschaften. Als Unterrichtssprache dienten sowohl Chinesisch als auch Deutsch. Von den deutschen Dozenten wurde erwartet, dass sie in chinesischer Sprache unterrichten konnten. (...)

Tsingtau: Europäische Mädchenschule der katholischen Steyler Mission, Sammlung: DHM, Berlin

 

 

 

Qingdao (Tsingtau) - Ein Zentrum deutscher Kultur in China?, von Klaus Mühlhahn
Deutsches Historisches Museum
http://www.dhm.de/ausstellungen/tsingtau/