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Angesichts der vielbeschworenen Rassengleichheit in Brasilien wird im übrigen auch leicht die rücksichtslose Verdrängung der indianischen Urbevölkerung "vergessen". Die schätzungsweise über fünf Millionen Indianer, die bei der Ankunft der Portugiesen in Brasilien gelebt hatten, dürften mittlerweile auf unter 200 000 geschrumpft sein. Zu Beginn der portugiesischen Kolonialherrschaft wurden sie in großer Zahl versklavt und starben zu Tausenden auf den Feldern und in den Minen der weißen Herren. Andere wurden brutal niedergemetzelt oder in Missionsstationen "zivilisiert". Mit den Weißen kamen ferner neue Krankheiten wie Masern oder Grippe, gegen welche die Indianer keine Abwehrkräfte besaßen. Ganze Stämme wurden dadurch ausgelöscht. Und in jüngerer Zeit sind viele brasilianische Indianer Opfer der rigorosen Strategie zur Erschließung des Amazonasbeckens geworden.

Ungefähr 13 000 Indianer leben heute in 24 Reservaten, wo sie, weitgehend von der Zivilisation unberührt, nach althergebrachter Weise für sich selbst sorgen und ihre Kultur pflegen können. Bekannt ist vor allem der 1961 gegründete 35 000 Quadratkilometer große Xingu-Nationalpark am Oberlauf des Xingu-Flusses, wo neun verschiedene Stämme mit insgesamt rund 1000 Indianern leben. Leider bleiben die Indianer aber selbst in diesen letzten Rückzugsgebieten nicht ungestört. Wiederholt wurde in den letzten Jahren von Massakern unter den brasilianischen Ureinwohnern berichtet, teils durch umherziehende Goldsucher. Ob die letzten brasilianischen Indianer noch lange solchen Übergriffen, der Ausbeutung ihrer Wälder und den neuen Strassen und Siedlungen auszuweichen vermögen, ist leider ziemlich fraglich.

aus: http://www.markuskappeler.ch/tex/fratex.html
© 1989 Markus Kappeler / Groth AG (erschienen in der "Flags of the Nations" Stamp Collection, Groth AG, Unterägeri)