Europäische Kolonisation 1420-2000

1. Einführung
2. Wie Eroberung und Siedlung begannen
2.1. Erste Erkundungen
2.2. Gewürzhandel
2.3. Seerouten nach Asien
2.4. "Die neue Welt"
2.5. Erste Erkundungen und Kolonisation in den Amerikas
2.6. Das amerikanische Festland
3. Die spanischen Kolonien in Amerika
3.1. Spanische Siedlungen
3.2. Die Entwicklung der Kolonien
3.3. Die Auswirkungen auf die Indianischen Völker
3.4. Die Ausbreitung des Reiches
3.5. Das Ende des spanisches Reiches
3.6. "Unabhängigkeit" für die Kolonien
4. Portugiesische Kolonien in Amerika
4.1. Erste Siedlungen
4.2. Die Gründung der Kolonien
4.3. Die Entwicklung Brasiliens
4.4. Die "Unabhängigkeit" Brasiliens
5. Englische und französische Kolonien in den Amerikas
5.1. Nord-West-Passage und erste Siedlungen
5.2. Die Gründung der englischen Kolonien
5.3. Virginia
5.4. Neu-England
5.5. Französische Kolonisierung
5.6. Westindische Insel
5.7. Die Entwicklung der englischen Kolonien
5.8. Der Ruf nach Unabhängigkeit
5.9. Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg
5.10. Karibik
6. Siedlung und Kolonisierung in Asien
6.1. Erforschung und Gewürzhandel
6.2. Portugiesische Siedlungen im fernen Osten
6.3. Holländische und englische Kolonisierung
6.4. Europäische Kolonien im 16. und 17. Jahrhundert
6.5. Englische Kolonisierung Indiens
6.6. Holländische Kolonisierung Ceylons und Javas
6.7. Ausdehnung im 19. Jahrhundert
6.8. Die "Endphase" der Kolonisierung
7. Kolonisierung in Afrika
7.1. Erste Kontakte
7.2. Kolonisation während des 19. Jahrhunderts
7.3. Der Kampf um Afrika
8. Das "Ende" der Kolonisierung
8.1. Die "Endphase" der Kolonisierung
8.2. Die Forderung nach Unabhängigkeit
8.3. Die Auswirkungen des 2. Weltkriegs und Einstellungen der Kolonialmächte
8.4. Der Beginn der "De-Kolonisierung"
8.5. Der Prozess der "De-Kolonisierung"

1. Einführung

Kolonien sind Gebiete und Länder, die von anderen Nationen erobert und kontrolliert wurden. Fast immer haben sich die Kolonisten auch in den eroberten Ländern angesiedelt. Die Idee, Menschen in die Kolonien zu schicken, um Siedlungen, Farmen und Minen zu gründen und zu handeln ist sehr alt. Bereits im Altertum gründeten die Griechen und Römer Kolonien, und später wurden sehr mächtige Reiche durch die Hindus in Südostasien geschaffen, sowie durch die Chinesen und Türken im nahen Osten.

Das Spiel "Colony" zeigt die Eroberung und Kolonisierung auf allen Kontinenten der Welt durch europäische Mächte während der letzten 500 Jahre.

Was passierte in diesen 500 Jahren und was gibt die (europäische) Geschichtsschreibung wieder?

Kolonialismus fand über einen Zeitraum von mehr als 500 Jahren statt und beeinflusste den größten Teil der Welt - zu einigen Zeiten umfassten die Reiche der Kolonialmächte 85 % der Landfläche der Erde. Diese großen Kolonialreiche entstanden in der Zeit ab 1500 und bestanden praktisch bis 1930.
Im folgenden Text gehen wir nicht auf alle Kolonien ein, vielmehr geht es uns darum Grundzüge der Entwicklung des Kolonialismus aufzuzeigen.

Phasen der Kolonisierung
Es gab zwei große Abschnitte bei der Gründung und Entwicklung der großen europäischen Kolonialreiche:
1500-1830: die meisten kolonialen Aktivitäten fanden in dieser Zeit in Amerika statt. Die Mehrheit der Kolonien erhielt ihre "Unabhängigkeit" am Ende dieses Abschnitts;
1780-1975: wurden die meisten Kolonien in Asien und Afrika erobert, und wurden zum Ende dieses Abschnitts "unabhängig".

Zu verschiedenen Zeiten gab es für die europäischen Mächte sehr unterschiedliche Gründe, Kolonien zu erobern, ebenso gab es aufgrund der Situation, die die Eroberer vorfanden, große Unterschiede bei Aufbau und Entwicklung der Kolonien.
Die Gründe, aus denen die Kolonien schließlich ihre "Unabhängigkeit" erhielten, waren ebenfalls sehr unterschiedlich.

2. Erkundung und Besiedlung

2.1. Erste Erkundungen

Die Gründung der ersten großen Kolonialreiche war eine Folge der Erforschung Afrikas, Asiens und Amerikas im 15. Jahrhundert auf der Suche nach neuen Handelsmöglichkeiten.
Die Erforschung und Besiedelung von Ländern außerhalb Europas begann sehr langsam durch die Spanier und die Portugiesen. Ihre Seeleute erforschten, gefördert durch Prinz Heinrich von Portugal, die Inseln des Atlantiks. Die ersten Siedlungen wurden 1420 auf Madeira durch die Portugiesen gegründet.
Spanien erlangte die Kontrolle über die Kanarischen Inseln, nachdem sie das Volk der Guanche besiegt hatten, und gründeten ebenfalls Besitzungen.
Portugal landete 1430 auf den Azoren und 1460 auf den Capverdischen Inseln und legte auch dort Besitzungen an.

 

Frühe Besitzungen
Die atlantischen Kolonien produzierten Holz für den Möbel- und Hausbau in Portugal. Zuckerpflanzen wurden von Sizilien und Obstbäume aus Kreta importiert und in Madeira angepflanzt.
Auf den Kanarischen Inseln produzierten die neuen Plantagen Wein und Getreide und auf den Azoren wurde Schafzucht betrieben.

 

Zu dieser Zeit kämpfte Portugal ebenfalls gegen die Araber und sandte 1415 eine Expedition nach Nordwest-Afrika, die die Stadt Ceuta angriff und eroberte.
Dadurch erhielten die Portugiesen viele Informationen über Nordafrika und seine Küste.
Prinz Heinrich wies seine Seeleute an, die Küstengewässer zu erkunden, um Fischgründe und Handelsmöglichkeiten zu finden, und außerdem, weil er hoffte, Gold zu finden. Die Seefahrer segelten immer weiter südlich und erreichten schließlich um 1430 Gambia und um 1460 die Goldküste und Guinea. Dabei wurden reiche Fischgründe entdeckt und der erste Handel mit den dort Ansässigen entwickelte sich.

2.2. Gewürzhandel

Ein neue Phase in der Erkundung Afrikas begann 1480 durch das Bestreben Spaniens und Portugals den Gewürzhandel zu übernehmen. Die Gewürze wurden bis dahin von italienischen Händlern, zusammen mit anderen Luxusgütern aus Asien nach Europa gebracht, zuerst über den Landweg von Indien nach Arabien und von dort mit Schiffen über das Mittelmeer. Die italienischen Händler kontrollierten den gesamten Handel.
Allerdings wurden als eine Folge der türkischen Eroberungen Ägyptens und Syriens die von den italienischen Händlern benutzten Häfen mit hohen Steuern belegt, und entsprechend höhere Preise mußten in Europa für Gewürze bezahlt werden.
Die Möglichkeiten, immense Gewinne zu machen, in dem man die teuren Häfen umging, bewogen Spanien und Portugal dazu, neue Handelsrouten für Gewürze zu suchen.

2.3. Seerouten nach Asien

Um 1480 lag es für den Gewürzhandel nahe, Handelsrouten um Afrika herum nach Indien und zu den Gewürzinseln zu suchen. Portugal hatte bereits einige Handelsbeziehungen mit Afrika entwickelt, hauptsächlich, um Gold, Sklaven und Pfeffer einzutauschen. Eine Fabrik und eine Festung waren in Sao Jorge da Mina an der Goldküste errichtet worden, eine weitere Festung bei Elmina an der Bucht von Benin.
Als Folge der jahrelangen Seefahrt waren die Portugiesen ziemlich erfahren in der Erkundung neuer Länder und im Segeln über weite Strecken hinweg. Ihre Schiffe waren mittlerweile geschaffen dafür, den Atlantik zu befahren, so daß sie große Strecken zurücklegen konnten. Navigation und Kartographie hatten sich entwickelt und die Schiffe wurden mit Kanonen ausgerüstet.
Zudem hatten deutsche und italienische Banken Interesse und vor allem die Mittel, um die Erkundungsfahrten mit den notwendigen Geldern zu finanzieren.

König Johann II. unterstützte und finanzierte einige der immer weiter die afrikanische Küste entlang führenden Reisen, die auf der Suche nach der Seeroute nach Asien durchgeführt wurden.
Schließlich umschiffte Bartolomeo de Dias 1487 das südliche Kap Afrikas und Vasco da Gama überquerte 1497-1498 den indischen Ozean und erreichte Calicut in Indien.
Er tauschte europäische Waren gegen Gewürze ein und kehrte mit Pfeffer und Zimt zurück.
1500 kam Cabral auf seiner Reise um Afrika herum vom Kurs ab und landete in Brasilien. Er erreichte später aber doch noch Indien und erhielt von der dortigen Regierung die Erlaubnis, ein Kontor für den Gewürzhandel in Cochin zu bauen. In der Folge errichteten die Portugiesen für den Gewürzhandel einige Kontore und Siedlungen an der indischen Küste.

2.4. "Die Neue Welt"

1492 brach Christoph Columbus, finanziert durch das spanische Königshaus, zur Suche nach einem neuen Seeweg nach Indien auf. Er wollte Indien jedoch nicht auf dem herkömmlichen Weg nach Süden und Osten erreichen, sondern er segelte in westlicher Richtung über den Atlantik. Er ging davon aus, daß diese Route kürzer sei als die portugiesische Route um Afrika herum.
Er erreichte zuerst die Bahamas und stieß dann auf San Salvador, Cuba und Haiti.
Auf einer zweiten Reise 1493 brachte er 1200 Menschen mit, darunter auch Soldaten, Farmer und Handwerker. Außerdem Werkzeuge, Saatgut und Tiere um eine Siedlung in Haiti zu errichten. Diese Siedlung sollte Landwirtschaft und Bergbau betreiben und Ausgangspunkt für weitere Eroberungen werden.
Nachdem die Siedlung von Ureinwohnern zerstört worden war und eine andere von ihnen angegriffen wurde, begannen die Kolonisten eine neue Siedlung in Santo Domingo aufzubauen.
Die fortschreitende spanische Erkundung des südamerikanischen Binnenlandes führte schließlich zu der Erkenntnis, daß dies nicht Indien sein konnte, sondern ein ganz unbekanntes Land war. Später wurde dieser neue Kontinent nach dem italienischen Seefahrer Amerigo Vespucci Amerika genannt.
In der Zwischenzeit befuhren die Portugiesen und die Engländer den Nordatlantik, um durch diese Gewässer eine Route nach Indien zu finden.
1497-98 landete John Cabot, finanziert von der Englischen Regierung, in Neufundland, danach in Neuschottland und weiter südlich in Neuengland.

2.5. Die ersten Erkundungen und die Kolonisation Amerikas

Da die Spanier den Seeweg nach Indien nicht gefunden hatten, entschieden sie, die zufällig gefundenen Länder auszubeuten. Sie hatten erkannt, dass es auch hier große Reichtümer gab. Es gab Land und eine Bevölkerung, die man zur Arbeit darauf zwingen konnte, was gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Kolonisierung waren.
Viele der ersten Siedler waren ehemalige Soldaten aus den Kriegen gegen die Mauren, die in Spanien keine Arbeit finden konnten, andere wurden von der Neugier oder auf der Suche nach Land und Reichtum in die neuen Kolonien gezogen. Für andere war die Aussicht, die Ureinwohner zum Christentum zu bekehren, das Wichtigste.
Alle gingen auf eigene Kosten und ohne Unterstützung der spanischen Regierung in die Kolonien.
In den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts waren die meisten Inseln der Karibik erkundet und eine ansehnliche Anzahl spanischer Siedler hatte sich dort niedergelassen, hauptsächlich auf Haiti und Cuba.
Sie hatten Rinder und Pferde mitgebracht und bauten Farmen auf, oder suchten nach Gold.
Die ansässigen Arawak starben wegen der von den Eroberern eingeschleppten Krankheiten sehr schnell aus und die Siedler begannen, da ihnen die Arbeitskräfte fehlten, Sklaven aus Afrika zu kaufen. Um 1600 waren die Ureinwohner vollständig ausgerottet - europäische Siedler und afrikanische Sklaven hatten ihren Platz eingenommen.

2.6. Das amerikanische Festland

Ein neue Phase der Erkundung und Eroberung begann mit der Entsendung von Expeditionen von den Inseln an die Küsten des Kontinents. Auch hier war man auf der Suche nach Gold und anderen Reichtümern und begann neue Siedlungen zu gründen.
Balboa führte die ersten dieser Fahrten der Konquistadoren an. Er startete in Haiti überquerte das Festland und erreichte schließlich den Pazifik. Dort gründete er die Stadt Darien und andere Siedlungen.
Spätere Erkundungsfahrten führten an der karibischen Küste entlang nach Honduras, den Golf von Mexiko und an die pazifische Küste.
Die Spanier kamen dabei in Kontakt mit den wohlhabenden und mächtigen Reichen der Mayas und Azteken in Mexiko und mit den Inkas in den peruanischen Anden.
Im Jahr 1519 führte Cortez eine Streitmacht nach Mexiko, um das Land zu erobern. 1521 besiegte seine Armee aus Spaniern und den Azteken feindlichen Ureinwohnern die Azteken.
Cortez zerstörte die aztekische Hauptstadt Tenochtitlan und begann auf ihren Fundamenten mit dem Bau einer großen spanischen Stadt.
1530 führte Pizarro einen Angriff auf die Inkas in Peru. Er besiegte sie 1535 und eine neue spanische Hauptstadt wurde in Lima errichtet.

Weitere Eroberungszüge der Spanier führten sie nach Bolivien, Chile, Guatemala, Honduras und den Süden der heutigen Vereinigten Staaten.

Amerikanische Zivilisationen
Die Mayas und Azteken in Mexiko und die Inkas in Peru hatten um 1500 großartige Zivilisationen errichtet. Sie waren ebenfalls erfahrene Baumeister; die Mayas bauten riesige Pyramiden und das Straßennetz der Inkas führte über die Anden und verband die Städte miteinander.
Die Mayas und Azteken konnten die Position der Sterne errechnen und vorhersagen, ebenfalls waren sie hervorragende Bildhauer und Kunsthandwerker. Die Europäischen Eroberer lernten von ihnen den Anbau von Tomaten, Mais und Tabak. Landwirtschaft und Technik waren in vielen Bereichen denen in Europa weit voraus.


3. Spanische Kolonien in den Amerikas

3.1. Spanischen Siedlungen

Um 1550 kontrollierten die Konquistadoren alle wichtigen Zentren der indianischen Zivilisationen, aber nicht alle dieser Gebiete waren von den Spaniern erobert worden.
Einige Indianer flüchteten in die Berge und in die Halb-Wüsten und der Widerstand gegen die Eroberung rührte sich in vielen Gebieten, in Peru zum Beispiel bis etwa 1570.

Nur wenige Ureinwohner aber, wie die chilenischen Araukas, behielten ihre Unabhängigkeit.
Mit der Übernahme der Kontrolle begannen die Spanier Siedlungen zu gründen, Städte zu bauen und Minen anzulegen. Ihre Anführer wollten Gesellschaften errichten, die an Wohlstand und Luxus denen in der Heimat entsprachen. Aus diesem Grund wurde das System der Encomienda, das zuvor schon in Granada, den Kanaren und in der Karibik entwickelt wurde, als Methode zur Besiedlung genutzt. In Mexiko und anderen Gebieten waren die Bedingungen hierfür ideal, da das Land für Landwirtschaft und Viehzucht gut geeignet war. Die Ureinwohner konnten zum Beackern der Felder gezwungen werden und zur Arbeit beim Aufbau der Städte.
Wichtig bei dem System der Encomienda war auch die Bekehrung der Ureinwohner durch Missionare. Dabei wurde das Christentum häufig so vermittelt, dass es wie eine neue Form der alten Religionen erschien.

Die Encomienda

Nach diesem System waren einige Siedlungen einem spanischen Machthaber unterstellt, der sich das Recht nahm, von den Ureinwohnern Arbeit, Nahrung und andere Waren zu fordern, die allerdings immer noch "freie" Menschen waren, die eigenes Land besaßen. Der "Encomendero" war verantwortlich für den Schutz der Siedler und die Berufung von Missionaren.
Mit diesem System ersetzten die Spanier die Spanier die aztekischen Gesetze, ohne allerdings die sozialen Leistungen des Staates an de Bevölkerung mit zu übernehmen. In den Genuss dieser Leistungen kamen nur die reichen Leute.

3.2. Die Entwicklung der Kolonien

Die Kolonien begannen sich mit der Ankunft weiterer Siedler zu entwickeln. Die Wirtschaft wuchs durch die Rinderzucht auf den riesigen Weiden der Prärie, die Nahrung, Häute, Kleidung und Talg lieferte. Die wirtschaftliche Entwicklung erbrachte das für den Gold- und Silberbergbau notwendige Kapital, der 1550 mit dem Fund reicher Vorkommen in Peru und Mexiko aufgebaut wurde.
Durch die Einwanderung wuchs die europäische Bevölkerung rasch, und neue Industrien wie Wollwebereien, Zuckerherstellung und Schiffbau entwickelten sich. Die Siedler importierten aus Spanien die Dinge, die sie brauchten, um ihren spanischen Lebensstil beizubehalten: zum Beispiel Wein, Öl, Kleidung, Glas, Papier und Bücher. Um diese zu bezahlen, sandten sie Häute, Zucker, Silber, Gold, Kakao, Kochenille und Tabak nach Europa zurück.
Obwohl die Eroberung und Siedlung zuerst von Privatpersonen durchgeführt worden waren, übernahm jetzt mit den steigenden Gewinnen die spanische Krone die Kontrolle und beherrschte die Kolonien wie ihr europäisches Land.

3.3. Die Auswirkungen auf die indianischen Völker

Während des 16. Jahrhunderts starben große Teile der indianischen Bevölkerung durch die Hungersnöte, die durch die Rinderzucht in ihrem Land entstanden. Des weiteren hatten europäische Krankheiten, wie zum Beispiel die Pocken, verheerende Auswirkungen auf die Ureinwohner, da sie über keinerlei Abwehrkräfte gegen diese Krankheiten verfügten.
Die spanischen Grundbesitzer kontrollierten durch den Aufbau riesiger Farmen immer mehr indianisches Land. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurden Sklaven aus Westafrika nach Amerika gebracht, um in den Minen und Plantagen der Spanier zu arbeiten. Dennoch führte der Mangel an Arbeitskräften dazu, ein System erzwungener Arbeit einzuführen. In diesem System mußten abwechselnd alle indianischen Dörfer, für bestimmte Wochen des Jahres, eine Anzahl von Männern für die Arbeit bei den Europäern stellen. Sie wurden beim Bau von Gebäuden, im Bergbau oder bei der landwirtschaftlichen Arbeit eingesetzt und sollten von ihren Arbeitgebern entsprechend eines festgelegten Lohnes bezahlt werden. In der Regel geschah dies aber nicht. Indianer, die sich widersetzten, wurden häufig durch Schuldsklaverei oder Péonage gezwungen, zu arbeiten. Dabei wurden ihnen Waren oder Geld vorgeschossen, die sie vom Arbeitslohn zurückzuzahlen hatten. Häufig waren aber Schuldzinsen und Löhne so aufeinander abgestimmt, daß die Arbeiter nie mehr ihre Schulden bezahlen konnten. Zudem mussten die Péons in der Regel für Unterkunft und Verpflegung Geld an den Arbeitgeber zahlen, so dass die Schulden eher noch größer wurden, anstatt zu schrumpfen.
Der Vorteil der Péonage gegenüber der Sklaverei bestand darin, dass der Sklavenhalter auf eigene Rechnung für seinen menschlichen "Besitz" sorgen musste; Péon trugen selbst die Verantwortung für ihre Versorgung und der Arbeitgeber verdiente noch zusätzlich daran.
Insbesondere in Peru wurden die Ureinwohner durch dieses System erpresst, denn hier gab es für die Spanier den größten Bedarf an Arbeit.

Viele Indianer begannen in die spanischen Niederlassungen zu ziehen und wurden "hispanisiert". Sie trugen europäische Kleidung, arbeiteten für Lohn und erlernten ein Handwerk wie zum Beispiel die Steinmetzarbeit.
Dies geschah hauptsächlich Neu-Spanien in Zentral-Mexiko, wo Spanier und Indianer in Städten und Dörfern nebeneinander in einer zunehmend städtischen Gesellschaft lebten. Es gab eine beträchtliche Anzahl von Beziehungen zwischen Europäern und Indianerinnen die eine Mestizen-Bevölkerung schuf.
Bis zum frühen 17. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung und in vielen der weiter entwickelten Gebiete war die Bevölkerung mittlerweile sehr gemischt, wobei die Mestizen gegenüber den Spaniern, den Kreolen und den "hispanisierten" Indianern zahlenmäßig die größte Gruppe bildeten.
In Peru hingegen gab es viel weniger Interaktion zwischen Spaniern und Indianern. Dort boten die Indianer sehr viel mehr Widerstand, das Gebiet war schwierig zu kontrollieren und die Arbeit der christlichen Missionare weniger erfolgreich. Peru war ein Land, in dem eine kleine europäische christliche Schicht die große indianische, nicht-christliche Bevölkerung kontrollierte.

3.4. Die Ausbreitung des Reiches

Während des 17. und 18. Jahrhunderts dehnte Spanien sein Imperium nach New Mexico und auch entlang der pazifischen Küste aus. Allerdings verlor Spanien die Kontrolle über viele ihrer karibischen Inseln an die Niederländer, die Engländer und die Franzosen, die in den Handel mit Amerika drängten.
Sie behielten aber immer noch die meisten größeren Inseln wie Kuba, Puerto Rico und Trinidad, obwohl sie nach der ersten Besiedlung teilweise verlassen worden waren.

Die Gebiete des Festlands, die unter der totalen Kontrolle der Spanier standen, waren immer noch nur kleine Teile des immensen Landes, auf das sie Anspruch erhoben. Die meisten von diesen Gebieten wurden regelrecht ignoriert und ihren einheimischen Einwohnern überlassen oder von Missionsstationen verwaltet. Nur im Norden wurde Mexiko intensiv kontrolliert; New Mexico, Texas, Kalifornien und Florida waren nominell kontrolliert, aber nur einige Beamte und Missionare lebten dort.

Ebenso war Peru im Süden der einzige wirklich eroberte Bereich, obwohl es nicht so "hispanisiert" war, wie Mexiko.
Chile, Argentinien, Paraguay und Bolivien waren Grenzgebiete. Hier lebten die Indianer unter der Herrschaft ihrer eigenen Führer und wurden unter loser Überwachung von Spanien beherrscht, das sich, abgesehen von missionarischer Tätigkeit wenig oder gar nicht in ihr Leben einmischte.
Die Kolonien in Mexiko und Peru waren 'gemischte' Kolonien, in denen eine kleine Minderheit von weißen Siedlern über die Ureinwohner herrschte, sie langsam absorbierte und eine ähnliche Gesellschaft wie in Spanien schuf.
Bis Ende des 18. Jahrhunderts waren Spaniens Kolonien die reichsten und am weitesten entwickelten in Amerika.

3.5. Das Ende des spanischen Reiches

Die Kolonien waren 300 Jahre lang Spanien gegenüber loyal, und diese Loyalität war eine Folge gemeinsamer Kultur, Religion und Verwaltung und weniger eine Folge spanischer militärischer Präsenz in den Kolonien.
Spanien übte aber von Madrid aus eine strenge Kontrolle über ihre Kolonien aus. Während des 18. Jahrhunderts nahm diese, durch die Erhebung hoher Steuern, immer weiter zu. Die Kolonisten in Amerika wollten aber lieber mit dem Rest der Welt handeln und wehrten sich gegen diese Form der Einflussnahme. Überraschenderweise jedoch gab es vor 1800 kein Anzeichen einer Revolution.

Die Kolonien trennten sich nicht von Spanien, weil sie plötzlich nach 300 Jahren die Politik des Heimatlandes unerträglich fanden. Der Grund lag vielmehr in einer 6-jährigen Pause in der spanischen Herrschaft. Im Jahr 1808 wurde Spanien von Napoleon eingenommen und Karl IV dankte zugunsten Bonapartes ab. Die Kolonisten weigerten sich, den neuen König zu akzeptieren, erkannten Ferdinand VII als König an und gründeten ihre eigenen Komitees, genannt Juntas, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Dies gab ihnen die erste Erfahrung von Selbstverwaltung und führte zur Entwicklung eines Nationalgefühls und Konzentration auf ihre eigenen speziellen Interessen.

3.6. Unabhängigkeit für die Kolonien

1814 wurde die spanische Monarchie wiederhergestellt und Ferdinand versuchte, die alte autoritäre Form der königlichen Regierung in den Kolonien wieder herzustellen. Er machte sich damit sehr unbeliebt. Das Ergebnis war, daß eine Serie von Rebellionen in Argentinien ausbrachen. Die Kolonisten weigerten sich, die Rückkehr der königlichen Beamten zu akzeptieren, und die Rebellion breitete sich nach Chile und Peru aus. Spanien hatte zu dieser Zeit weder das Militär noch die Seestreitkräfte, um die vielen rebellischen Provinzen zur Räson zu bringen, und England, dem dies möglich gewesen wäre, weigerte sich, einem 1817 vorgeschlagenen internationalen Bündnis beizutreten.
Simon Bolivar stellte Armeen von Guerillas auf und befreite 1821 Venezuela und Neu-Granada. Während dieser Zeit war Mexiko loyal gewesen, aber die jetzt erklärte Unabhängigkeit löste weitere Unabhängigkeitserklärungen in Honduras, Nicaragua, zu San Salvador und Costa Rica aus, die alle eine Regierungsform der Gemeinschaft zurückwiesen und separate Staaten wurden. Weitere Zersplitterungen des Imperiums im Süden bedeuteten 1830 die Unabhängigkeitserklärungen Kolumbiens, Boliviens und Ecuadors. Spanien hatte jetzt fast alle ihrer amerikanischen Kolonien verloren und es blieben nur einige der karibischen Inseln im spanischen Herrschaftsbereich übrig.


4. Portugiesische Kolonisierung in Amerika

4.1. Die ersten Siedlungen

In den Jahren, die Cabrals Entdeckung von Brasilien folgten, gründeten Portugiesen mit eigenen Mitteln, aber unter Schutz und Autorität der portugiesischen Krone eine Reihe kleiner vereinzelter Niederlassungen entlang der Küste.
Zuerst wurde hier Brasil-Holz geschlagen, das in der Färbe-Industrie benutzt wurde und um Schiffe für den Indienhandel und den Sklavenhandel zu bauen.
1549 wurden Kolonien unter die königliche Regierung gestellt, und die Krone ermutigte Portugiesen aktiv zur Niederlassung in den Kolonien. Eine beträchtliche Anzahl von Kolonisten ging daraufhin nach Brasilien, unter anderem Soldaten, Beamten, Siedlern und Missionaren. 1567 wurde Rio De Janeiro gegründet.

4.2. Die Sicherung der Kolonie

Die Kolonie war hauptsächlich eine ländliche Gesellschaft, die aus kleinen Siedlungen bestand, die einige Pflanzen wie Maniok und Mais anbauten und Brasil-Holz schlugen.
Da wertvollere Ressourcen, wie seltene Metalle fehlten, führten die Siedler Zuckerpflanzen aus Madeira ein, die die hauptsächliche Nutzpflanze Brasiliens wurde, hinzu kamen Tabak, Kaffee, Kakao und Baumwolle. Die Einheimischen wurden gezwungen, die portugiesische Herrschaft zu akzeptieren, aber sie erwiesen sich als ungeeignet für die Arbeit auf den großen Zuckerplantagen. Zu diesem Zweck wurden Sklaven aus Westafrika importiert.
Da auch im Fall der portugiesischen Kolonien in Brasilien nur wenige Frauen aus Europa kamen, schwängerten die Eroberer häufig Sklavinnen. Die aus diesen Verbindungen geborenen Kinder bildeten bald einen großen Teil der brasilianischen Bevölkerung.

1600 bestand die Kolonie aus einer dünnen Linie aufgereihter Siedlungen entlang 2000 Meilen Küstenlinie, und das gebirgige Landesinnere blieb weitgehend unberührt. Eine große Anzahl der Ureinwohner wurde getötet, versklavt oder in andere Gegenden gebracht. Nur einige wenige Dörfer standen unter dem Schutz von Missionaren.
In den Plantagen Brasiliens , die von einer kleinen Zahl portugiesischer Pflanzer und von Mulatten geführt wurden, wurde hauptsächlich Zucker produziert. Die schwere Arbeit leisteten Tausende von Sklaven, deren Verluste jedes Jahr mit neuen Sklaventransporten aus Westafrika und Angola ausgeglichen wurden. Brasilien war jetzt die Hauptquelle des europäischen Zuckerhandels.
Die Portugiesen schufen eine "Plantagen"-Kolonie, in der eine kleine europäische Minderheit versuchte, ihre heimatliche Kultur wiederzuerschaffen. Die Kolonie importierte industriell hergestellte Waren für die Portugiesen, wie zum Beispiel Tuche und Metallwaren und führte auch Waren in die spanischen Kolonien aus.
Im Jahr 1630 griffen die mit Indianern verbündeten Niederländer die Niederlassungen der Portugiesen an, eroberten die Zuckerplantagen und kontrollierten die Kolonie und die westafrikanischen Sklavenhäfen. Erst nach vielen Schlachten konnten die Niederländer von den Portugiesen wieder vertrieben werden.

4.3. Die Entwicklung Brasiliens

Mit der Entdeckung von Gold und Diamanten um 1690 herum, wurde die Kolonie beträchtlich reicher und begann, sich zu verändern. Im Süden entwickelte sich der Bergbau, und die Bevölkerung nahm zu. Um 1800 waren Bevölkerung und Reichtum Brasiliens größer als Portugals! Trotzdem konnte die portugiesische Regierung ihre sehr strikte Kontrolle über die Kolonie weiter ausüben und erhielt große Einkünfte durch die erhobenen Steuern. Obwohl die Kolonisten während des 18. Jahrhunderts mit dieser Situation unzufrieden waren, gab es auch in Brasilien vorerst keine separatistischen Bewegungen und die Verbindungen zwischen beiden Ländern blieben durch gemeinsame Sprache, Religion und Kultur sehr eng. Ein militärische Kontrolle durch die portugiesische Heimat spielte dabei keine Rolle.

4.4. Unabhängigkeit Brasiliens

Wie auch in der spanischen Kolonie Mexiko kam es, als eine Folge der Napoleonischen Kriege in Europa, zur Unabhängigkeit Brasiliens. 1807 flüchteten die königliche Familie und das königliche Gericht vor dem vorrückenden Napoleon aus Lissabon nach Rio de Janeiro.
Die Kolonie wurde dadurch politisch sehr viel wichtiger und wurde mit dem Ende des Krieges 1815 als ein Schwesterkönigreich anerkannt. In diesem Zusammenhang wurden Brasilien größere ökonomische und politische Freiheiten gewährt, wie etwa eigene Gerichtshöfe. Durch die Exklusivität eines eigenen brasilianischen Gerichtshofes ermuntert, entwickelte sich eine nationalistische Bewegung. Der Portugiese Cortes versuchte 1820 durch die Wiedereinführung der portugiesischen Autorität und der Auflösung der in Rio gebildeten Regierung, die Vorkriegssituation wieder herzustellen, aber nun weigerten sich die weißen Brasilianer, die portugiesische Hoheit zu akzeptieren.
Sie forderten 1822 ihre Unabhängigkeit und krönten ein Mitglied der königlichen Familie als ihren Kaiser. Portugal fehlte die militärische Kraft, um die königliche Autorität durchzusetzen und hatte 1823 jede Kontrolle über die Kolonie verloren. Brasilien blieb eine Monarchie unter der Braganza-Familie, bis das Land 1889 zur Republik erklärt wurde.


5. Englische und französische Kolonisierung in Amerika

5.1. Die Nord-West-Passage und ersten Siedlungen

Im 16. Jahrhundert versuchten sowohl Frankreich, als auch England neue Seewege nach Asien zu finden, indem sie nördlich um Amerika herum segelten. Es war offensichtlich, daß wenn eine Passage gefunden werden konnte, weitere Siedlungen entlang der Küste als Versorgungshäfen benötigt würden. Außerdem rechnete man mit der Notwendigkeit einer militärischen Verteidigung, da Spanien den gesamten nordamerikanischen Kontinent beanspruchte, nachdem es die portugiesischen Rechte auf Brasilien akzeptiert hatte.
Alle ihre Versuche, eine solche Passage zu finden und Niederlassungen zu gründen, schlugen jedoch während dieser Zeit fehl, und 1600 war es allein Spanien und Portugal gelungen, dauerhafte Siedlungen in Amerika aufzubauen.

 

5.2. Die Gründung der englischen Kolonien

Erst spätere Versuche Englands im frühen 17. Jahrhundert, führten zu dauerhaften Kolonien. Da die Kolonien aufgrund der Feindseligkeit der Ureinwohner in wenig bewohnten Gebieten lagen, fehlten den Engländern die Arbeitskräfte für ihre Plantagen und Farmen.
England musste deshalb ganze Siedlergemeinschaften in die Kolonien bringen; anders hätte die notwendige Arbeitsleistung nicht sichergestellt werden können.
Zu den angeworbenen Siedlern viele, die in England selbst keine Arbeit finden konnten, auch wenn sie befürchteten, die Kosten für Überfahrt und Landkauf in den Kolonien nicht zurückzahlen zu können.
Die großen Händler in London besaßen das erforderliche Kapital, und waren entsprechend Hauptanleger. Sie hofften natürlich, durch die Gründung und Finanzierung der Kolonien Felle, Fische, Gold, und andere Waren zu erhalten und durch deren Verkauf in Europa zu großem Reichtum zu kommen.
Es gab auch das Interesse, die UreinwohnerInnen zu christianisieren, aber dies war eher zweirangig.
Die englische Krone war bei der Kolonisierung nur insofern beteiligt, als sie die Berechtigung vergab, Land zu besitzen und formal die Regierungsgewalt ausübte.

5.3. Virginia

Die erste erfolgreiche Kolonie wurde 1607 von der Virginia Gesellschaft in Jamestown gegründet. Der Vorgang wurde von den Aktionären der Gesellschaft beaufsichtigt und nach einer Phase gemeinsamer Aufbauarbeit wurde an sie Land entsprechend ihrer Investition verteilt. Die Kolonisten ließen sich als Landwirte, Fischer, Pflanzer und Händler nieder, und produzierten hauptsächlich für den eigenen Lebensunterhalt. Einige Waren wurde auch für den Export produziert, um Waren eintauschen zu können, die es nur in England gab.
Die meiste Arbeit wurde von Menschen geleistet, die sich für eine feste Anzahl von Jahren ihrem Arbeitgeber verpflichtet hatten. Die Arbeit des Rodens und Pflanzens war besonders in den ersten Jahren der Kolonie sehr schwer, da die Kolonie sich kaum entwickelte.
Dies änderte sich erst, als mit der Pflanzung von Tabak begonnen wurde, und in diesem Zuge wurden dann auch Sklaven aus Afrika eingeführt, die die harte Arbeit zu leisten hatten.

5.4. Neu England

In Neu England nördlich von Virginia wurden ebenfalls Kolonien gegründet.
1620 gründeten die Mayflower Puritaner, die sich in England verfolgt fühlten und deshalb in die Kolonien flüchten wollten, die Siedlung Plymouth in der Nähe von Cape Cod. Durch ein puritanisches Konsortium wurde in der Nähe von Boston die Massachusetts Bay Company gegründet , die weitere Niederlassungen fördern sollte.
Siedler, die mit der strengen puritanischen Disziplin unzufrieden waren, zogen von den ursprünglichen Kolonien weg, um neue Siedlungen in Connecticut, New Haven und Rhode Island zu gründen. Eine weitere Kolonie wurde in Maine gegründet, wo es gutes Ackerland und brauchbares Holz zum Bauen gab.

Als sich die Siedlungen der Farmer ausdehnten, wurden die Ureinwohner einfach verdrängt oder versklavt, wenn sie in den aufkommenden Kriegen oder Rebellionen gegen die weißen Eindringlinge gefangen genommen werden konnten.
Im Gegensatz zu den Quäkern, die versuchten, die Ureinwohner zu missionieren, waren die Puritaner nicht an missionarischer Arbeit interessiert.

Die Kolonisten produzierten Holz und Waren wie Butter und Rindfleisch. Die zu Beginn der Kolonisierung noch im Überfluss vorhandenen Felle wurden mit der Zeit immer weniger, da die Europäer die Tiere wahllos abschossen und nicht für eine natürliche Vermehrung sorgten.
Durch den Aufbau örtlicher Industrieanlagen zur Eisen -und Filzherstellung, kamen kontinuierlich neue Siedler in den Kolonien Nordamerikas an, auch wenn diese mit dem Reichtum Südamerikas zu dieser Zeit nicht konkurrieren konnten.

5.5. Französische Kolonisierung

Ähnlich wie die portugiesische und spanische Kolonisierung liefe auch die französische ab. Es siedelten zuerst hauptsächlich Privatleute auf eigene Initiative, die nur wenig Unterstützung und Ermutigung von Seiten der Krone erhielten.
Später wurde es die Politik Frankreichs, neue Siedler anzulocken. Frauen wurde eine Gratispassage angeboten, vorausgesetzt sie heirateten einen Siedler. Werkzeuge, Saatgut und Vorräte wurden auf Regierungskosten geliefert.
Frankreich gründete Niederlassungen, Forts und Städte entlang des St. Lawrence Flusses in Kanada, in Montreal und Quebec, sowie in der Region der großen Seen und den Mississippi hinab bis nach Louisiana. Die französische Gesamtbevölkerung war jedoch relativ klein. Die französischen Kolonisten lebten hauptsächlich von der Landwirtschaft, vom Fischen und vom Pelzhandel. Zwischen ihnen und den Engländern gab es häufig Zusammenstöße, die mitunter zu einem offenem Krieg führten, wobei beide Seiten versuchten, sich die Unterstützung der Indianer zu sichern.

5.6. Westindische Inseln

Während des 17. Jahrhunderts drängten sich Frankreich und England, zusammen mit Holland in den spanischen Handel mit Amerika. Im Verlauf dieser Anstrengungen wurden mehrere karibische Inseln erobert. England eroberte Dominique, St. Lucia, St. Kitts und Barbados, Frankreich gewann die Kontrolle über Martinique, Guadeloupe, Tobago, Grenada und Teile von Santo Domingo. Holland eroberte Curacao, St. Martin, Saba und St. Eustatius.
In der folgenden Zeit wurden Siedler durch Subventionen, fruchtbares Land und die Aussicht auf gute Gewinne auf die Inseln gelockt. Die Kolonisten ließen dabei die Produktion von Nahrungsmitteln, Tabak, Baumwolle und Indigo hauptsächlich von Zwangsarbeitern erledigen.

1650 kam es auf vielen Inseln durch die Einführung des Zuckerrohranbaus zu tiefgreifendenden Veränderungen. Die Niederländer förderten diese Entwicklung durch Subventionierung ihrer Siedler mit Pflanzungen, Ausrüstung und Finanzierung.
Zucker konnte nicht in kleinem Maßstab angebaut werden und für die großen Plantagen waren riesige Geldbeträge erforderlich. Da die Arbeit sehr hart war und es Schwierigkeiten gab, Europäer dazu zu bringen oder zu zwingen, kauften die Pflanzer afrikanische Sklaven, die zu dieser Zeit hauptsächlich von holländischen Kaufleuten nach Amerika verschleppt wurden.
Um 1700 bildeten die Sklaven die Bevölkerungsmehrheit der meisten Inseln, während die europäischen Pflanzer eine relativ kleine Gruppe bildeten. Aus Angst vor Aufstanden lebten sie zumeist in befestigten Städten und herrschten von dort aus mit rücksichtsloser Disziplin. Diese Zuckerkolonien auf den verschiedenen Inseln, einschließlich Jamaika, waren für England erheblich wichtiger als die Kolonien auf dem Festland.

Französische kolonialistische Vorstöße
Frankreich war das erste Land Nordeuropas, das ernsthafte Pläne zur dauerhaften Besiedlung Amerikas machte. 1541 versuchte Cartier mit königlicher Unterstützung eine Kolonie am St. Lawrence zu gründen, den er zuvor erkundet und den fruchtbaren Boden bemerkt hatte. Einige hundert Männer und Frauen wanderten in diese Kolonie, Charlesburg Royale aus, um eine Siedlung anzulegen, die Eingeborenen zu bekehren und die Suche nach der Nord-West-Passage fortzusetzen. Der Versuch schlug fehl, da die Bedingungen nicht gut genug waren und die SiedlerInnen kehrten nach Frankreich zurück.


5.7. Die Entwicklung der englischen Kolonien

Um 1700 bestanden die englischen Kolonien aus einer Reihe verstreuter Siedlungen, die entlang des atlantischen Küstenstreifens verteilt waren.
Die Siedlungen waren größtenteils arm und besaßen weder wertvolle Metalle, noch konnten sie auf eine nennenswerte Arbeitskraft durch die einheimische Bevölkerung zurückgreifen. Außer auf den in Virginia und Maryland aufgebauten Plantagen, führten diese Bedingungen zur Entwicklung von rein europäischen Siedlungen, sowohl auf englischer, wie auch auf französischer Seite. Die Gesamtbevölkerung betrug nur etwa 400.000 Menschen, und die einzigen größeren Städte waren Boston, Philadelphia, New York und Charleston.
Während des 18. Jahrhunderts zog Amerika eine wachsende Anzahl von Auswanderern aus England, Irland, Schottland und dem europäischen Festland an, um 1760 war die europäische Gesamtbevölkerung auf 2,5 Millionen Menschen angestiegen.
Dadurch stieg der Bedarf nach Siedlungsland und die Kolonien begannen sich über die Appalachen-Gebiete hinweg auszudehnen. Dies führte zu Kriegen, sowohl mit den indianischen Ureinwohnern, als auch mit den Franzosen.
Als Folge des siebenjährigen Krieges (1756-63) hatte Frankreich die meisten seiner Kolonien in Kanada verloren. Aufgrund des schlechteren Bodens, den die Franzosen besetzt hatten, waren ihre Kolonien kleiner und weniger wohlhabend. Frankreich behielt aber seine südlicheren Kolonien und die Plantagen-Kolonien in der Karibik.

Die 13 Kolonien

Es gab hier 3 Arten von Kolonien:

(1) Die Plantagen-Kolonien im Süden Virginias, in Carolina und Georgia, wo auf riesigen Pflanzungen tropische Gewächse, wie Tabak, angebaut wurden und die auf die Arbeit aus Afrika importierter Sklaven angewiesen waren;
(2) Die "mittleren" Kolonien in Maryland, Delaware, New York, Pennsylvania und New Jersey, die relativ wohlhabend waren und Getreide, Holz und andere Waren produzierten;
(3) Die Kolonien in Neu England in Connecticut, Massachusetts, Rhode Island, New Hampshire und Maine, die nur sehr wenig herstellten, was in England gebraucht wurde.

Die Neu England- und die "mittleren" Kolonien waren reine europäische Siedlungen, in deren Umkreis die Ureinwohner gezwungen worden waren, sich an den Rand des Siedlungsgebietes zurück zu ziehen.
Die Kolonien waren durch großen Entfernungen voneinander getrennt und arbeiteten nicht zusammen.

5.8. Die Forderung nach Unabhängigkeit

Die meisten der Einwanderer aus Deutschland, Frankreich, Irland und Schottland, die während des 18. Jahrhunderts nach Amerika übergesiedelt waren, hatten wenig Grund, der englischen Krone gegenüber loyal zu sein. Viele der in Amerika geborenen Kolonisten fühlten ebenso wenig Loyalität, da ihre Familien England nicht freiwillig, sondern wegen finanzieller oder gesellschaftlicher Schwierigkeiten verlassen hatten. Daher fühlten sich die wenigsten Kolonisten von den Problemen betroffen, mit denen die englische Regierung zu dieser Zeit zu kämpfen hatte. Sie hatten ihre eigenen Probleme und wollten den englischen Einfluss auf ihre Wirtschaft beenden und ohne Einschränkungen handeln dürfen. Dennoch hatten die Kolonisten zunächst nur wenige Gründe, sich von der englischen Krone zu lösen. Der Aufstand wurde erst durch eine Erhöhung der Steuerzahlungen der Kolonien ausgelöst.

Nach dem Ende des Krieges mit Frankreich im Jahr 1763 waren die Schulden Englands enorm angestiegen. Die englische Regierung stellte fest, dass die Kosten, die durch die Verteidigung der eigenen Kolonien gegen die Franzosen und die indianischen Ureinwohner entstanden, zu hoch waren. Daher wurde ein Verbot erlassen, die Kolonien weiter nasch Westen auszubreiten. Dadurch hoffte man, Konflikte mit den Indianern zu vermeiden und die Militärausgaben senken zu können.
Die Kolonisten waren über diesen Schritt sehr verärgert. Umso mehr, da in England außerdem entschieden wurde, dass die Kolonien einen Teil der Vereidigungskosten selbst übernehmen sollten.
Zusätzlich wurde versucht, den bestehenden Schmuggel zu unterbinden und dadurch neue Einfuhrzölle erheben zu können.
Die erste neue Steuer wurde 1765 in Form eines Markenzolls auf rechtsgültige Urkunden eingeführt. Das dadurch eingezogene Geld sollte für die Kolonialverteidigung verwendet werden. Die Kolonisten ärgerten sich über die ihrer Meinung nach unsinnige Einführung der neuen Steuern und Kolonie um Kolonie widersetzte sich und zwang die Regierung, die Steuern zu streichen.
Um ihre Autorität zu behaupten, führte die Regierung 1767 neue Einfuhrzölle ein, die die Stimmung bei den Kolonisten nicht verbesserte, und zur Entwicklung der ersten revolutionären Ideen führte. Obwohl die Regierung später die meisten Steuern, außer der auf Tee, wieder zurückzog, wuchs der Groll auf die englischen Verwaltung.
In diesen Kontroversen zwischen 1760 und 1770, als die Kolonisten für ihre Rechte stritten, entwickelte sich langsam ihr Bewusstsein, keine "Engländer" zu sein, sondern sich vielmehr mit wachsendem Nationalgefühl als "Amerikaner" zu fühlen.
Innerhalb der Kolonien verlor die Oberschicht, die gegenüber der Krone am loyalsten war, Einfluss auf die radikalen Gruppen von Rechtsanwälten, Handwerkern und Landwirten. Diese Radikalen standen der englischer Politik sehr kritisch gegenüber, und gewannen mit der Zeit Einfluss auf die Verwaltung vieler amerikanischer Städte. Als die Ost-Indien-Handelsgesellschaft den Preis des Tees so weit reduzierte, dass der Schmuggel keinen Gewinn mehr abwarf, weigerten sich die Kolonisten endgültig. 1773 enterte eine Gruppe als Indianer verkleideter Männer in Boston einen Teefrachter und warf die geladenen Teekisten ins Meer.
Die Regierung schloss den Hafen und kündigte die Verfassung der Kolonie auf.
Dies führte zur Einberufung eines Kongressen der Kolonisten in Philadelphia. Auf diesem Kongress wurde im Jahr 1774 beschlossen, gegen die Politik Englands zu protestieren und den bewaffneten Kampf zu planen. Dafür wurde die Aushebung einer Armee beschlossen und George Washington zum ihrem Kommandanten ernannt. Am 4. Juli 1776 erklärte der Kongress die Kolonien in Amerika für unabhängig.

5.9. Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg

Im folgenden Unabhängigkeitskrieg machten die Engländer immer wieder Fehler, die die Kolonisten in ihrem Kampf ermutigten, und durch welche die bislang loyalen Gruppen, stetig an Einfluss verloren. Wenn der Kampf ausschließlich gegen die Kolonisten hätte geführt werden müssen, hätte England möglicherweise mit der Zeit durch seine militärische Stärke den Widerstand der Kolonisten brechen können, aber die Siedler erhielten Unterstützung von Frankreich, Spanien und Holland. Washingtons Truppe wurde von französischen Einheiten gestärkt, und die französische Marine war außerdem in der Lage, die englische Seeblockade zu brechen und die Versorgung der Unabhängigkeitsbewegung zu sichern.
Alles zusammen ermöglichte Washington 1781 den entscheidenden Sieg in der Schlacht von Yorktown.
Ein Friedensvertrag wurde 1782 unterzeichnet und 1783 wurde die Unabhängigkeit der vereinigten Staaten anerkannt. 1803 verkaufte Frankreich seine Kolonie Louisiana an die U.S.A.

5.10.Die Karibik

Während des späten 18. Jahrhunderts fand eine Anzahl von wichtigen Entwicklungen in Amerika statt:
- Die Niederländer verloren fast alle ihrer Kolonien.
- Als Folge der französischen Revolution von 1789 wurde den französischen Kolonisten die Gleichstellung mit Frankreich und ihre vollen politischen Rechte gegeben.
- Haiti, die französische Hälfte von Santo Domingo, war eine wohlhabende Kolonie und vermied es, die französische Autorität völlig zurückzuweisen, um weiterhin mit Zucker handeln zu können. Die Verbreitung von revolutionären Ideen brachte die Mulatten dazu, politische Rechte zu fordern. Im Zusammenhang damit brachen im Jahre 1793 mehrere Sklavenaufstände aus. Unter der Führung von Toussaint L'Ouverture erreichten die Sklaven ihre Freiheit und gründeten eine Republik. Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege 1815 sah sich Frankreich außerstande, die Kontrolle über die Insel wieder militärisch zu gewinnen, so dass Haiti de einzige karibische Insel war, die die Unabhängigkeit erlangte und die einzige Plantagen-Kolonie, auf der Sklaven und Mulatten die Regierung übernahmen.
- Nach dem die spanischen und portugiesischen Kolonisten zwischen 1820 und 1830 unabhängig geworden waren, blieben als einzige Kolonien unter europäischer Kontrolle Teile von Kanada und die Inseln der Karibik.


6. Siedlung und Kolonisierung in Asien

6.1. Erkundung und Gewürzhandel: Indien und Ost-Indien

1498 erreichte eine von Vasco da Gama geführte portugiesische Expedition Calicut in Indien. Das erste Mal gelang es einem Schiff, um die afrikanische Küste herum zu segeln. Den Portugiesen wurde von den lokalen Herrschern die Erlaubnis gegeben, mit Gewürzen zu handeln und für diesen Zweck Lagerhäuser und Fabriken zu bauen. Der Handel wurde zu dieser Zeit von arabischen Gewürzhändlern kontrolliert und da die Portugiesen den Indern ausschließlich unattraktive Waren anbieten konnten, wurde es für sie sehr schwer, mit den Arabern zu konkurrieren. Als Reaktion beschloss Alboquerque, die Araber anzugreifen, und dadurch deren Position im Handel zu zerschlagen und selbst die Kontrolle im Gewürzhandel zu übernehmen. 1510 wurde Goa erobert, eine große und wohlhabende Stadt auf einer Insel mit einem gut zugänglichen Hafen. Damit verfügte Portugal über einen Flottenstützpunkt der den gesamten Bereich von Malabar und die westlichen Küste von Indien kontrollierte. Andere wichtige Stützpunkte, wie die Stadt Diu wurden ebenfalls erobert. Nach einiger Zeit verfügte Portugal über eine Reihe kleiner, aber starker Befestigungen an der Küste.
Dennoch waren die Portugiesen noch lange nicht in einer wirklich vorteilhaften Position; sie waren nur eine kleine Gruppe von Händlern, die mit vielen anderen in Konkurrenz stand. Dazu kam, dass die örtlichen muslimischen Prinzen überaus mächtig waren, da die meisten Gebiete Indiens unter der Herrschaft der mächtigen Mughal Kaiser standen.

Von der Westküste weiteten die Portugiesen ihre Interessen zum östlichen Indien aus, und eroberten in den Jahren 1511 bis 1513 die Region Malacca, was ihnen die Kontrolle über die gleichnamige Meerenge gab, durch die aller Handel vom Fernen Osten nach Indien gehen musste. Schließlich erreichten sie die Molukken, die eigentlichen Gewürzinseln, wo sie einen Vertrag mit dem Sultan von Ternate abschlossen, der ihnen das Monopol über den Handel mit der Gewürznelke verschaffte und ihnen überdies den Bau eines befestigten Lagerhauses erlaubte.
Sogar Kanton in China wurde zu dieser Zeit erreicht, aber die Portugiesen waren nicht besonders willkommen. Erst 1556 wurde ihnen erlaubt, eine Niederlassung in Macao zu gründen.

6.2. Portugiesische Siedlungen im Fernen Osten

Die Position der Portugiesen im Osten war sehr unterschiedlich zu ihrer Rolle in Amerika. Sie kamen nicht als Eroberer und mussten mit dem mächtigen Mughal Imperium und den muslimischen Prinzen konkurrieren, die ebenfalls in dieser Zeit ihren Einflussbereich ausweiteten. Die portugiesische Krone versuchte darum, in erster Linie den Seehandel zu fördern und eine Reihe kleinerer Stützpunkte zu schaffen, die den Seehandel unterstützen konnten.
Zudem hatten sie so begrenzte Ressourcen, dass es ihnen zwar möglich war, ihre kleinen Küstenfestungen mit ihrer Seemacht zu verteidigen, sie waren aber nicht stark genug, die einzelnen mächtigen lokalen Herrscher zu besiegen. Portugal war deshalb keine wichtige Macht in diesem Gebiet, und sein politischer und religiöser Einfluss war sehr beschränkt. Eine Anzahl von Forts, Fabriken und Missionsstationen wurden in Indien und den Inseln östlich von Indien gebaut, die für den Handel mit Pfeffer, Zimt, Muskatnuss, Kampfer, Gewürznelken und anderen Gewürzen genutzt wurden. Alle Waren wurden vor dem Weitertransport nach Lissabon in Goa gelagert.
Außerdem wurden einige kleine Handelstationen für Baumwolle und Stoffe errichtet.
Desgleichen lokale Gewerbe für Baumwolle und Textilien. Innerhalb der portugiesischen Stützpunkte wurde mit beschränktem Erfolg missionarische Arbeit geleistet, man beeinflusste aber nur einen kleinen Teil der Bevölkerung. Weder Muslime noch Hindus zeigten großes Interesse am Christentum, der Islam war die vorherrschende Religion, die sich schnell verbreitete.

Indische Zivilisation
Indien besaß bereits ab 2.000 v. C. eine weit entwickelte Zivilisation. Erfahrene Handwerker bauten Städte, Paläste und Tempel. Kostbare Kleider aus Musselin, Samt und Baumwolle wurden hergestellt, allgemein war Indien das wirtschaftlich am weitesten entwickelte Land des 17. Jahrhunderts.

Anmerkung: In Folge der Reisen Magellans versuchten sowohl Spanien, als auch Portugal, die Molukken unter ihre Herrschaft zu bringen. Daraus ergaben sich mehrere kriegerische Zusammenstöße, bis die Spanier ihre Pläne schließlich aufgaben. 1564 eroberten die Spanier von Mexiko aus Cebu und die Philippinen, wo sie Niederlassungen gründeten. Von hier aus wurde der Seidenhandel mit Mexiko aufgebaut.

6.3. Holländische und englische Kolonisierung

Im frühen 17. Jahrhunderten waren sowohl Holland als auch England aufstrebende Seemächte, die sich anschickten in den Gewürzhandel einzusteigen. Beide Nationen gründeten für diesen Zweck Ost-Indien-Handelsgesellschaften, die planten Siedlungen und Handelstützpunkte in diesem Teil der Welt zu errichten.

Zuerst planten die Niederländer ausschließlich den Handel, verfolgten dann aber eine aggressive Politik, die ihnen die Kontrolle über die wichtigsten Rohstoffe der Region und damit eine Monopolstellung sichern sollte.
Sie schufen ein Netzwerk von Festungen und benutzten diese zusammen mit ihrer starken Marine, um die Portugiesen und die auftauchenden Engländer zu vertreiben und die Herrschaft über die Seehandelsrouten zu übernehmen.
Dabei wurden die meisten portugiesische Lager und Küstenbefestigungen in Südindien und Ceylon erobert. Von der verstärkten Festung Batavia aus griffen die Niederländer Malacca, die portugiesischen Siedlungen auf den Banda-Inseln und die portugiesische Niederlassung Amboina auf den Gewürzinseln an und eroberten sie. Die meisten dieser Inseln wurden unter direkte holländischer Kontrolle gebracht, andere wurden gezwungen, die holländische Herrschaft anzuerkennen.
Der Sultan von Ternate wurde zum Beispiel 1657 gezwungen, den Anbau von Gewürzen auf allen seinen Inseln zu verbieten, damit Anbau und Kultivierung von Gewürzen auf die von Holland besetzten Inseln beschränkt blieb.
1700 kontrollierte Holland alle Häfen Javas und große Teile des Hinterlands. Die portugiesischen Bereiche waren durch die Eroberungen jetzt auf Goa und einige andere Forts in Indien, einen Teil der Timor Insel und Macao in China reduziert.

Holländische Kolonialherrschaft
Die holländische Ost-Indien-Handelsgesellschaft behielt nur Batavia und die wichtigsten Gewürzinseln unter direkter Herrschaft. Über die meisten Inseln herrschten weiterhin die örtlichen Herren, allerdings wurden sie gezwungen, sich mit der regelmäßigen Lieferung von Gewürzen und anderen Pflanzen zu festgesetzten Preisen an die Niederländer einverstanden zu erklären.
In den Gebieten, die unter direkter Kontrolle der Niederländer standen, wurden die Eingeborenen gezwungen, auf Plantagen oder beim Bau von Gebäuden zu arbeiten. Auf den Banda Inseln mussten Sklaven die Arbeit auf den Gewürzplantagen verrichten, nachdem die einheimische Bevölkerung ausgerottet worden war.
Es gab nur relativ wenig Missionsarbeit und wenig Verständnis für die Rechte der Eingeborenen. Der Rassismus war vergleichsweise gering und Mischehen normal

Der englische Handel mit dem westlichen Indien entwickelte sich während des 17.Jahrhunderts. 1639 war eine Fabrik und ein Fort in Madras mit der Genehmigung des örtlichen Herrschers gebaut worden. Der englischen Ost-Indien-Handelsgesellschaft ging es nur darum, friedlich Handel zu treiben, und war sowohl zu klein, als auch zu schwach, um eine aggressive Politik der Eroberung zu betreiben. Die englische Politik begann etwa 1690 sich zu ändern, als die Gesellschaft versuchte, die direkte Kontrolle über das Gebiet um Kalkutta zu bekommen und es dauerhaft zu besetzen. Dieser erste Versuch war noch regional begrenzt, da England als Landstreitmacht zu dieser Zeit noch nicht stark genug war, ein größeres Gebiet zu erobern und es über längere Zeit zu halten.

6.4. Europäische Kolonien im 16. und 17. Jahrhundert

In Asien trafen die Europäer bei ihren ersten Erkundungen auf mächtige, gut organisierte und bewaffnete Nationen, so dass sie nicht in der Lage waren, Länder zu erobern und im großen Maßstab Niederlassungen zu gründen. Große Kolonialgebiete konnten daher hier nicht gegründet werden. Die Portugiesen und Seefahrer anderer Nationen hatten zur Unterstützung ihres Handels aus diesem Grund auch nur einen Verbund von Festungen und Fabriken an den Küsten errichten können. Nur in einigen wenigen Gebieten in Indien und den Ostindischen Inseln konnten die Europäer größere Niederlassungen gründen, die hauptsächlich von Menschen verwaltet und betrieben wurden, die dort zeitweilig lebten.
Die einzige Ausnahme waren die Philippinen, auf denen die Spanier im weitem Umkreis die einzige größere Kolonie gründeten: Aber auch diese war kaum mit den Besitzungen in Amerika zu vergleichen, da nur wenige Spanier auf den Philippinen lebten und eine nur lockere Herrschaft über die Ureinwohner ausübten.
Größere Veränderungen gab es erst im späten 18. Jahrhundert. Als Folge des Zusammenbruchs einiger großer Reiche in Asien, erhielten die Europäer die Möglichkeit, sich in das Machtvakuum zu drängen und Länder zu erobern.

6.5. Englische Kolonisierung in Indien

Um 1700 gab es weniger als 1.500 Engländer in ganz Indien und sie waren beschränkt auf Madras, Kalkutta, Surat und Bombay. Sie waren ausschließlich am Handel interessiert und lebten weitgehend getrennt von den Einheimischen.
Die Ost-Indien-Handelsgesellschaft versuchte, den Handel auszubauen und hatte keinerlei Interessen, irgendwelche Gebiete unter ihre Kontrolle zu bringen.
Während des 18. Jahrhunderts änderte sich diese Position vollständig und eine Gesellschaft, die ausschließlich für Handelsunternehmungen gegründet worden war, herrschte über ein riesiges Kolonialreich in Indien.

Dies konnte nur geschehen, weil das mächtige islamische Mughal-Reich, das sich im 16. Jahrhundert auf dem Höhepunkt seiner Macht befunden hatte, zusammenbrach.
Die Herrschaft wurde weniger effizient und intolerant; es wurde dazu übergegangen, Hindu-Tempel zu zerstören und Steuern von Nicht-Muslimen zu erheben, was zum Ärger unter der Hindu-Bevölkerung führte und einige Prinzen dazu brachte, gegen das Reich und für die eigene Herrschaft zu rebellieren.
Aurangzeb, der letzte große Mughal-Kaiser war 1688 gestorben und in der Folge kämpften seine Söhne und Töchter gegeneinander um die Herrschaft über das Reich.

Die Engländer und Franzosen hatten bisher nur in den Randgebieten des Reiches an der Küste Handel getrieben, wurden jetzt aber in die Machtkämpfe zwischen den verschiedenen örtlichen Herrschern hineingezogen.
Hinzu kam der allgemeine Krieg, den Engländer und Franzosen überall auf der Welt gegeneinander führten.
In dieser turbulenten Situation kam es zu einer Krise in Bengalen aufgrund französischer Angriffe und eines Angriffes der britischen Armeen in Kalkutta. Robert Clive stellte eine Armee auf und erreichte 1757 in der Schlacht von Plessey, zusammen mit örtlichen Verbündeten, einen vollständigen Sieg für die englische Seite. Dadurch erhielten die Engländer die Kontrolle über ganz Bengalen, eine der größten Provinzen Indiens.
Dieser und andere zukünftige Siege gegen starke indische Herrscher waren weniger eine Folge besserer Waffen, als vielmehr eine Sache größerer militärischer Disziplin und Planung, die es ausgebildeten indischen Soldaten, den sogenannten Sepoys, erlaubte, mit relativ kleinen Trupps ganzer gegnerische Armeen zu schlagen.
Königliche Truppen wurden von den Briten ins Land gebracht. Dadurch war das britische Militär schließlich stärker und besser organisiert als jede Armee der Inder. Diese militärische Übermacht ermöglichte es den Engländern enorme Gewinne zu erzielen. Dabei setzten sie nicht mehr auf den Handel, der im Laufe der Zeit sehr reduziert worden war, als vielmehr auf die Besteuerung und Verwaltung Bengalens und anderer Gebiete Indiens.
Weitere Befürchtungen eines französischen Angriffs führten zum Aufbau eines Netzwerks von Bündnissen mit örtlichen Herrschern und zur britischen Beteiligung in deren Konflikten und Kriegen.
Warren Hastings wünschte sich mehr Stabilität und begann die Kontrolle der Briten auszuweiten, eine Politik, die den Bevollmächtigten der Handelsgesellschaft größere Möglichkeiten gab, Reichtum und Einfluss zu sammeln.
Nach und nach wurde ganz Süd-Indien unter britische Kontrolle gebracht und nach 1793 waren die Franzosen endgültig vertrieben worden.
Später führten die Feldzüge unter Wellesley 1816-1818 zum Sieg über die meisten der mächtigen Staaten, die England zuvor, direkt oder indirekt, die Kontrolle ermöglicht hatten. Der gesamte Kontinent, bis zum Punjab und nach Sind befand sich nun unter britischer Herrschaft.

Englische Kolonialherrschaft
Die britische Herrschaft in Indien war sehr komplex. Einige Gebiete befanden sich bis zur Eroberung durch die Briten immer noch im Besitz, der sogenannten Ost-Indien-Handelsgesellschaft, wie etwa Bengalen, Madras und Bombay. Ihre Angestellten regierten hier unmittelbar. In anderen Gegenden waren Prinzen auf ihrem Thron belassen worden. Voraussetzung dafür war die Unterzeichnung von Verträgen, mit denen sie die britische Vertreter und Truppen anerkannten.
Während des 19. Jahrhunderts wandelte sich die Ost-Indien-Handelsgesellschaft zu einer Art Ministerium, das an Stelle der englischen Regierung Indien verwaltete. Die Gesellschaft besaß das Monopol auf das gesamte Opium, dass in Bengalen wuchs und das mit großen Gewinnen nach China geschmuggelt wurde.
Die Briten ersetzen das Regierungssystem des Mughal-Reiches, aber sie versuchten kaum, die Bevölkerung zum Christentum zu überzeugen. Muslime und Hindus wurden gleich behandelt, örtliche Gesetze und Steuern wurden belassen. Eine sehr kleine Anzahl Engländer herrschte über Millionen von InderInnen, unterstützt durch eine Armee, die hauptsächlich aus Indern bestand und die mit lokalen Mitteln finanziert wurde. Die InderInnen leisteten zunächst keinen Widerstand, auch wenn sie jetzt höhere Steuern als jemals zuvor bezahlen mussten.

Die Haltung der Briten den InderInnen gegenüber änderte sich im Laufe der Zeit jedoch dramatisch. Während sich im 18. Jahrhundert InderInnen und EngländerInnen häufig noch mischten und die Briten die indischen Sprachen erlernten und teilweise die indische Kultur übernahmen, war das Bild im 19. Jahrhundert ein ganz andres. Inder wurden von Verwaltungsposten und öffentlicher Unterhaltung ausgeschlossen. Gleichzeitig entwickelte sich eine gesellschaftliche Arroganz gegenüber der indischen Bevölkerung. Es bestanden Vorurteile und gleichermaßen wurden kaum Versuche unternommen, die indische Kultur zu verstehen. Von britischer Seite wurde verstärkt auf die Christianisierung der InderInnen gedrängt. Der erste indische Aufstand gegen die britische Herrschaft entstand erst 1857 und es ist erstaunlich, dass dies nicht schon viel früher geschah.

Indien war der erste europäische Stützpunkt, der keine wirkliche Kolonie im eigentlichen Sinne war. Es war weder eine Siedlungskolonie, noch eine Handels- oder Plantagenkolonie. Indien war eine Kolonie, die durch Eroberung und ohne vorherige Planung entstand, beinahe durch Zufall. Nachdem England einmal die Kontrolle erhalten hatten, folgten weitere Eroberungen, um sowohl die Sicherheit der Kolonie auf dem Subkontinent, als auch in anderen Regionen zu sichern. Die Ausdehnung der Grenzen fand im Norden und Nordwesten, aber auch nach Südostasien und in den mittleren Osten statt.

6.6. Holländische Kolonisierung Ceylons und Javas

Die zweite wichtige Ausbreitung der europäischen Mächte in Asien wurde von den Niederländer während dieser Zeit vorangetrieben.
Konflikte mit dem Radscha von Kandy auf Ceylon führten zum Krieg und im Jahr 1765 besaßen die Niederländer die Kontrolle über die gesamte Insel. Sie verstärkten ihre Position auf Java und kontrollierten nach und nach alle Küstengebiete, in denen sie über die örtlichen Herrscher regierten. Sie verlangten Tribut von den Herrschern und zwangen die Einheimischen zur unbezahlten Arbeit.
Der Rest Indonesiens wurde kontinuierlich der holländischen Herrschaft einverleibt, auch hier in erster Linie durch Verträge mit örtlichen Herrschern.

6.7. Expansion im 19. Jahrhundert

Eine neue Phase in der Entwicklung der europäischen Kolonien fand im 19. Jahrhundert statt.
Im Pazifik und in Asien war durch das Engagement von Handelsgesellschaften, Handels- und Marinestützpunkten und Verträgen mit örtlichen Herrschern ein Netzwerk vielfältiger Verbindungen entstanden. Hinzu kam, dass die Kolonialmächte mittlerweile auch in dieser Region über die größere militärische Stärke auf dem Land und zur See.
Daher konnten auch relativ kleine europäische Nationen nun die Länder besiegen, die einmal große regionale Mächte gewesen waren.
Die sich aus diesen Konstellationen ergebenden Feldzüge und Eroberungen waren weniger bewusst von den Regierungen in Europa geplant worden, sondern ergaben sich oft aus einem Wechsel im Machtverhältnis der Kräfte, die die Kontrolle über die bereits vorhandenen Kolonien ausübten.

Russland breitete sich nach Zentralasien, bis zu den Grenzen von Afghanistan aus, und auch im fernen Osten wurden sibirische Gebiete der Amur-Provinz von China erobert. Keiner dieser Feldzüge war von der zaristischen Regierung geplant worden, sondern Vorstöße russischer Verwalter.

Russische Kolonien in Asien
Russland erkundete den nordpazifischen Raum auf dem Land und zur See seit dem 18. Jahrhundert. 1849 waren der nördliche Amur und die Küste von Sachalin erforscht und kleine russische Siedlungen wurden gegründet. Russland eroberte von China ein riesiges Gebiet an der pazifischen Küste und gründete als Stützpunkt den Hafen von Wladiwostok.
Im späten 19. Jahrhundert forderte die Regierung im großen Maßstab die Emigration von Siedlern in diese Gebiete. Die Einheimischen waren zu wenige und nicht stark genug, um Widerstand zu leisten.. Der Süden Sibiriens besaß Land, das sehr gut für die Landwirtschaft geeignet war und wohlhabende bäuerliche Gemeinden entwickelten sich innerhalb von kurzer Zeit.

England führte in gleicher Weise eine ungeplante Expansion durch, durch die Indien um mehrere Länder an der Nordwest-Grenze vergrößert wurde. Die Briten befürchteten weitere russische Bewegungen in diesem Teil des Kontinents und versuchten durch eigene Eroberungen den Vormarsch der Russen aufzuhalten. Probleme an anderen Grenzen führten zur Okkupation von Burma und Malaya. Getrennt davon wurde 1839-1842 gegen China Krieg geführt, um die Einfuhr von Opium nach China zu erzwingen. Den Briten wurde nach ihrem Sieg die Insel Hongkong als Wirtschaftshafen übergeben.

Holland hatte Teile Javas, die Banda-Inseln, Amboina und eine weitere Reihe Forts und Handelseinrichtungen kontrolliert. Um ihre Herrschaft festigen zu können, um Zinn und Kaffee produzieren zu können, um den Rebellionen lokaler Herrscher entgegen treten zu können und die Piraterie zu beenden, eroberten die Niederländer ganz Java, Celebes, Teile von Neu Guinea, Sumatra und die meisten der kleineren Inseln in der Region.

Die einzigen Besitzungen Frankreichs hatten zu dieser Zeit in kleinen Handelsstationen in Indien bestanden. Die französische Ausdehnung ergab sich aus der Verfolgung französischer Missionare durch die Herrscher von Annam. Der Versuch die in Südostasien tätigen Missionare zu schützen führte zu militärischen Interventionen und schließlich zur Besetzung Annams im Jahr 1860. Der Friedensvertrag sicherte den Franzosen drei Provinzen von Cochin, in denen zum Beispiel auch Saigon lag, und die Duldung französischer Missionare.
Der Druck, weitere Provinzen zu erobern, ging zunächst einmal von Missionaren aus, aber auch von Händlern, die ihren Handel ausweiten wollten. Auch wenn die Regierung in Paris sich zuerst sträubte, besaßen die Franzosen 1880 doch den Rest von Annam, Kambodscha, Cochin-China, Laos und Siam.

Die französische Kolonie in Kambodscha
Nach Jahren des inoffiziellen Kontakts durch Missionare und Forscher, erklärte Frankreich das Protektorat über Kambodscha. Die Franzosen hielten Kambodscha für ein zurückgebliebenes Land, dessen BewohnerInnen fügsam und rückständig waren und der Segnungen der französischen Zivilisation bedurften. Aber wie alle anderen Kolonialmächte auch, opferte Frankreich die Entwicklung des Landes seinen eigenen Interessen. Die Landreform von 1884 zum Beispiel machte zum ersten mal privaten Landbesitz möglich.
Dies erlaubte französischen Gesellschaften, große Anbauflächen der KambodschanerInnen in profitable Gummi-Plantagen umzuwandeln.
Das durch Steuern eingenommene Geld wurde für den komfortablen Lebensstil der Kolonialverwaltung verwendet, Investitionen in die Bildung der Bevölkerung wurden nicht getätigt.
Der Widerstand gegen die französische Herrschaft wuchs kontinuierlich unter den KambodschanerInnen und ausgedehnte Aufstände fanden 1885 und 1916 statt.

Im Pazifik hatte sich Australien eher unbeabsichtigt von einer kleinen Niederlassung zu einer britischen Kolonie entwickelt. Nach dem Verlust der Kolonien auf dem nordamerikanischen Kontinent durch den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, wurde in der Gegend des heutigen Sydney eine erste englische Strafkolonie gegründet.
Ohne Planung durch die englische Regierung dehnte sich das Siedlungsgebiet langsam aber stetig aus, da für die immer größeren Zahlen englischer Sträflinge Raum gebracht wurde. Schließlich bestand die Kolonie Australien aus riesigen Farmen in den landwirtschaftlich nutzbaren Regionen des Kontinents.
Von Australien aus vergrößerte England seine Gebiete durch Handel und Missionierung bis nach Neuseeland, das 1840 eingenommen wurde. Wie Australien wurde Neuseeland eine reine Siedlungskolonie, ebenso die Fidschi-Inseln, die kurze Zeit später erobert wurden.

6.8. Die "Endphase" der Kolonisierung

Die Endphase der Kolonisierung fand gleichzeitig in Afrika und im Pazifik statt. Sie war eine Folge der deutschen Entscheidung 1884-1885, eigene Kolonien zu erobern und der sich daraus ergebenden Teilung beider Regionen. 1890 waren die meisten Länder der beiden Gebiete zwischen den großen Kolonialmächten aufgeteilt worden.
Im Pazifik begann der Prozess mit der Erklärung Deutschlands, die Nordküste Neu Guineas und Samoas als Protektorat zu übernehmen. Später wurde diese Erklärung auch auf Neu Britannien ausgedehnt.
Der Eintritt Deutschlands in den Kreis der Kolonialmächte trieb die anderen Nationen dazu, sich nach weiteren Territorien umzusehen, um die deutschen Möglichkeiten zu beschränken. England besetzte den Südosten Neu Guineas und Frankreich die Inseln vor dem Wind. In Südostasien besetzte Frankreich außerdem Tongking und England den oberen Teil von Burma.
Das Ende der kolonialen Besetzungen im Pazifik war eine Folge des Krieges zwischen den Vereinigten Staaten und Spanien. Die Situation auf Cuba war Auslöser dieses Krieges. Die Vereinigten Staaten besetzten Manila und wurden dadurch zur imperialen Macht, die selbst Kolonien kontrollierte. Ebenfalls annektiert wurden Puerto Rico in der Karibik, sowie die Philippinen und Guam im Pazifik.
Danach wurde auch Hawaii besetzt, das schon länger zum amerikanischen Einflussgebiet gehörte.
Deutschland wurde gestattet, die übrigen spanischen Gebiete zu kaufen, die Karolinen, Mariannen und die Palau Inseln. Samoa wurde aufgeteilt in ein deutsches und ein amerikanisches Protektorat. England besetzte Tonga.

Die französische Kolonie in Vietnam
Ab 1860 begann Frankreich Indochina zu besetzen und stieß auf heftigen Widerstand der Bevölkerung, so dass es beinahe 30 Jahre dauerte, die Herrschaft zu sichern. Vietnam wurde in drei Provinzen aufgeteilt: Tonkin im Norden, Annam in der Mitte, und Cochin-China im Süden. Um chinesische kulturelle Einflüsse zu unterbinden, führten die Franzosen die Sprache Quoc Ngu ein, eine romanisierte Form des Vietnamesischen. Der französischen Herrschaft wurde ständiger Widerstand entgegengesetzt und 1920 gründeten sich die ersten nationalistischen Bewegungen. Eine kommunistische Partei wurde gegründet, geführt von Ho Chi Minh, die an der Beendigung des Kolonialismus arbeitete. 1945, nach der Niederlage Japans, leitete Ho Chi Minh einen allgemeinen Aufstand und die revolutionären Streitkräfte übernahmen die Kontrolle über das ganze Land.

China überlebte diese Phase der kolonialen Ausbreitung in dieser Zeit trotz der Schwäche der kaiserlichen Regierung. 1900 waren England, Russland, Frankreich, Japan, Deutschland, Italien, und Amerika einmarschiert und hatten das Recht erzwungen, Handel zu treiben und in internationalen Niederlassungen zu leben. Aber es gab keine territoriale Aufteilung, da die chinesische Regierung immer noch existierte, und unter anderem der "Boxer-Aufstand" zeigte die Stärke der patriotischen chinesischen Gefühle. Trotz aller Rivalität kamen die Kolonialmächte daher überein, dass es das beste sei, eine Politik der "offenen Türen" in China beizubehalten.

7. Kolonisierung in Afrika

7.1. Erste Kontakte

Die Portugiesen hatten den größten Teil der afrikanischen Küste ab der Mitte des 15. Jahrhunderts erkundet, einige Festungen und Handelsniederlassungen gegründet und ein Netz von Handelswegen zwischen verschiedenen Gebieten aufgebaut.
Ihr Wissen und ihre Beziehungen wurden größer, als Seeleute das Südkap Afrikas umrundeten und die Ostküste des Kontinents auf dem Weg nach Indien erforschten.
Portugal konnte seine Macht entlang der Flüsse Kongo und Sambesi an der Westküste, in Angola und Mosambique und an der Ostküste ohne große Schwierigkeiten sichern. In diesen Ländern und in Guinea wurden einige Küstenstützpunkte errichtet.

Die Portugiesen hätten, da sie über überlegene Waffen verfügten, ein Kolonialreich in Afrika errichten können. Sowohl das ungewohnte afrikanische Klima, als auch die feindlichen Ureinwohner hielten sie jedoch davon ab. Da die zu dieser Zeit für die Europäer interessanten Handelsmöglichkeiten mit Goldstaub, Sklaven oder Elfenbein von Küstenstützpunkten und durch afrikanische und arabische Händler verfolgt werden konnten, lohnte sich ein größeres Engagement nicht.
Daher war Afrika für die Europäer, was Eroberungen betraf, lange Zeit nicht besonders attraktiv.
Die Niederlassungen, die abseits von Mocambique gegründet wurden, waren kleine Küstenorte, in denen nur wenige Europäer lebten.
Die Niederländer gründeten im Jahr 1652 eine Kolonie am Kap der guten Hoffnung. Diese wuchs wegen der bedeutenden Handelsverbindungen zwischen Europa und Asien. Die Niederländer entschieden sich für einen Stützpunkt an dieser Stelle, um Schiffe ausbessern und versorgen zu können. An einen Handelsstützpunkt war dabei noch nicht gedacht worden.
Vorräte und Pachtbesitz wurden aber günstig angeboten, um Siedler anzulocken, die sich auf eigenem Land niederlassen wollten. Die europäischen Siedlerzahlen waren relativ klein, aber es war die einzige wirkliche Siedlungskolonie in dieser Zeit.
Es gab nur wenige andere kolonialistische Anstrengungen in dieser Zeit; England hatte Festungen für den Sklavenhandel an der Westküste gebaut, und Gambia entwickelte sich langsam zur Kolonie. Sierra Leone wurde 1787 von einer Gruppe Humanisten gegründet, um als Zuflucht für freigelassene englische und amerikanische Sklaven zu dienen, aber für europäische Siedler war das Land nicht geeignet.

7.2. Kolonisierung während des 19. Jahrhunderts

Während des 19. Jahrhunderts weiteten aber einige europäische Staaten ihre kolonialen Anstrengungen in verschiedenen Gebieten Afrikas aus.
Da einerseits Siedler und Händler Druck auf die Regierungen ausübten, neue Siedlungsgebiete und Handelsmöglichkeiten zu sichern, und andererseits durch die Industrialisierung in Europa den Kolonialmächten ausreichend schlagkräftiges Militär zur Verfügung stand, wurden mehrfach Gebiete erobert, die die betreffende Nation eigentlich weder wollte, noch gebrauchen konnte.

Die Expansion nahm ihren Beginn an der afrikanischen Mittelmeerküste, begünstigt durch die Schwäche der dort regierenden Sultane.
1830 sandte Frankreich seine Marine nach Algerien, da Charles X. einen Erfolg für seine ansonsten unpopuläre Politik brauchte, und angeblich so die Piraterie in der Gegend gestoppt werden konnte. Im Verlauf der Aktion wurden Algier und ein Teil der Küste besetzt. Frankreich hatte eigentlich kein Interesse, weiter vorzudringen, aber 1834 begann eine islamische Rebellion als Zeichen des Protests gegen die Franzosen. Gezwungen, zwischen dem Rückzug und der Sicherung der Herrschaft zu entscheiden, entschloss sich Frankreich für die zweite Möglichkeit. 1880 war ganz Algerien besetzt und wurde französische Kolonie, auch wenn es niemals einen strategischen oder wirtschaftlichen Grund dafür gegeben hatte.
Eine große Zahl französischer Siedler ließ sich in den Küstenstädten nieder.
Bedroht von der Möglichkeit der italienischen Okkupation Tunesiens, schickte Frankreich seine Armeen über die Grenze. Das Ziel war, Tunesien zum Protektorat zu erklären, und sich dann wieder zurück zu ziehen.
Auch hier brach eine islamische Revolte gegen die Franzosen aus, die daraufhin entschieden, das Land zu erobern, und es ebenfalls zur Kolonie zu machen.

In Ägypten wurde der Bau des Suez-Kanals mit europäischen Geldern finanziert. dies führte zu einer hohen Verschuldung des Landes bei den Briten und den Franzosen. 1879 regierten deren Agenten praktisch ganz Ägypten.
Ein nationalistisches Aufbegehren gegen die Einmischung der Europäer ging durch das Land und 1882 sandte England Truppen nach Ägypten um seinen Seeweg nach Indien zu schützen.
Das Militär überwältigte die nationalistische Bewegung, und die Briten übernahmen die Kontrolle über das Land um weitere Unruhen direkt im Keim ersticken zu können.

Die französische Kolonie in Algerien
1840 sandte Frankreich 115.000 Soldaten nach Algerien, um eine Kolonie in Afrika zu errichten, die direkt gegenüber der eigenen Küste lag. Die Franzosen erlangten nach und nach die Kontrolle über große Gebiete des Landes, wurden aber mit vielen Rebellionen konfrontiert. Besonders im Süden blieben die nomadischen Berber weitgehend unabhängig und kämpften bis ins 20. Jahrhundert beständig gegen die Franzosen.
1873 wurde Land für französische Siedler beschlagnahmt, die in der Kolonie leben wollten. 1900 siedelten bereits 500.00 Franzosen in der Kolonie und über eine Million um 1950. Die französischen "Pieds Noir" hatten das Monopol auf alles fruchtbare Land und die Wirtschaft Algeriens brachte ausschließlich Frankreich Vorteile.
Als Folge wuchs der Widerstand ab 1920 in der algerischen Bevölkerung ständig weiter und 1945 kam es zu einer umfassenden Rebellion, in deren Verlauf 45.000 Algerier getötet wurden. 1950 wurde die Algerirische Befreiungsfront gegründet, um für die Unabhängigkeit zu kämpfen.

7.3. Der Wettlauf nach Afrika

Die Schwierigkeiten, auf den afrikanischen Flüssen zu navigieren, zusammen mit der Gefahr von tropischen Krankheiten, verhinderten lange Zeit Expeditionen in das Innere des Kontinents. Mit den wissenschaftlichen Fortschritten des 18. Jahrhunderts stieg die Neugier auf Afrika und eine Reihe von Forschern wie Mungo Park und David Livingston reisten durch das Innere des Kontinents und brachten ihre Entdeckungen mit nach Hause.
Missionsgesellschaften sandten Missionare aus, um das Christentum nach Afrika zu bringen und die Sklaverei zu beenden. Händler folgten den Forschern und Missionaren.
Um 1870 wurde von den Europäern erkannt, dass Afrika eine nahezu unerschöpfliche Quelle seltener Rohstoffe war und außerdem ein guter Markt für europäische Waren. Einige Handelsgesellschaften setzten sich in Bewegung, um in den Küstengebieten Handel zu treiben, vor 1875 jedoch gab es kaum Ausdehnungen ins Innere Afrikas. Abgesehen von Südafrika blieb der Kontinent von den Europäer unberührt.
Südafrika, wo das Klima eher dem europäischen entsprach, war 1815 bereits britische Kolonie geworden. Die holländischen Siedler am Kap lehnten die englische Herrschaft ab und einige von ihnen wanderten nach Norden und Osten um in Natal, Transvaal und am Oranje-Fluß neue Siedlungen zu gründen.

In vielen europäischen Ländern dachten imperialistische Menschen, dass sie die "Segnungen der Zivilisation" auch über Afrika verbreiten müssten. Leute wie Cecil Rhodes und Carl Peters drängten ihre Regierungen, dort Kolonien zu gründen. Aber bis 1880 waren die europäischen Staaten eher am Handel und an der Förderung der Missionsarbeit interessiert, nicht am Besitz afrikanischer Kolonien.
Eine Ausnahme war der belgische König Leopold II., der davon ausging, dass die Ausbeutung afrikanischer Rohstoffe profitabel sein könnte und entschied, in Afrika eine Kolonie zu gründen. Um keinen Verdacht zu erregen, rief er in aller Stille 1876 eine internationale Konferenz von Afrika-Fachleuten ein und gründete seine eigene Afrikagesellschaft. 1878 ging sie daran mit Hilfe des Abenteurers Stanley, passende Regionen zu erforschen und Handel zu treiben.

Danach begann eine neue Phase der Kolonisierung, bekannt als "Der Wettlauf nach Afrika", in der beinahe alle verbliebenen Gebiete Afrikas unter den europäischen Mächten aufgeteilt wurden. 1914 war nur noch das Hochland von Äthiopien und Liberia, das unter nordamerikanischem Schutz stand, ohne europäische Herrschaft.
Dieser "Wettlauf" war Ausdruck der neuen wirtschaftlichen und politischen Situation in Europa. Im zuge der rapiden Entwicklung der Industrie und der sich daraus ergebenden Konkurrenz zwischen Herstellungsbetrieben, wurden neue Zölle erhoben, um Produkte aus anderen Ländern als dem eigenen teurer zu machen und so den Wettbewerb mit den europäischen Konkurrenten aus dem eigenen Land zu verbannen. Dies wiederum führte dazu, dass die Industrie nach Märkten außerhalb Europas suchte, auf denen die hergestellten Waren gewinnbringend verkauft werden konnten.
Hier boten sich Kolonien an und aus diesem Grund forderten Industrielle neue Kolonien, in die sie einerseits ihre Waren verkaufen, andererseits Rohstoffe ausbeuten konnten.
Die deutsche Entscheidung, deutsche Kolonien zu erobern, um wirtschaftlich konkurrieren zu können, beschleunigte diesen Prozess.

Kanzler Bismarck war im Grunde nicht daran interessiert, Kolonien zu erobern. Um sich innerhalb Deutschlands die Unterstützung der Wirtschaft zu sichern und aus Gründen der internationalen Diplomatie entschloss er sich aber doch dazu.
Er erklärte Südwest-Afrika, Togo, Kamerun und dann Sansibar zum deutschen Protektorat, was bedeutete, dass Deutschland diese Gebiete beanspruchte, ohne sie direkt zu besetzen.
Diese Entscheidung bewog die anderen europäischen Mächte, ihre Ansprüche ebenfalls geltend zu machen, da sie befürchteten, große Gebiete an ihre Konkurrenten zu verlieren.
Der "Wettlauf nach Afrika" begann. Die Regeln dafür wurden auf einer Konferenz in Berlin 1884 festgelegt und in den folgenden fünf Jahren steckten die Kolonialmächte ihre Ansprüche auf dem gesamten afrikanischen Kontinent ab.

Der "Wettlauf nach Afrika"
Deutschland beanspruchte: Südwest-Afrika, Togo, Kamerun und Sansibar
England beanspruchte: weite Teile Nigerias und der Goldküste, Uganda (um die Seeroute nach Indien zu schützen), einen Teil Sansibars, Betschuanaland und Gebiete Zentralafrikas
Frankreich beanspruchte: große Gebiete des Sudans und Senegal
Italien beanspruchte: Abessinien als Basis für weitere Expansionen

Nach dem "Wettlauf nach Afrika" in den späten 80er Jahren des 19. Jahrhunderts ging die Aufteilung Afrikas bis 1914 weiter. Die beteiligten Staaten begannen, die beanspruchten Gebiete zu besetzen, legten den Einheimischen ihre Gesetze auf und setzten das Militär ein, wo immer sie es für erforderlich hielten.
Immer mehr Gebiete in Afrika wurden unter europäische Kontrolle gebracht und dies führte zu mehreren Zusammenstößen zwischen Frankreich und England.
Frankreich nahm sich das größte Gebiet von Französisch Westafrika bis zum Sudan, während die Briten das Hinterland der Goldküste erhielten.
In den Burenkriegen von 1899-1902 besetzte England außerdem die burischen Republiken von Transvaal und den Oranje-Freistaat und annektierte sie.
In der letzten Phase dieses Prozesses besetzte Frankreich Marokko, das wertvollste, noch nicht beanspruchte Gebiet in Afrika, Italien besetzte Tripolis und Spanien Rio de Oro.

Die meisten der in dieser Phase besetzten Territorien waren einfach militärisch gehaltene Kolonien und es gab keinen wirklichen Grund für die Kolonialmächte, sie zu halten. Einige stellten sich im Nachhinein als wertvolle Rohstoffgebiete heraus, wie zum Beispiel der Kongo nachdem man große Kupfervorkommen entdeckte. Viele der afrikanischen Kolonien wurden allerdings nur deshalb besetzt gehalten, weil sie sonst möglicherweise der europäische Konkurrent erobert hätte.

Die portugiesische Herrschaft in Mozambique
Bis zum 19. Jahrhundert war die portugiesische Herrschaft in Mozambique beschränkt auf einige Küstensiedlungen und Teile des ertragreichen Sambesi-Tals. Viele der portugiesischen Siedler (prazeiros), waren mit den Einheimischen verheiratet und besaßen ihre eigenen Sklavenarmeen. Handel wurde hauptsächlich von indischen Händlern betrieben. Erst im späten 19. Jahrhundert, während des "Wettlaufs nach Afrika", versuchte Portugal sein Einflussgebiet über Mozambique hinaus auszudehnen. Die endgültigen Grenzen wurden 1891 allgemein anerkannt.
Portugals Bestrebungen das Land zu beherrschen, traf auf erbitterten Widerstand bei den Einheimischen. Im Süden trafen sie auf das starke Königreich Gaza, aber der Kaiser Gungunhana wurde von den stärkeren Portugiesen 1895 besiegt. Weitere Gebiete wurden in den folgenden Jahren erobert.
Privaten Gesellschaften wurde gestattet, die Kolonie zu verwalten. Von 1891 bis 1914 lag die Herrschaft bei der Mozambique-Gesellschaft, die mit englischem und französischem Geld finanziert wurde. Sie hatte die Vollmacht, Steuern zu erheben, sowie Abbau- und Landrechte zu vergeben. Zusätzlich zu den Steuerzahlungen wurden die Einheimischen gezwungen, in den Plantagen, beim Straßenbau oder bei anderen Projekten zu arbeiten. Hingegen gab es kaum Hilfs- oder Wohlfahrtseinrichtungen der Regierung für die Einheimischen.


8. DAS ENDE DER KOLONISIERUNG

8.1. Die Endphase der Kolonisierung

Die Niederlage Deutschlands und der Türkei im ersten Weltkrieg führte zum Verlust ihrer Kolonien. In den Friedensverträgen wurden diese Gebiete den Siegermächten übergeben, sie wurden aber als Verwaltungsgebiete unter Aufsicht der neuen Staatenliga behandelt. Einige, sogenannte "A-Länder", wurden auf die Unabhängigkeit vorbereitet, und andere wurden bis auf weiteres wie andere Kolonien auch verwaltet.

Die Behandlung der deutschen und türkischen Kolonien 1919-1923
Deutschland: Togo und Kamerun wurden England und Frankreich gegeben, Südwestafrika der Union Südafrika, Tanganjika ging an England, Ruanda und Burundi and Belgien, die pazifischen Kolonien an Japan, Neuseeland, Australien und England.
Türkei: Syrien und der Libanon wurden Frankreich gegeben, Palästina und das Transjordanland an England.

 

Nach 1919 trachteten die Kolonialmächte nicht länger danach, ihre Territorien auszudehnen, da sie kaum noch über die Rohstoffe verfügten, entsprechende Anstrengungen zu unternehmen. Außerdem wurde das gesamte Konzept eines Kolonialreiches mittlerweile ziemlich kritisch gesehen.
Aber auch wenn die Kolonialmächte keine weiteren Kolonien zu erobern versuchten, begannen sie dennoch nicht, den bereits besetzten Kolonien zu verassen.
Zwei Ausnahmen gab es in den 30er Jahren, als Italien 1935-1936 Abessinien angriff und als Japan 1931 die Mandschurei und von dort aus 1937 China angriff.

 

8.2. Die Forderung nach Unabhängigkeit

Vor dem zweiten Weltkrieg gab es in mehreren Kolonien immer lautere Stimmen, die entweder die Selbstbestimmung oder die volle Unabhängigkeit forderten.

Im französischen Imperium wuchs die Opposition gegen Frankreich in Indochina und Forderungen nach Unabhängigkeit wuchsen mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts.
Im holländischen Imperium gründete sich 1908 eine nationalistische Bewegung, die in den 20er Jahren eine politische Veränderung verlangte.

In Indien war eine nationalistische Bewegung entstanden und der Indische Nationalkongress wurde gegründet, um mit den britischen Autoritäten für Indien zu sprechen. Nach 1919 erwarteten die Inder eine Gegenleistung für die Entsendung von Soldaten im ersten Weltkrieg, aber politische Reformen wurden nicht eingeführt. In vielen Gebieten entstand daraufhin eine Protestbewegung und eine neue Generation nationalistischer Führer entstand, angeführt von Gandhi und Nehru, die sich mit Aktionen des zivilen Ungehorsams gegen die Briten auflehnten.
England reagierte mit dem Einverständnis in eine begrenzte Selbstverwaltung Indiens bis 1935, aber bis 1939 hatte sich im Grunde nicht viel verändert. Als der Krieg ausbrach waren die Inder verärgert, dass England für sie den Krieg erklärte und der Nationalkongress sah zu diesem Zeitpunkt die Gelegenheit, die Unabhängigkeit zu fordern. England versuchte die Lösung dieses Konflikts auf die Zeit nach dem Krieg zu verschieben. Zeitgleich wuchs auch in Ceylon die Forderungen nach Unabhängigkeit.

1919 übergab Ho Chi Minh der Pariser Friedenskonferenz eine Petition, in der die vietnamesische Unabhängigkeit gefordert wurde. Eine revolutionäre Gruppe wurde gegründet und in den 30er Jahren entstanden Rebellionen in verschiedenen Gebieten des Landes.

In den 30er Jahren hatten einige junge Afrikaner die Möglichkeit in Nordamerika und Europa an der Universität zu studieren. Sie wurden häufig zu Unterstützern der Unabhängigkeitsbewegungen ihrer Länder. Kwame Nkrumah und Yomo Kenyatta, zum Beispiel, wurden zu Führern der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegungen in Ghana und Kenia.
Innerhalb des englischen Imperiums wurden 1931 die Länder Kanada, Australien, Neuseeland und Südafrika als gleichberechtigt und autonom akzeptiert und regelten ihre internen Angelegenheiten selbst.

1945 traf in Manchester eine Pan-Afrikanische Konferenz zusammen, deren mehr als 200 Delegierte bereit waren, gegen die Kolonialmächte für die Freiheit zu kämpfen.


8.3. Die Auswirkung des zweiten Weltkriegs und neue Einstellungen

Während des zweiten Weltkrieges waren die großen Kolonialmächte, England, Frankreich, Belgien und die Niederlande von ihren überseeischen Gebieten größtenteils abgeschnitten. Die Gründe hierfür waren ihre schwache Position durch die Besatzung durch die Deutschen in Europa, der globale Umfang militärischer Operationen und die japanischen Besetzung großer Teile Asiens.
Das Ansehen der Kolonialmächte in den Kolonien wurde zudem durch militärische Verluste und Niederlagen erschüttert. In einigen Ländern wurden die Japaner als Befreier von den Kolonialmächten willkommen geheißen.

In Indien konnte der Nationalkongress eine feste Zusage auf die Unabhängigkeit nach dem Krieg erhalten und England versprach auch Ceylon und Burma die Unabhängigkeit.

In Zentral- und Nordafrika förderten die Niederlagen der Alliierten und die Besetzung amerikanischer und britischer Gebiete den Widerstand gegen den Kolonialismus.
Der Krieg veränderte aber auch die Einstellung der europäischen Mächte zu ihren Kolonien und schwächte ihr Interesse, sie zu behalten. Viele der Opfer der Kolonisierung kämpften auf Seiten der Alliierten und es war nicht einsehbar, warum sie gezwungen werden sollten, die koloniale Herrschaft weiterhin anzuerkennen.
In den Ländern wuchs das Interesse immer mehr, sich selbst zu regieren. Aus diesen Überlegungen, sowohl auf Seiten der Kolonialmächte, als auch in den Kolonien entstand die Idee der Atlantik Charta und schließlich der Charta der Vereinten Nationen.

Als Japan 1945 besiegt worden war und die Armeen der Kolonialmächte ihre Kolonien wieder besetzen wollten, stießen Frankreich und Holland daher auf erheblichen Widerstand. Sie mussten feststellen, dass es unmöglich sein würde, die alte Kolonialherrschaft in vollem Umfang wieder herzustellen. Die Forderung nach vollständiger Unabhängigkeit in Südostasien war immer stärker geworden.


8.4. Der Beginn der De-Kolonisierung

1939 und auch nach dem Ende des zweiten Weltkrieges waren die Kolonialmächte überaus mächtig. Aber etwa 20 Jahre nach Kriegsende gab es die großen Kolonialreiche nicht mehr und die meisten der ehemaligen Kolonien waren zu unabhängigen Nationen geworden.
Verschiedene Ursachen beschleunigten diesen Prozess:
- Nach 1945 stand die Volksmeinung in Europa dem Kolonialbesitz auf anderen Kontinenten eher ablehnend gegenüber. Auch in Europa mehrten sich die Forderungen, den Kolonien die Freiheit und die Selbstbestimmung zu geben.
- Großbritannien hatte bereits in die volle Unanhängigkeit für Indien, Ceylon (Sri Lanka) und Birma eingewilligt, und so war es nicht mehr möglich, entsprechende Forderungen aus anderen Kolonien zu ignorieren.
- Die indische Unabhängigkeit 1947 wurde zu einem Beispiel für die Unabhängigkeitsbewegungen anderer Kolonien und bestätigte sie in ihren Forderungen.
- Von der Bevölkerung unterstützte nationalistische Bewegungen begannen in vielen Ländern für die Freiheit ihrer Länder zu kämpfen. Viele dieser Bewegungen wurden von Männern angeführt, die in Europa ausgebildet worden waren. Sie vertraten Vorschläge und Konzepte für die Zukunft der Kolonien, die für die Kolonialmächte akzeptabel waren.
- Es wurde immer deutlicher, dass die Erhaltung der Kolonialreiche finanziell und militärisch zu teuer würde, wenn sie verteidigt werden müssten. Diese Kosten konnten eingespart werden, wenn stabile politische Verhältnisse in den neuen Nationen geschaffen würden, die Handel und Ausbeutung weiterhin ermöglichten.
- Nachdem der Prozess der Dekolonisierung einmal in Gang gekommen war, entwickelte er seine eigene Dynamik, so dass die Aufgabe einer Kolonie die Rechtfertigung anderer in Frage stellte.


8.5. Der Prozess der Dekolonisierung

Es gab keine einzelne plötzliche Entscheidung, allen Kolonien die Unabhängigkeit zu gewähren, aber verschiedene Umstände führten zu Entscheidungen, sich allgemein aus den Kolonien zurück zu ziehen.
Die Vereinigten Staaten gaben die Kontrolle über die Philippinen 1946 auf. England, abhängig von amerikanischer Unterstützung, und mit dem Wissen um den amerikanischen Widerstand gegen die britische Herrschaft in Indien, versprachen Indien und Pakistan die Unabhängigkeit für 1946 und Ceylon und Burma für 1948. Während der Zeit zwischen 1946 und 1951 wurde allen Kolonien die Unabhängigkeit gewährt, denen dies vor oder während des Krieges versprochen worden war, oder wo politische Probleme eine Fortsetzung der Kontrolle nach dem Krieg unwahrscheinlich machte.

Eine zweite Phase der Dekolonisierung fand zwischen 1956 und 1965 statt, in der dem größten Teil der Kolonien ihre Unabhängigkeit gewährt wurde.
England zeigte sich einverstanden, die Regierungsmacht an die afrikanischen Kolonien zurück zu geben. Es wurde jedoch jeweils überlegt, in welchen Schritten und wie schnell dies geschehen sollte.
Die Goldküste war die erste englische Kolonie, die für die Unabhängigkeit bestimmt wurde. Nkrumah leitete eine radikale Kampagne für die Freiheit Ghanas und wurde von den Briten inhaftiert, aber England stimmte der Unabhängigkeit des Staates schließlich zu.
Daraufhin wurde von der britischen Regierung ein Programm für die vollständige Dekolonisierung Afrikas verabschiedet. Die Unabhängigkeit für die verbleibenden englischen Kolonien und die der anderen Kolonialmächte folgten bald darauf.

1965 war die Gewährung der Unabhängigkeit an die Kolonien fast vollständig abgeschlossen. Es gab immer noch einige Kolonien, speziell die portugiesischen wie Angola und Mozambique, aber auch sie erhielten die Unabhängigkeit in den folgenden Jahren.
Heute besitzt nur noch England Kolonien im alten Sinne des Begriffs, kleine Inseln, wie Anguilla, Bermuda, Montserrat, Ascension, St. Helena, die Cayman Inseln und die Jungferninseln.
Allerdings muss man Begriffe, wie Kolonie, Kolonisierung und De-Kolonisation heute etwas differenzierter begreifen, als von hundert oder zweihundert Jahren.
Zum einen zeigen militärische Interventionen, wie zum Beispiel die der Vereinigten Staaten in Grenada und Panama, dass souveräne Staaten oftmals nur so lange souverän und unabhängig bleiben können, solange sie sich entsprechend der wirtschaftlichen und strategischen Wünsche der Kolonialmächte verhalten. Selbst eine vom Volk unterstützte Regierung, die den ehemaligen Kolonialmächten nicht gefällt, wie in Chile 1972, in Cuba 1959 oder in Nicaragua 1978 muss mit massivem Druck rechnen.
Hinzu kommt eine Einflussnahme in wirtschaftlicher Hinsicht, die mindestens ebenso ernstzunehmen ist, wie die militärische Bedrohung.