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Nachdem das italienische
Zuckermonopol zusammenbrach, wurde in Brasilien verstärkt Zuckerrohr angebaut.
In Brasilien hatten die europäischen Eroberer zu dieser Zeit weder Gold
noch Silber gefunden, aber die Gewinne aus der Zuckerproduktion waren fast genauso
hoch. In Europa wurde der Zucker schon fast mit Gold aufgewogen.
Bald wurde die erste Zuckermühle nach Brasilien gebracht, und an der Küste
entstanden riesige Plantagen, die wie Zecken das Land aussaugten - zuerst das
Blut der Indianer, die zur Arbeit auf den Plantagen und in den Mühlen gezwungen
wurden. Da die meisten von ihnen starben, wurden Sklaven aus Guinea, aus Ghana
und Nigeria verbraucht. Die Afrikaner hielten das tropische Klima aus und begingen
nicht in so großer Zahl Selbstmord.
Mit der Zeit verschwand auch das ursprüngliche Land. Um Anbauflächen
für die Plantagen zu bekommen, wurde der Urwald abgebrannt. Bereits nach
zwei bis drei Ernten war der Boden ausgelaugt und neue Wälder gingen in
Flammen auf. Jeder Löffel Zucker, der in Europa den Kakao und den Kaffee
süßte, fraß brasilianische Bäume.
Vom ursprünglichen Urwald am Atlantik, der sich vom Süden bis zum
Norden an der Küste entlang zog, bleiben bis heute nur etwa drei Prozent
übrig. Die verwüstete Zone, die nach dem Zuckerrohranbau zurückbleibt,
ist der Sertáo. Hier wächst nichts, es gibt keine Arbeit und nur
Armut. Aber das Ziel wird erreicht: für etwa 200 Jahre besitzt die Kolonie
Brasilien das Monopol auf Zucker.