Batavia war keine Stadt, die an einem Kreuzungspunkt wichtiger Wege lag. Sie mündete hier in einen Hafen, und es gab nicht einmal eine Straße, die, vom Hafen kommend, durch die Siedlung führte. Statt dessen durchzogen Kanäle die Stadt, und fließende Gewässer begrenzten sie. Alles war zur See hin orientiert. Die See brachte die Menschen, die Flotten und die Güter heran, über See wurde die Stadt versorgt, die See nahm ihr die Schätze wieder, wenn die Schiffe der jährlichen Retourflotten ihre Anker lichteten und Kurs auf ,,Patria" nahmen. Für den Seehandel und die Verwaltung der Niederländischen Vereinigten Ostindischen Kompanie, aber auch für die Chinesen und andere Asiaten war Batavia, die halbeuropäische Stadt in den Tropen, gegründet worden.
Batavia, geduckt hinter
geraden Mauern aus hellem Korallenstein, hinter Bastionen, Toren und einem breiten
Außengraben, lag in sumpfigem Gelände an beiden Ufern des Flusses
Tjiliwong (Liwung).
Auf die in Europa gebräuchlichen Raffinessen der Befestigungskunst hatten
die Niederländer - wie überall in Asien - verzichtet. Gegen die Orientalen
reicht eine einfache Mauer von 11 Fuß (3,08m) Höhe und ein Graben,
dachten die Stadtbaumeister. Einer regulären europäischen Belagerung
hätte die Stadt also nicht standgehalten. Bemerkenswert war, dass sich
die Verteidigung auch gegen das Stadtinnere richtete und die Bollwerke mit vielem
groben Geschütz versehen (waren)"von welchen alle Straßen der
Stadt beschossen werden können." Das brauchten die Europäer zu
ihrer Sicherheit, denn in der Stadt waren sie in der Minderzahl. Batavia hatte
eine niedrige Silhouette. Es gab wegen der gefürchteten Erdbeben und Taifune
nur wenige hohe Häuser und keine Türme. Die Stadt besaß innerhalb
der Mauern etwa 2448 Häuser, und in den Außenbezirken standen noch
einmal 2328. Schon in den ersten Jahrzehnten des l7.Jahrhunderts war der Tjdiwong
teilweise zugeschüttet worden. Er hatte seinen gewundenen Lauf eingebüßt
und war zu einer wie mit dem Lineal gezogenen, breiten Gracht geworden. So liebten
es die Niederländer. Im rechten Winkel dazu und parallel war ein Netz weiterer
Kanäle entstanden, so dass - wie zu Hause in Amsterdam - nahezu jeder Teil
der Stadt mit dem Boot erreichbar war. Sechsundfünfzig Brücken überspannten
die Kanäle. Mit ihrer trägen Strömung dienten sie nicht nur dem
Transport und der Kühlung, sie waren auch Kloake für alle Arten von
Abfällen. Mehr als hundert Sklaven sorgten im "Winter", in der
Regenzeit vom November bis Mai, für ihre Reinhaltung und die Schlammbeseitigung.
aus: die Route der Gewürze Die Reise nach Batavia, Deutsche Abenteuer in
Ostasien 1609 bis I695 von Peter Kirsch
http://www.spicys.de/
Hot Spice Gewürzmuseum, Hamburg