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Anfang des 20. Jahrhunderts begannen Bananen, ein Volksnahrungsmittel zu werden. Dies war hauptsächlich durch die Entwicklung schneller Schiffe möglich geworden, die die Früchte nach Europa transportieren konnten, bevor sie verrottet waren.
Die 1912 gegründete deutsche Afrikanische Frucht Compagnie war eine der Firmen, die sich auf Anbau, Ernte und Transport der Früchte aus den Kolonien konzentrierte.
1908 waren bereits Bananenpflänzlinge aus der Karibik nach Kamerun gebracht worden und von da an ging es steil bergauf.
Bananen können nicht, wie Äpfel oder Kirschen einmal gepflanzt und nach einigen Jahren jährlich geerntet werden. Bananen wachsen an Stauden, die einmalig Früchte tragen. Daher braucht eine Bananenplantage ständige Pflege und Neuanpflanzung. Hinzu kommt, dass sich der Anbau erst dann lohnt, wenn die Bananen in Monokulturen angepflanzt werden. Dies erfordert den Ankauf von viel Land, Wege und Straßen, Verwaltungspersonal und ArbeiterInnen, Anlege- und Verladeplätze und nicht zuletzt schnelle Schiffe. Praktisch sind die Schiffe das Herzstück des Bananenhandels, denn egal, wie groß die Plantagen sind, wie viele Menschen dort arbeiten und wie viele Bananen geerntet werden, wenn die Schiffe fehlen, die die Bananen zu den Verbrauchern bringen können, war alles umsonst.
Das wiederum bedeutet eine große Investition, die kleine Farmer nicht aufbringen konnten.

Die ersten Schiffe der Afrikanischen Frucht-Compagnie waren zwei Dampfer mit Kühlanlagen, für die eine Landungsbrücke im afrikanischen Hafen gebaut werden musste.
Trotzdem bereits 1914 der Bananenhandel Erfolg zeigte, brachte der erste Weltkrieg eine Unterbrechung. Erst 1925 wurde den Deutschen von den Engländern erlaubt, die Bananenplantagen zurückzukaufen.
Der Bananenhandel nahm in den folgenden Jahren einen derartigen Umfang an, dass 1930 die "Bananensonderschiffe" "Panther" und "Puma" gebaut wurden und bis 1938 die Schiffe "Pionier", "Pelikan", "Pontos", "Python", "Palima", 1938 "Pomona".
1914 wurden nur 12.000 Büschel Bananen transportiert. Nach der Neuaufnahme des Handels wurden 1930 bereits 70.000 Büschel transportiert, und 1937 3,6 Millionen.
Die Bananen wurden wöchentlich abgeholt und auf einer 5-wöchigen Reise nach Deutschland gebracht.
Auf dem Rückweg wurden deutsche Waren wie Maschinen, Fahrzeuge, Medikamente und Lebensmittel für den Verkauf in Afrika transportiert.
Damalige Kalkulationen gingen davon aus, dass 20% des Wertes einer Ernte für die Produktionskosten, wie Löhne und Gehälter der deutschen Angestellten und der afrikanischen ArbeiterInnen, sowie Versorgung der Plantage aufgewendet werden musste, 80% Gewinn für die Investoren waren. Allerdings wurde durch den Verkauf der Waren des Rücktransportes ein zusätzlicher Gewinn gemacht, der die Produktionskosten weit überstieg.
Im Buch "Der Deutsche Kaufmann über See", 1939, wird hierzu angemerkt, dies sei "ein Austausch, der im Geben und Nehmen die deutsche Wirtschaft befruchtet (...)". Wobei allerdings unklar ist, worin das Geben bestanden hat.