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1775, GADO-SABY
Bonny
Mit gezieltem Beschuss brechen
sich die achthundert aus Holland angereisten Soldaten Bahn. Das freie Negerdorf
Gado-Saby knirscht und kracht zusammen. Hinter Rauchfahnen und Feuer führen
Blutspuren bis an den Waldrand.
Oberst Fourgeaud, Schweizer und Veteran der europäischen Kriege, beschließt,
in den Trümmern zu kampieren. Als es Nacht wird, hallen sonderbare Laute,
und Kugeln zischen aus dem Urwald, so dass die Soldaten sich auf die Erde werfen
müssen.
Die ganze Nacht halten Schüsse, Schmährufe und Lieder von neuem Kampf
und Sieg die Einheit in Schach. Die Cimarrones, die ja nicht zu sehen sind,
lachen schallend, als Oberst Fourgeaud, an den Boden gepresst, ihnen, falls
sie sich ergeben, Freiheit und Nahrung verspricht.
- Hungerleider! schallt es mit tausend Stimmen aus dem Wald. -Vogelscheuche!
Die holländischen Soldaten werden weiße Sklaven genannt, und es wird
angekündigt, dass König Bonny bald in ganz Surinam herrscht.
Als das Morgenlicht den Kessel sprengt, erkennt Oberst Fourgeaud, dass seine
Soldaten nicht von Kugeln, sondern von Steinen, Knöpfen und kleinen Münzen
getroffen worden sind. Er erkennt außerdem, dass die ehemaligen Sklaven,
während die Holländer unter dem Beschuss von Krimskrams und Schimpfwörtern
wie gelähmt dalagen, die ganze Nacht Reis-, Maniok- und Jamssäcke
in den Urwald gekarrt haben.
Ausgeheckt hat das Spiel Bonny. Der Cimarrones-Anführer Bonny trägt
nirgendwo am Körper ein Brandzeichen. Seine noch versklavte Mutter floh
aus dem Bett ihres Herrn und gebar im Urwald ein freies Kind.
aus: Eduardo Galeano, Erinnerung
an das Feuer