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1521, FLORIDA

Ponce de León

Er war alt, oder jedenfalls fühlte er sich so. Er würde keine Zeit mehr dazu haben, oder sein müdes Herz würde es nicht durchhalten. Juan Ponce de León wollte die unerschlossene Welt, die ihm die Inseln von Florida verheißen hatten, entdecken und erobern. Er wollte so große Taten vollbringen, dass sich Christoph Kolumbus' Andenken klein dagegen ausnehmen sollte.
Hier hat er nun angelegt, auf der Suche nach dem Zauberfluß, der durch den Garten der Lüste fließt. Aber statt des Jungbrunnens ist er dem Pfeil begegnet, der ihm in der Brust steckt. Also soll er nie in dem Wasser baden, das den Muskeln die Spannkraft und den Augen den Glanz wiedergibt und dennoch die Erfahrung nicht aus der wissenden Seele löscht. Die Soldaten tragen ihn auf den Armen zum Schiff. Der geschlagene Kapitän wimmert zwar wie ein Säugling, bleibt dabei aber doch alt und wird von Minute zu Minute älter. Die ihn tragen, stellen ohne Erstaunen fest, dass das "Immer" hier wieder einmal eine Niederlage in seinem ewigen Kampf mit dem "Nie" erlitten hat.

aus: Eduardo Galeano, Erinnerung an das Feuer