Seit über 500 Jahren sind die Völker Amerikas einem grausamen System von Kolonialismus und Neokolonialismus ausgesetzt. Päpste, Missionare und Ordensleute sorgten für die ideologische Rechtfertigung dieser Systeme. Kleriker wurden zu Ausbeutern, Unterdrückern und Mördern. Dies war die Regel. Einige Christen verstanden und verstehen sich als Anwälte der Unterdrückten. Diese waren und sind aber immer eine Minderheit ohne Einfluss und bestenfalls die Ausnahme von der Regel.
Vor drei Jahren wurde des 500. Jahrestages der Kolumbus-"Entdeckung" der neuen Welt gedacht. Für die Völker Amerikas gab es da nicht viel zu feiern. Bedeutete dieses Jubiläum doch auch, dass über 500 Jahre lang Geschichte des Kolonialismus und Neokolonialismus geschrieben werden mussten. 500 Jahre Amerika bedeuten auch 500 Jahre kirchliche Komplizenschaft mit Konquistadoren, Sklavenhaltern und Ausbeutern. Päpste, Missionare und Ordensleute sorgten hierbei für die ideologische Rechtfertigung - für den ideologischen Überbau all dieser unmenschlichen Herrschaftsverhältnisse.
Nicht die schlechtesten Vertreter des christlichen Spektrums beteiligten sich an Aktionswochen und Solidaritätsaktionen. Sie arbeiteten die eigene Geschichte sehr kritisch auf und nannten die Schuldigen beim Namen. Aber - einige Aspekte und Fakten wurden häufig ausgeklammert:
Einerseits wurde die üble Rolle der Kirche verharmlost - aktive Tätern wurden gar zum angeblichen Gewissen der mordenden Konquistadoren. Den wenigen weißen Schafen unter den schwarzen Gesellen, wie z.B. Bartholomé de las Casas, ein viel zu großer Einfluss zugeschrieben. Vor allem aber - und das empört den Autor am meisten - wurde den Ureinwohnern Amerikas häufig allein die Rolle der duldenden Opfer zugedacht. Von den vielfältigsten Formen des Widerstands, bis hin zu bewaffneten Erhebungen war viel zu wenig die Rede.
(...) ... in diesen über 500 Jahren gab es keine Zeit wo der aktive Widerstand erloschen wäre und es gibt keinen Anlass anzunehmen, dass es auch künftig Gründe dafür gäbe die Ausbeutung in Demut und christlicher Duldsamkeit hinzunehmen.
aus: http://www.jestrabek.de/
heiner jestrabek: konquistadoren, kapital und kirche. eine kleine kriminalgeschichte
des christentums der neuen welt und von widerstand und freiheitskämpfen
der völker Amerikas.