3. Spanische Kolonien in den Amerikas

3.1. Spanischen Siedlungen

Um 1550 kontrollierten die Konquistadoren alle wichtigen Zentren der indianischen Zivilisationen, aber nicht alle dieser Gebiete waren von den Spaniern erobert worden.
Einige Indianer flüchteten in die Berge und in die Halb-Wüsten und der Widerstand gegen die Eroberung rührte sich in vielen Gebieten, in Peru zum Beispiel bis etwa 1570.

Nur wenige Ureinwohner aber, wie die chilenischen Araukas, behielten ihre Unabhängigkeit.
Mit der Übernahme der Kontrolle begannen die Spanier Siedlungen zu gründen, Städte zu bauen und Minen anzulegen. Ihre Anführer wollten Gesellschaften errichten, die an Wohlstand und Luxus denen in der Heimat entsprachen. Aus diesem Grund wurde das System der Encomienda, das zuvor schon in Granada, den Kanaren und in der Karibik entwickelt wurde, als Methode zur Besiedlung genutzt. In Mexiko und anderen Gebieten waren die Bedingungen hierfür ideal, da das Land für Landwirtschaft und Viehzucht gut geeignet war. Die Ureinwohner konnten zum Beackern der Felder gezwungen werden und zur Arbeit beim Aufbau der Städte.
Wichtig bei dem System der Encomienda war auch die Bekehrung der Ureinwohner durch Missionare. Dabei wurde das Christentum häufig so vermittelt, dass es wie eine neue Form der alten Religionen erschien.

Die Encomienda

Nach diesem System waren einige Siedlungen einem spanischen Machthaber unterstellt, der sich das Recht nahm, von den Ureinwohnern Arbeit, Nahrung und andere Waren zu fordern, die allerdings immer noch "freie" Menschen waren, die eigenes Land besaßen. Der "Encomendero" war verantwortlich für den Schutz der Siedler und die Berufung von Missionaren.
Mit diesem System ersetzten die Spanier die Spanier die aztekischen Gesetze, ohne allerdings die sozialen Leistungen des Staates an de Bevölkerung mit zu übernehmen. In den Genuss dieser Leistungen kamen nur die reichen Leute.

3.2. Die Entwicklung der Kolonien

Die Kolonien begannen sich mit der Ankunft weiterer Siedler zu entwickeln. Die Wirtschaft wuchs durch die Rinderzucht auf den riesigen Weiden der Prärie, die Nahrung, Häute, Kleidung und Talg lieferte. Die wirtschaftliche Entwicklung erbrachte das für den Gold- und Silberbergbau notwendige Kapital, der 1550 mit dem Fund reicher Vorkommen in Peru und Mexiko aufgebaut wurde.
Durch die Einwanderung wuchs die europäische Bevölkerung rasch, und neue Industrien wie Wollwebereien, Zuckerherstellung und Schiffbau entwickelten sich. Die Siedler importierten aus Spanien die Dinge, die sie brauchten, um ihren spanischen Lebensstil beizubehalten: zum Beispiel Wein, Öl, Kleidung, Glas, Papier und Bücher. Um diese zu bezahlen, sandten sie Häute, Zucker, Silber, Gold, Kakao, Kochenille und Tabak nach Europa zurück.
Obwohl die Eroberung und Siedlung zuerst von Privatpersonen durchgeführt worden waren, übernahm jetzt mit den steigenden Gewinnen die spanische Krone die Kontrolle und beherrschte die Kolonien wie ihr europäisches Land.

3.3. Die Auswirkungen auf die indianischen Völker

Während des 16. Jahrhunderts starben große Teile der indianischen Bevölkerung durch die Hungersnöte, die durch die Rinderzucht in ihrem Land entstanden. Des weiteren hatten europäische Krankheiten, wie zum Beispiel die Pocken, verheerende Auswirkungen auf die Ureinwohner, da sie über keinerlei Abwehrkräfte gegen diese Krankheiten verfügten.
Die spanischen Grundbesitzer kontrollierten durch den Aufbau riesiger Farmen immer mehr indianisches Land. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurden Sklaven aus Westafrika nach Amerika gebracht, um in den Minen und Plantagen der Spanier zu arbeiten. Dennoch führte der Mangel an Arbeitskräften dazu, ein System erzwungener Arbeit einzuführen. In diesem System mußten abwechselnd alle indianischen Dörfer, für bestimmte Wochen des Jahres, eine Anzahl von Männern für die Arbeit bei den Europäern stellen. Sie wurden beim Bau von Gebäuden, im Bergbau oder bei der landwirtschaftlichen Arbeit eingesetzt und sollten von ihren Arbeitgebern entsprechend eines festgelegten Lohnes bezahlt werden. In der Regel geschah dies aber nicht. Indianer, die sich widersetzten, wurden häufig durch Schuldsklaverei oder Péonage gezwungen, zu arbeiten. Dabei wurden ihnen Waren oder Geld vorgeschossen, die sie vom Arbeitslohn zurückzuzahlen hatten. Häufig waren aber Schuldzinsen und Löhne so aufeinander abgestimmt, daß die Arbeiter nie mehr ihre Schulden bezahlen konnten. Zudem mussten die Péons in der Regel für Unterkunft und Verpflegung Geld an den Arbeitgeber zahlen, so dass die Schulden eher noch größer wurden, anstatt zu schrumpfen.
Der Vorteil der Péonage gegenüber der Sklaverei bestand darin, dass der Sklavenhalter auf eigene Rechnung für seinen menschlichen "Besitz" sorgen musste; Péon trugen selbst die Verantwortung für ihre Versorgung und der Arbeitgeber verdiente noch zusätzlich daran.
Insbesondere in Peru wurden die Ureinwohner durch dieses System erpresst, denn hier gab es für die Spanier den größten Bedarf an Arbeit.

Viele Indianer begannen in die spanischen Niederlassungen zu ziehen und wurden "hispanisiert". Sie trugen europäische Kleidung, arbeiteten für Lohn und erlernten ein Handwerk wie zum Beispiel die Steinmetzarbeit.
Dies geschah hauptsächlich Neu-Spanien in Zentral-Mexiko, wo Spanier und Indianer in Städten und Dörfern nebeneinander in einer zunehmend städtischen Gesellschaft lebten. Es gab eine beträchtliche Anzahl von Beziehungen zwischen Europäern und Indianerinnen die eine Mestizen-Bevölkerung schuf.
Bis zum frühen 17. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung und in vielen der weiter entwickelten Gebiete war die Bevölkerung mittlerweile sehr gemischt, wobei die Mestizen gegenüber den Spaniern, den Kreolen und den "hispanisierten" Indianern zahlenmäßig die größte Gruppe bildeten.
In Peru hingegen gab es viel weniger Interaktion zwischen Spaniern und Indianern. Dort boten die Indianer sehr viel mehr Widerstand, das Gebiet war schwierig zu kontrollieren und die Arbeit der christlichen Missionare weniger erfolgreich. Peru war ein Land, in dem eine kleine europäische christliche Schicht die große indianische, nicht-christliche Bevölkerung kontrollierte.

3.4. Die Ausbreitung des Reiches

Während des 17. und 18. Jahrhunderts dehnte Spanien sein Imperium nach New Mexico und auch entlang der pazifischen Küste aus. Allerdings verlor Spanien die Kontrolle über viele ihrer karibischen Inseln an die Niederländer, die Engländer und die Franzosen, die in den Handel mit Amerika drängten.
Sie behielten aber immer noch die meisten größeren Inseln wie Kuba, Puerto Rico und Trinidad, obwohl sie nach der ersten Besiedlung teilweise verlassen worden waren.

Die Gebiete des Festlands, die unter der totalen Kontrolle der Spanier standen, waren immer noch nur kleine Teile des immensen Landes, auf das sie Anspruch erhoben. Die meisten von diesen Gebieten wurden regelrecht ignoriert und ihren einheimischen Einwohnern überlassen oder von Missionsstationen verwaltet. Nur im Norden wurde Mexiko intensiv kontrolliert; New Mexico, Texas, Kalifornien und Florida waren nominell kontrolliert, aber nur einige Beamte und Missionare lebten dort.

Ebenso war Peru im Süden der einzige wirklich eroberte Bereich, obwohl es nicht so "hispanisiert" war, wie Mexiko.
Chile, Argentinien, Paraguay und Bolivien waren Grenzgebiete. Hier lebten die Indianer unter der Herrschaft ihrer eigenen Führer und wurden unter loser Überwachung von Spanien beherrscht, das sich, abgesehen von missionarischer Tätigkeit wenig oder gar nicht in ihr Leben einmischte.
Die Kolonien in Mexiko und Peru waren 'gemischte' Kolonien, in denen eine kleine Minderheit von weißen Siedlern über die Ureinwohner herrschte, sie langsam absorbierte und eine ähnliche Gesellschaft wie in Spanien schuf.
Bis Ende des 18. Jahrhunderts waren Spaniens Kolonien die reichsten und am weitesten entwickelten in Amerika.

3.5. Das Ende des spanischen Reiches

Die Kolonien waren 300 Jahre lang Spanien gegenüber loyal, und diese Loyalität war eine Folge gemeinsamer Kultur, Religion und Verwaltung und weniger eine Folge spanischer militärischer Präsenz in den Kolonien.
Spanien übte aber von Madrid aus eine strenge Kontrolle über ihre Kolonien aus. Während des 18. Jahrhunderts nahm diese, durch die Erhebung hoher Steuern, immer weiter zu. Die Kolonisten in Amerika wollten aber lieber mit dem Rest der Welt handeln und wehrten sich gegen diese Form der Einflussnahme. Überraschenderweise jedoch gab es vor 1800 kein Anzeichen einer Revolution.

Die Kolonien trennten sich nicht von Spanien, weil sie plötzlich nach 300 Jahren die Politik des Heimatlandes unerträglich fanden. Der Grund lag vielmehr in einer 6-jährigen Pause in der spanischen Herrschaft. Im Jahr 1808 wurde Spanien von Napoleon eingenommen und Karl IV dankte zugunsten Bonapartes ab. Die Kolonisten weigerten sich, den neuen König zu akzeptieren, erkannten Ferdinand VII als König an und gründeten ihre eigenen Komitees, genannt Juntas, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Dies gab ihnen die erste Erfahrung von Selbstverwaltung und führte zur Entwicklung eines Nationalgefühls und Konzentration auf ihre eigenen speziellen Interessen.

3.6. Unabhängigkeit für die Kolonien

1814 wurde die spanische Monarchie wiederhergestellt und Ferdinand versuchte, die alte autoritäre Form der königlichen Regierung in den Kolonien wieder herzustellen. Er machte sich damit sehr unbeliebt. Das Ergebnis war, daß eine Serie von Rebellionen in Argentinien ausbrachen. Die Kolonisten weigerten sich, die Rückkehr der königlichen Beamten zu akzeptieren, und die Rebellion breitete sich nach Chile und Peru aus. Spanien hatte zu dieser Zeit weder das Militär noch die Seestreitkräfte, um die vielen rebellischen Provinzen zur Räson zu bringen, und England, dem dies möglich gewesen wäre, weigerte sich, einem 1817 vorgeschlagenen internationalen Bündnis beizutreten.
Simon Bolivar stellte Armeen von Guerillas auf und befreite 1821 Venezuela und Neu-Granada. Während dieser Zeit war Mexiko loyal gewesen, aber die jetzt erklärte Unabhängigkeit löste weitere Unabhängigkeitserklärungen in Honduras, Nicaragua, zu San Salvador und Costa Rica aus, die alle eine Regierungsform der Gemeinschaft zurückwiesen und separate Staaten wurden. Weitere Zersplitterungen des Imperiums im Süden bedeuteten 1830 die Unabhängigkeitserklärungen Kolumbiens, Boliviens und Ecuadors. Spanien hatte jetzt fast alle ihrer amerikanischen Kolonien verloren und es blieben nur einige der karibischen Inseln im spanischen Herrschaftsbereich übrig.

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