5. Englische und französische Kolonisierung in Amerika

5.1. Die Nord-West-Passage und ersten Siedlungen

Im 16. Jahrhundert versuchten sowohl Frankreich, als auch England neue Seewege nach Asien zu finden, indem sie nördlich um Amerika herum segelten. Es war offensichtlich, daß wenn eine Passage gefunden werden konnte, weitere Siedlungen entlang der Küste als Versorgungshäfen benötigt würden. Außerdem rechnete man mit der Notwendigkeit einer militärischen Verteidigung, da Spanien den gesamten nordamerikanischen Kontinent beanspruchte, nachdem es die portugiesischen Rechte auf Brasilien akzeptiert hatte.
Alle ihre Versuche, eine solche Passage zu finden und Niederlassungen zu gründen, schlugen jedoch während dieser Zeit fehl, und 1600 war es allein Spanien und Portugal gelungen, dauerhafte Siedlungen in Amerika aufzubauen.

 

5.2. Die Gründung der englischen Kolonien

Erst spätere Versuche Englands im frühen 17. Jahrhundert, führten zu dauerhaften Kolonien. Da die Kolonien aufgrund der Feindseligkeit der Ureinwohner in wenig bewohnten Gebieten lagen, fehlten den Engländern die Arbeitskräfte für ihre Plantagen und Farmen.
England musste deshalb ganze Siedlergemeinschaften in die Kolonien bringen; anders hätte die notwendige Arbeitsleistung nicht sichergestellt werden können.
Zu den angeworbenen Siedlern viele, die in England selbst keine Arbeit finden konnten, auch wenn sie befürchteten, die Kosten für Überfahrt und Landkauf in den Kolonien nicht zurückzahlen zu können.
Die großen Händler in London besaßen das erforderliche Kapital, und waren entsprechend Hauptanleger. Sie hofften natürlich, durch die Gründung und Finanzierung der Kolonien Felle, Fische, Gold, und andere Waren zu erhalten und durch deren Verkauf in Europa zu großem Reichtum zu kommen.
Es gab auch das Interesse, die UreinwohnerInnen zu christianisieren, aber dies war eher zweirangig.
Die englische Krone war bei der Kolonisierung nur insofern beteiligt, als sie die Berechtigung vergab, Land zu besitzen und formal die Regierungsgewalt ausübte.

5.3. Virginia

Die erste erfolgreiche Kolonie wurde 1607 von der Virginia Gesellschaft in Jamestown gegründet. Der Vorgang wurde von den Aktionären der Gesellschaft beaufsichtigt und nach einer Phase gemeinsamer Aufbauarbeit wurde an sie Land entsprechend ihrer Investition verteilt. Die Kolonisten ließen sich als Landwirte, Fischer, Pflanzer und Händler nieder, und produzierten hauptsächlich für den eigenen Lebensunterhalt. Einige Waren wurde auch für den Export produziert, um Waren eintauschen zu können, die es nur in England gab.
Die meiste Arbeit wurde von Menschen geleistet, die sich für eine feste Anzahl von Jahren ihrem Arbeitgeber verpflichtet hatten. Die Arbeit des Rodens und Pflanzens war besonders in den ersten Jahren der Kolonie sehr schwer, da die Kolonie sich kaum entwickelte.
Dies änderte sich erst, als mit der Pflanzung von Tabak begonnen wurde, und in diesem Zuge wurden dann auch Sklaven aus Afrika eingeführt, die die harte Arbeit zu leisten hatten.

5.4. Neu England

In Neu England nördlich von Virginia wurden ebenfalls Kolonien gegründet.
1620 gründeten die Mayflower Puritaner, die sich in England verfolgt fühlten und deshalb in die Kolonien flüchten wollten, die Siedlung Plymouth in der Nähe von Cape Cod. Durch ein puritanisches Konsortium wurde in der Nähe von Boston die Massachusetts Bay Company gegründet , die weitere Niederlassungen fördern sollte.
Siedler, die mit der strengen puritanischen Disziplin unzufrieden waren, zogen von den ursprünglichen Kolonien weg, um neue Siedlungen in Connecticut, New Haven und Rhode Island zu gründen. Eine weitere Kolonie wurde in Maine gegründet, wo es gutes Ackerland und brauchbares Holz zum Bauen gab.

Als sich die Siedlungen der Farmer ausdehnten, wurden die Ureinwohner einfach verdrängt oder versklavt, wenn sie in den aufkommenden Kriegen oder Rebellionen gegen die weißen Eindringlinge gefangen genommen werden konnten.
Im Gegensatz zu den Quäkern, die versuchten, die Ureinwohner zu missionieren, waren die Puritaner nicht an missionarischer Arbeit interessiert.

Die Kolonisten produzierten Holz und Waren wie Butter und Rindfleisch. Die zu Beginn der Kolonisierung noch im Überfluss vorhandenen Felle wurden mit der Zeit immer weniger, da die Europäer die Tiere wahllos abschossen und nicht für eine natürliche Vermehrung sorgten.
Durch den Aufbau örtlicher Industrieanlagen zur Eisen -und Filzherstellung, kamen kontinuierlich neue Siedler in den Kolonien Nordamerikas an, auch wenn diese mit dem Reichtum Südamerikas zu dieser Zeit nicht konkurrieren konnten.

5.5. Französische Kolonisierung

Ähnlich wie die portugiesische und spanische Kolonisierung liefe auch die französische ab. Es siedelten zuerst hauptsächlich Privatleute auf eigene Initiative, die nur wenig Unterstützung und Ermutigung von Seiten der Krone erhielten.
Später wurde es die Politik Frankreichs, neue Siedler anzulocken. Frauen wurde eine Gratispassage angeboten, vorausgesetzt sie heirateten einen Siedler. Werkzeuge, Saatgut und Vorräte wurden auf Regierungskosten geliefert.
Frankreich gründete Niederlassungen, Forts und Städte entlang des St. Lawrence Flusses in Kanada, in Montreal und Quebec, sowie in der Region der großen Seen und den Mississippi hinab bis nach Louisiana. Die französische Gesamtbevölkerung war jedoch relativ klein. Die französischen Kolonisten lebten hauptsächlich von der Landwirtschaft, vom Fischen und vom Pelzhandel. Zwischen ihnen und den Engländern gab es häufig Zusammenstöße, die mitunter zu einem offenem Krieg führten, wobei beide Seiten versuchten, sich die Unterstützung der Indianer zu sichern.

5.6. Westindische Inseln

Während des 17. Jahrhunderts drängten sich Frankreich und England, zusammen mit Holland in den spanischen Handel mit Amerika. Im Verlauf dieser Anstrengungen wurden mehrere karibische Inseln erobert. England eroberte Dominique, St. Lucia, St. Kitts und Barbados, Frankreich gewann die Kontrolle über Martinique, Guadeloupe, Tobago, Grenada und Teile von Santo Domingo. Holland eroberte Curacao, St. Martin, Saba und St. Eustatius.
In der folgenden Zeit wurden Siedler durch Subventionen, fruchtbares Land und die Aussicht auf gute Gewinne auf die Inseln gelockt. Die Kolonisten ließen dabei die Produktion von Nahrungsmitteln, Tabak, Baumwolle und Indigo hauptsächlich von Zwangsarbeitern erledigen.

1650 kam es auf vielen Inseln durch die Einführung des Zuckerrohranbaus zu tiefgreifendenden Veränderungen. Die Niederländer förderten diese Entwicklung durch Subventionierung ihrer Siedler mit Pflanzungen, Ausrüstung und Finanzierung.
Zucker konnte nicht in kleinem Maßstab angebaut werden und für die großen Plantagen waren riesige Geldbeträge erforderlich. Da die Arbeit sehr hart war und es Schwierigkeiten gab, Europäer dazu zu bringen oder zu zwingen, kauften die Pflanzer afrikanische Sklaven, die zu dieser Zeit hauptsächlich von holländischen Kaufleuten nach Amerika verschleppt wurden.
Um 1700 bildeten die Sklaven die Bevölkerungsmehrheit der meisten Inseln, während die europäischen Pflanzer eine relativ kleine Gruppe bildeten. Aus Angst vor Aufstanden lebten sie zumeist in befestigten Städten und herrschten von dort aus mit rücksichtsloser Disziplin. Diese Zuckerkolonien auf den verschiedenen Inseln, einschließlich Jamaika, waren für England erheblich wichtiger als die Kolonien auf dem Festland.

Französische kolonialistische Vorstöße
Frankreich war das erste Land Nordeuropas, das ernsthafte Pläne zur dauerhaften Besiedlung Amerikas machte. 1541 versuchte Cartier mit königlicher Unterstützung eine Kolonie am St. Lawrence zu gründen, den er zuvor erkundet und den fruchtbaren Boden bemerkt hatte. Einige hundert Männer und Frauen wanderten in diese Kolonie, Charlesburg Royale aus, um eine Siedlung anzulegen, die Eingeborenen zu bekehren und die Suche nach der Nord-West-Passage fortzusetzen. Der Versuch schlug fehl, da die Bedingungen nicht gut genug waren und die SiedlerInnen kehrten nach Frankreich zurück.


5.7. Die Entwicklung der englischen Kolonien

Um 1700 bestanden die englischen Kolonien aus einer Reihe verstreuter Siedlungen, die entlang des atlantischen Küstenstreifens verteilt waren.
Die Siedlungen waren größtenteils arm und besaßen weder wertvolle Metalle, noch konnten sie auf eine nennenswerte Arbeitskraft durch die einheimische Bevölkerung zurückgreifen. Außer auf den in Virginia und Maryland aufgebauten Plantagen, führten diese Bedingungen zur Entwicklung von rein europäischen Siedlungen, sowohl auf englischer, wie auch auf französischer Seite. Die Gesamtbevölkerung betrug nur etwa 400.000 Menschen, und die einzigen größeren Städte waren Boston, Philadelphia, New York und Charleston.
Während des 18. Jahrhunderts zog Amerika eine wachsende Anzahl von Auswanderern aus England, Irland, Schottland und dem europäischen Festland an, um 1760 war die europäische Gesamtbevölkerung auf 2,5 Millionen Menschen angestiegen.
Dadurch stieg der Bedarf nach Siedlungsland und die Kolonien begannen sich über die Appalachen-Gebiete hinweg auszudehnen. Dies führte zu Kriegen, sowohl mit den indianischen Ureinwohnern, als auch mit den Franzosen.
Als Folge des siebenjährigen Krieges (1756-63) hatte Frankreich die meisten seiner Kolonien in Kanada verloren. Aufgrund des schlechteren Bodens, den die Franzosen besetzt hatten, waren ihre Kolonien kleiner und weniger wohlhabend. Frankreich behielt aber seine südlicheren Kolonien und die Plantagen-Kolonien in der Karibik.

Die 13 Kolonien

Es gab hier 3 Arten von Kolonien:

(1) Die Plantagen-Kolonien im Süden Virginias, in Carolina und Georgia, wo auf riesigen Pflanzungen tropische Gewächse, wie Tabak, angebaut wurden und die auf die Arbeit aus Afrika importierter Sklaven angewiesen waren;
(2) Die "mittleren" Kolonien in Maryland, Delaware, New York, Pennsylvania und New Jersey, die relativ wohlhabend waren und Getreide, Holz und andere Waren produzierten;
(3) Die Kolonien in Neu England in Connecticut, Massachusetts, Rhode Island, New Hampshire und Maine, die nur sehr wenig herstellten, was in England gebraucht wurde.

Die Neu England- und die "mittleren" Kolonien waren reine europäische Siedlungen, in deren Umkreis die Ureinwohner gezwungen worden waren, sich an den Rand des Siedlungsgebietes zurück zu ziehen.
Die Kolonien waren durch großen Entfernungen voneinander getrennt und arbeiteten nicht zusammen.

5.8. Die Forderung nach Unabhängigkeit

Die meisten der Einwanderer aus Deutschland, Frankreich, Irland und Schottland, die während des 18. Jahrhunderts nach Amerika übergesiedelt waren, hatten wenig Grund, der englischen Krone gegenüber loyal zu sein. Viele der in Amerika geborenen Kolonisten fühlten ebenso wenig Loyalität, da ihre Familien England nicht freiwillig, sondern wegen finanzieller oder gesellschaftlicher Schwierigkeiten verlassen hatten. Daher fühlten sich die wenigsten Kolonisten von den Problemen betroffen, mit denen die englische Regierung zu dieser Zeit zu kämpfen hatte. Sie hatten ihre eigenen Probleme und wollten den englischen Einfluss auf ihre Wirtschaft beenden und ohne Einschränkungen handeln dürfen. Dennoch hatten die Kolonisten zunächst nur wenige Gründe, sich von der englischen Krone zu lösen. Der Aufstand wurde erst durch eine Erhöhung der Steuerzahlungen der Kolonien ausgelöst.

Nach dem Ende des Krieges mit Frankreich im Jahr 1763 waren die Schulden Englands enorm angestiegen. Die englische Regierung stellte fest, dass die Kosten, die durch die Verteidigung der eigenen Kolonien gegen die Franzosen und die indianischen Ureinwohner entstanden, zu hoch waren. Daher wurde ein Verbot erlassen, die Kolonien weiter nasch Westen auszubreiten. Dadurch hoffte man, Konflikte mit den Indianern zu vermeiden und die Militärausgaben senken zu können.
Die Kolonisten waren über diesen Schritt sehr verärgert. Umso mehr, da in England außerdem entschieden wurde, dass die Kolonien einen Teil der Vereidigungskosten selbst übernehmen sollten.
Zusätzlich wurde versucht, den bestehenden Schmuggel zu unterbinden und dadurch neue Einfuhrzölle erheben zu können.
Die erste neue Steuer wurde 1765 in Form eines Markenzolls auf rechtsgültige Urkunden eingeführt. Das dadurch eingezogene Geld sollte für die Kolonialverteidigung verwendet werden. Die Kolonisten ärgerten sich über die ihrer Meinung nach unsinnige Einführung der neuen Steuern und Kolonie um Kolonie widersetzte sich und zwang die Regierung, die Steuern zu streichen.
Um ihre Autorität zu behaupten, führte die Regierung 1767 neue Einfuhrzölle ein, die die Stimmung bei den Kolonisten nicht verbesserte, und zur Entwicklung der ersten revolutionären Ideen führte. Obwohl die Regierung später die meisten Steuern, außer der auf Tee, wieder zurückzog, wuchs der Groll auf die englischen Verwaltung.
In diesen Kontroversen zwischen 1760 und 1770, als die Kolonisten für ihre Rechte stritten, entwickelte sich langsam ihr Bewusstsein, keine "Engländer" zu sein, sondern sich vielmehr mit wachsendem Nationalgefühl als "Amerikaner" zu fühlen.
Innerhalb der Kolonien verlor die Oberschicht, die gegenüber der Krone am loyalsten war, Einfluss auf die radikalen Gruppen von Rechtsanwälten, Handwerkern und Landwirten. Diese Radikalen standen der englischer Politik sehr kritisch gegenüber, und gewannen mit der Zeit Einfluss auf die Verwaltung vieler amerikanischer Städte. Als die Ost-Indien-Handelsgesellschaft den Preis des Tees so weit reduzierte, dass der Schmuggel keinen Gewinn mehr abwarf, weigerten sich die Kolonisten endgültig. 1773 enterte eine Gruppe als Indianer verkleideter Männer in Boston einen Teefrachter und warf die geladenen Teekisten ins Meer.
Die Regierung schloss den Hafen und kündigte die Verfassung der Kolonie auf.
Dies führte zur Einberufung eines Kongressen der Kolonisten in Philadelphia. Auf diesem Kongress wurde im Jahr 1774 beschlossen, gegen die Politik Englands zu protestieren und den bewaffneten Kampf zu planen. Dafür wurde die Aushebung einer Armee beschlossen und George Washington zum ihrem Kommandanten ernannt. Am 4. Juli 1776 erklärte der Kongress die Kolonien in Amerika für unabhängig.

5.9. Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg

Im folgenden Unabhängigkeitskrieg machten die Engländer immer wieder Fehler, die die Kolonisten in ihrem Kampf ermutigten, und durch welche die bislang loyalen Gruppen, stetig an Einfluss verloren. Wenn der Kampf ausschließlich gegen die Kolonisten hätte geführt werden müssen, hätte England möglicherweise mit der Zeit durch seine militärische Stärke den Widerstand der Kolonisten brechen können, aber die Siedler erhielten Unterstützung von Frankreich, Spanien und Holland. Washingtons Truppe wurde von französischen Einheiten gestärkt, und die französische Marine war außerdem in der Lage, die englische Seeblockade zu brechen und die Versorgung der Unabhängigkeitsbewegung zu sichern.
Alles zusammen ermöglichte Washington 1781 den entscheidenden Sieg in der Schlacht von Yorktown.
Ein Friedensvertrag wurde 1782 unterzeichnet und 1783 wurde die Unabhängigkeit der vereinigten Staaten anerkannt. 1803 verkaufte Frankreich seine Kolonie Louisiana an die U.S.A.

5.10.Die Karibik

Während des späten 18. Jahrhunderts fand eine Anzahl von wichtigen Entwicklungen in Amerika statt:
- Die Niederländer verloren fast alle ihrer Kolonien.
- Als Folge der französischen Revolution von 1789 wurde den französischen Kolonisten die Gleichstellung mit Frankreich und ihre vollen politischen Rechte gegeben.
- Haiti, die französische Hälfte von Santo Domingo, war eine wohlhabende Kolonie und vermied es, die französische Autorität völlig zurückzuweisen, um weiterhin mit Zucker handeln zu können. Die Verbreitung von revolutionären Ideen brachte die Mulatten dazu, politische Rechte zu fordern. Im Zusammenhang damit brachen im Jahre 1793 mehrere Sklavenaufstände aus. Unter der Führung von Toussaint L'Ouverture erreichten die Sklaven ihre Freiheit und gründeten eine Republik. Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege 1815 sah sich Frankreich außerstande, die Kontrolle über die Insel wieder militärisch zu gewinnen, so dass Haiti de einzige karibische Insel war, die die Unabhängigkeit erlangte und die einzige Plantagen-Kolonie, auf der Sklaven und Mulatten die Regierung übernahmen.
- Nach dem die spanischen und portugiesischen Kolonisten zwischen 1820 und 1830 unabhängig geworden waren, blieben als einzige Kolonien unter europäischer Kontrolle Teile von Kanada und die Inseln der Karibik.

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