7. Kolonisierung in Afrika

7.1. Erste Kontakte

Die Portugiesen hatten den größten Teil der afrikanischen Küste ab der Mitte des 15. Jahrhunderts erkundet, einige Festungen und Handelsniederlassungen gegründet und ein Netz von Handelswegen zwischen verschiedenen Gebieten aufgebaut.
Ihr Wissen und ihre Beziehungen wurden größer, als Seeleute das Südkap Afrikas umrundeten und die Ostküste des Kontinents auf dem Weg nach Indien erforschten.
Portugal konnte seine Macht entlang der Flüsse Kongo und Sambesi an der Westküste, in Angola und Mosambique und an der Ostküste ohne große Schwierigkeiten sichern. In diesen Ländern und in Guinea wurden einige Küstenstützpunkte errichtet.

Die Portugiesen hätten, da sie über überlegene Waffen verfügten, ein Kolonialreich in Afrika errichten können. Sowohl das ungewohnte afrikanische Klima, als auch die feindlichen Ureinwohner hielten sie jedoch davon ab. Da die zu dieser Zeit für die Europäer interessanten Handelsmöglichkeiten mit Goldstaub, Sklaven oder Elfenbein von Küstenstützpunkten und durch afrikanische und arabische Händler verfolgt werden konnten, lohnte sich ein größeres Engagement nicht.
Daher war Afrika für die Europäer, was Eroberungen betraf, lange Zeit nicht besonders attraktiv.
Die Niederlassungen, die abseits von Mocambique gegründet wurden, waren kleine Küstenorte, in denen nur wenige Europäer lebten.
Die Niederländer gründeten im Jahr 1652 eine Kolonie am Kap der guten Hoffnung. Diese wuchs wegen der bedeutenden Handelsverbindungen zwischen Europa und Asien. Die Niederländer entschieden sich für einen Stützpunkt an dieser Stelle, um Schiffe ausbessern und versorgen zu können. An einen Handelsstützpunkt war dabei noch nicht gedacht worden.
Vorräte und Pachtbesitz wurden aber günstig angeboten, um Siedler anzulocken, die sich auf eigenem Land niederlassen wollten. Die europäischen Siedlerzahlen waren relativ klein, aber es war die einzige wirkliche Siedlungskolonie in dieser Zeit.
Es gab nur wenige andere kolonialistische Anstrengungen in dieser Zeit; England hatte Festungen für den Sklavenhandel an der Westküste gebaut, und Gambia entwickelte sich langsam zur Kolonie. Sierra Leone wurde 1787 von einer Gruppe Humanisten gegründet, um als Zuflucht für freigelassene englische und amerikanische Sklaven zu dienen, aber für europäische Siedler war das Land nicht geeignet.

7.2. Kolonisierung während des 19. Jahrhunderts

Während des 19. Jahrhunderts weiteten aber einige europäische Staaten ihre kolonialen Anstrengungen in verschiedenen Gebieten Afrikas aus.
Da einerseits Siedler und Händler Druck auf die Regierungen ausübten, neue Siedlungsgebiete und Handelsmöglichkeiten zu sichern, und andererseits durch die Industrialisierung in Europa den Kolonialmächten ausreichend schlagkräftiges Militär zur Verfügung stand, wurden mehrfach Gebiete erobert, die die betreffende Nation eigentlich weder wollte, noch gebrauchen konnte.

Die Expansion nahm ihren Beginn an der afrikanischen Mittelmeerküste, begünstigt durch die Schwäche der dort regierenden Sultane.
1830 sandte Frankreich seine Marine nach Algerien, da Charles X. einen Erfolg für seine ansonsten unpopuläre Politik brauchte, und angeblich so die Piraterie in der Gegend gestoppt werden konnte. Im Verlauf der Aktion wurden Algier und ein Teil der Küste besetzt. Frankreich hatte eigentlich kein Interesse, weiter vorzudringen, aber 1834 begann eine islamische Rebellion als Zeichen des Protests gegen die Franzosen. Gezwungen, zwischen dem Rückzug und der Sicherung der Herrschaft zu entscheiden, entschloss sich Frankreich für die zweite Möglichkeit. 1880 war ganz Algerien besetzt und wurde französische Kolonie, auch wenn es niemals einen strategischen oder wirtschaftlichen Grund dafür gegeben hatte.
Eine große Zahl französischer Siedler ließ sich in den Küstenstädten nieder.
Bedroht von der Möglichkeit der italienischen Okkupation Tunesiens, schickte Frankreich seine Armeen über die Grenze. Das Ziel war, Tunesien zum Protektorat zu erklären, und sich dann wieder zurück zu ziehen.
Auch hier brach eine islamische Revolte gegen die Franzosen aus, die daraufhin entschieden, das Land zu erobern, und es ebenfalls zur Kolonie zu machen.

In Ägypten wurde der Bau des Suez-Kanals mit europäischen Geldern finanziert. dies führte zu einer hohen Verschuldung des Landes bei den Briten und den Franzosen. 1879 regierten deren Agenten praktisch ganz Ägypten.
Ein nationalistisches Aufbegehren gegen die Einmischung der Europäer ging durch das Land und 1882 sandte England Truppen nach Ägypten um seinen Seeweg nach Indien zu schützen.
Das Militär überwältigte die nationalistische Bewegung, und die Briten übernahmen die Kontrolle über das Land um weitere Unruhen direkt im Keim ersticken zu können.

Die französische Kolonie in Algerien
1840 sandte Frankreich 115.000 Soldaten nach Algerien, um eine Kolonie in Afrika zu errichten, die direkt gegenüber der eigenen Küste lag. Die Franzosen erlangten nach und nach die Kontrolle über große Gebiete des Landes, wurden aber mit vielen Rebellionen konfrontiert. Besonders im Süden blieben die nomadischen Berber weitgehend unabhängig und kämpften bis ins 20. Jahrhundert beständig gegen die Franzosen.
1873 wurde Land für französische Siedler beschlagnahmt, die in der Kolonie leben wollten. 1900 siedelten bereits 500.00 Franzosen in der Kolonie und über eine Million um 1950. Die französischen "Pieds Noir" hatten das Monopol auf alles fruchtbare Land und die Wirtschaft Algeriens brachte ausschließlich Frankreich Vorteile.
Als Folge wuchs der Widerstand ab 1920 in der algerischen Bevölkerung ständig weiter und 1945 kam es zu einer umfassenden Rebellion, in deren Verlauf 45.000 Algerier getötet wurden. 1950 wurde die Algerirische Befreiungsfront gegründet, um für die Unabhängigkeit zu kämpfen.

7.3. Der Wettlauf nach Afrika

Die Schwierigkeiten, auf den afrikanischen Flüssen zu navigieren, zusammen mit der Gefahr von tropischen Krankheiten, verhinderten lange Zeit Expeditionen in das Innere des Kontinents. Mit den wissenschaftlichen Fortschritten des 18. Jahrhunderts stieg die Neugier auf Afrika und eine Reihe von Forschern wie Mungo Park und David Livingston reisten durch das Innere des Kontinents und brachten ihre Entdeckungen mit nach Hause.
Missionsgesellschaften sandten Missionare aus, um das Christentum nach Afrika zu bringen und die Sklaverei zu beenden. Händler folgten den Forschern und Missionaren.
Um 1870 wurde von den Europäern erkannt, dass Afrika eine nahezu unerschöpfliche Quelle seltener Rohstoffe war und außerdem ein guter Markt für europäische Waren. Einige Handelsgesellschaften setzten sich in Bewegung, um in den Küstengebieten Handel zu treiben, vor 1875 jedoch gab es kaum Ausdehnungen ins Innere Afrikas. Abgesehen von Südafrika blieb der Kontinent von den Europäer unberührt.
Südafrika, wo das Klima eher dem europäischen entsprach, war 1815 bereits britische Kolonie geworden. Die holländischen Siedler am Kap lehnten die englische Herrschaft ab und einige von ihnen wanderten nach Norden und Osten um in Natal, Transvaal und am Oranje-Fluß neue Siedlungen zu gründen.

In vielen europäischen Ländern dachten imperialistische Menschen, dass sie die "Segnungen der Zivilisation" auch über Afrika verbreiten müssten. Leute wie Cecil Rhodes und Carl Peters drängten ihre Regierungen, dort Kolonien zu gründen. Aber bis 1880 waren die europäischen Staaten eher am Handel und an der Förderung der Missionsarbeit interessiert, nicht am Besitz afrikanischer Kolonien.
Eine Ausnahme war der belgische König Leopold II., der davon ausging, dass die Ausbeutung afrikanischer Rohstoffe profitabel sein könnte und entschied, in Afrika eine Kolonie zu gründen. Um keinen Verdacht zu erregen, rief er in aller Stille 1876 eine internationale Konferenz von Afrika-Fachleuten ein und gründete seine eigene Afrikagesellschaft. 1878 ging sie daran mit Hilfe des Abenteurers Stanley, passende Regionen zu erforschen und Handel zu treiben.

Danach begann eine neue Phase der Kolonisierung, bekannt als "Der Wettlauf nach Afrika", in der beinahe alle verbliebenen Gebiete Afrikas unter den europäischen Mächten aufgeteilt wurden. 1914 war nur noch das Hochland von Äthiopien und Liberia, das unter nordamerikanischem Schutz stand, ohne europäische Herrschaft.
Dieser "Wettlauf" war Ausdruck der neuen wirtschaftlichen und politischen Situation in Europa. Im zuge der rapiden Entwicklung der Industrie und der sich daraus ergebenden Konkurrenz zwischen Herstellungsbetrieben, wurden neue Zölle erhoben, um Produkte aus anderen Ländern als dem eigenen teurer zu machen und so den Wettbewerb mit den europäischen Konkurrenten aus dem eigenen Land zu verbannen. Dies wiederum führte dazu, dass die Industrie nach Märkten außerhalb Europas suchte, auf denen die hergestellten Waren gewinnbringend verkauft werden konnten.
Hier boten sich Kolonien an und aus diesem Grund forderten Industrielle neue Kolonien, in die sie einerseits ihre Waren verkaufen, andererseits Rohstoffe ausbeuten konnten.
Die deutsche Entscheidung, deutsche Kolonien zu erobern, um wirtschaftlich konkurrieren zu können, beschleunigte diesen Prozess.

Kanzler Bismarck war im Grunde nicht daran interessiert, Kolonien zu erobern. Um sich innerhalb Deutschlands die Unterstützung der Wirtschaft zu sichern und aus Gründen der internationalen Diplomatie entschloss er sich aber doch dazu.
Er erklärte Südwest-Afrika, Togo, Kamerun und dann Sansibar zum deutschen Protektorat, was bedeutete, dass Deutschland diese Gebiete beanspruchte, ohne sie direkt zu besetzen.
Diese Entscheidung bewog die anderen europäischen Mächte, ihre Ansprüche ebenfalls geltend zu machen, da sie befürchteten, große Gebiete an ihre Konkurrenten zu verlieren.
Der "Wettlauf nach Afrika" begann. Die Regeln dafür wurden auf einer Konferenz in Berlin 1884 festgelegt und in den folgenden fünf Jahren steckten die Kolonialmächte ihre Ansprüche auf dem gesamten afrikanischen Kontinent ab.

Der "Wettlauf nach Afrika"
Deutschland beanspruchte: Südwest-Afrika, Togo, Kamerun und Sansibar
England beanspruchte: weite Teile Nigerias und der Goldküste, Uganda (um die Seeroute nach Indien zu schützen), einen Teil Sansibars, Betschuanaland und Gebiete Zentralafrikas
Frankreich beanspruchte: große Gebiete des Sudans und Senegal
Italien beanspruchte: Abessinien als Basis für weitere Expansionen

Nach dem "Wettlauf nach Afrika" in den späten 80er Jahren des 19. Jahrhunderts ging die Aufteilung Afrikas bis 1914 weiter. Die beteiligten Staaten begannen, die beanspruchten Gebiete zu besetzen, legten den Einheimischen ihre Gesetze auf und setzten das Militär ein, wo immer sie es für erforderlich hielten.
Immer mehr Gebiete in Afrika wurden unter europäische Kontrolle gebracht und dies führte zu mehreren Zusammenstößen zwischen Frankreich und England.
Frankreich nahm sich das größte Gebiet von Französisch Westafrika bis zum Sudan, während die Briten das Hinterland der Goldküste erhielten.
In den Burenkriegen von 1899-1902 besetzte England außerdem die burischen Republiken von Transvaal und den Oranje-Freistaat und annektierte sie.
In der letzten Phase dieses Prozesses besetzte Frankreich Marokko, das wertvollste, noch nicht beanspruchte Gebiet in Afrika, Italien besetzte Tripolis und Spanien Rio de Oro.

Die meisten der in dieser Phase besetzten Territorien waren einfach militärisch gehaltene Kolonien und es gab keinen wirklichen Grund für die Kolonialmächte, sie zu halten. Einige stellten sich im Nachhinein als wertvolle Rohstoffgebiete heraus, wie zum Beispiel der Kongo nachdem man große Kupfervorkommen entdeckte. Viele der afrikanischen Kolonien wurden allerdings nur deshalb besetzt gehalten, weil sie sonst möglicherweise der europäische Konkurrent erobert hätte.

Die portugiesische Herrschaft in Mozambique
Bis zum 19. Jahrhundert war die portugiesische Herrschaft in Mozambique beschränkt auf einige Küstensiedlungen und Teile des ertragreichen Sambesi-Tals. Viele der portugiesischen Siedler (prazeiros), waren mit den Einheimischen verheiratet und besaßen ihre eigenen Sklavenarmeen. Handel wurde hauptsächlich von indischen Händlern betrieben. Erst im späten 19. Jahrhundert, während des "Wettlaufs nach Afrika", versuchte Portugal sein Einflussgebiet über Mozambique hinaus auszudehnen. Die endgültigen Grenzen wurden 1891 allgemein anerkannt.
Portugals Bestrebungen das Land zu beherrschen, traf auf erbitterten Widerstand bei den Einheimischen. Im Süden trafen sie auf das starke Königreich Gaza, aber der Kaiser Gungunhana wurde von den stärkeren Portugiesen 1895 besiegt. Weitere Gebiete wurden in den folgenden Jahren erobert.
Privaten Gesellschaften wurde gestattet, die Kolonie zu verwalten. Von 1891 bis 1914 lag die Herrschaft bei der Mozambique-Gesellschaft, die mit englischem und französischem Geld finanziert wurde. Sie hatte die Vollmacht, Steuern zu erheben, sowie Abbau- und Landrechte zu vergeben. Zusätzlich zu den Steuerzahlungen wurden die Einheimischen gezwungen, in den Plantagen, beim Straßenbau oder bei anderen Projekten zu arbeiten. Hingegen gab es kaum Hilfs- oder Wohlfahrtseinrichtungen der Regierung für die Einheimischen.

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