Die Englandschulden sind ein Potosi wert

Die ehemals spanischen Kolonien haben schon vom ersten Tag ihres Lebens in Unabhängigkeit an einen krummen Gang. Von Geburt an schleppen sie sich mit einem schweren Stein, der immer schwerer wird. Dass sie bei England so hoch verschuldet sind, liegt an den britischen Hilfslieferungen von Waffen und Soldaten. Und dank der Kredithaie und Kaufleute werden die Schulden auch noch größer statt kleiner. Geldverleiher und ihre Mittelsmänner - erfahrene Alchimisten - verwandeln jeden Feldstein in einen Goldklumpen, und der britische Handel hat hierzulande seine einträglichsten Märkte. Die jungen Staaten fürchten noch eine Wiederkehr der Spanier und sind darum auf Englands offizielle Anerkennung angewiesen. Aber England erkennt nur den an, der vorher einen Freundschafts- und Handelsvertrag unterzeichnet, der britischen Industrieerzeugnissen ungehemmten Zugang garantiert.
Die Schulden sind mir mehr zuwider als die Spanier; schreibt Bolivar an den kolumbianischen General Santander und teilt ihm mit, dass er, um sie abzutragen, den Engländern für zweieinhalb Millionen Pesos die Bergwerke von Potosí verkauft habe. Auch habe ich, schreibt er, die Regierung Perus angewiesen England zur Ableistung ihrer Schulden, die nicht unter zwanzig Millionen sinken, alle ihre Bergwerke, allen staatlichen Land- und Grundbesitz und alle sonstigen Regierungseinkünfte abzutreten.
Der reiche Berg von Potosi ist heruntergekommen und gehört jetzt einer Londoner Geisterfirma, der Potosi, La Paz and Peruvian Mining Association. Wie es vorkommt im Eifer der Spekulation, ist der Name gewichtiger als das Kapital. Das Unternehmen weist hier eine Million Pfund aus, besitzt aber nur fünfzigtausend.

aus: Galeano, Erinnerung an das Feuer