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Im Verlauf der britischen
Eroberung des Königreichs Audh 1856 wurde auch viele der indischen Sepoy-Soldaten
ihrer Privilegien enthoben. Dies allein brachte in den Augen der InderInnen
das traditionelle Kastensystem und ihre Religion in Gefahr und führte zum
ersten Widerstand.
Die Bekehrungsversuche europäischer Missionare, die Aussicht, als Soldaten
der britischen Armee in europäischen Kriegen kämpfen zu müssen
und verschiedene Gerüchte, führte 1857 schließlich zum offenen
Aufstand.
Die aufständischen Sepoys eroberten zuerst Delhi, aber binnen kurzer Zeit
rebellierten weitere Sepoy-Garnisonen und Regimenter, die ihrerseits Khanpur
und Lucknow eroberten, beziehungsweise belagerten.
Schließlich waren die aufständischen Soldaten den britischen bei
weitem zahlenmäßig überlegen und die britische Armee konnte
die besetzten Städte nur zurückerobern und den Aufstand niederschlagen,
weil die Sepoys schlechter organisiert waren und ihnen die Kommunikationsmöglichkeiten
zwischen den einzelnen aufständischen Gruppen fehlten.
Eine Konsequenz des Aufstands war die Auflösung der Ostindischen Handelkompanie
als Verwaltung der indischen Kolonie. Die Gründe hierfür waren die
Verfehlungen, die den Aufstand überhaupt erst ermöglicht hatten und
die überaus blutige Niederschlagung.