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Die europäischen Länder befanden sich oft miteinander im Krieg. Die Kolonien waren an diesen Kriegen häufig beteiligt und wurden "Spielfiguren" in den auf die Kriege folgenden Friedensverhandlungen. Manchmal wurden Kolonien oder Kolonialstädte vom Gegner erobert, oft mit hohen Menschenverlusten, manchmal wechselten sie die Kolonialherren, ohne dass sie direkt am Krieg beteiligt waren.
Nur einige Beispiele:
Nach Ende des Krieges mit Spanien erhielt England im Vertrag von Utrecht die
Insel Menorca im Mittelmeer, Gibraltar und die nordamerikanischen Kolonien Neu
Schottland und Neufundland.
Nach dem Siebenjährigen Krieg in Europa wies der Vertrag von Paris Großbritannien ganz Nordamerika zu.
Nach den Dänen hatten lange Zeit die Engländer die Insel Helgoland in der Nordsee besetzt und waren seit 1814 offizielle Besitzer. Im Jahr 1880 tauschte England die Insel gegen Sansibar und andere Gebiete in Afrika mit dem Deutschen Reich ein.
Kolonien wurden auch zu besonderen Anlässen als Geschenke vergeben: 1661 übergab der König von Portugal die indische Stadt Bombay an Karl II von England, als dieser seine Tochter heiratete.
Diese Geschäfte werden in Geschichtsbüchern oft einfach als Ereignisse beschrieben. Dabei bleibt fast immer außen vor, dass dadurch das Leben hunderttausender Menschen beeinflusst und beeinträchtigt wurde. Eines Morgens wachten sie auf und stellten fest, dass sie plötzlich Untertanen einer ganz anderen Regierung waren, deren Vertreter eine andere Sprache sprachen und anderen Gesetzen folgten.