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Der Begriff "Märtyrer" wird zwar häufig in Zusammenhang mit ermordeten WiderstandskämpferInnen benutzt, wichtiger ist aber, dass ihre Person, ihr Name und ihre Taten zu einem Symbol des Widerstandes werden, das lange über ihren Tod hinaus Gültigkeit behält.
Sekou Toure 1922-1984
Erster Präsident des westafrikanischen Landes Guinea, das 1958 von Franzosen unabhängig wurde. Zuerst regierte Toure sehr autoritär, bewegte sich dann aber allmählich in Richtung einer gemischten Wirtschaft und näherer Beziehungen zu Nachbarländern.
José Martí, José Julian 1853-1895
Martí wurde am 28.
Januar 1853 in Habana geboren. Im Alter von 16 Jahren beteiligte er sich an
einem Aufstand in Cuba und wurde nach Spanien abgeschoben. In Spanien studierte
er Jura und Philosophie und lehrte später an der guatemaltekischen Universität.
1878 kehrte er nach Cuba zurück, wurde aber wegen seiner Arbeit in der
Revolutionsbewegung erneut abgeschoben.
Ein Versuch, Revolutionstruppen nach Cuba zu führen misslang 1894 zuerst,
führte jedoch ein Jahr später zum Erfolg.
Am 19.Mai 1895 wurde Marti bei einem Gefecht mit Regierungstruppen getötet.
Neben seiner Arbeit in der Unabhängigkeitsbewegung Cubas schrieb Marti
Texte über den Unabhängigkeitskampf.
Tatanka Yotanka (Sitting Bull ) 1834-1890
Der Häuptling der Lakota
(Sioux) wurde in South Dakota in einer Zeit geboren, als der Lebensraum der
nordamerikanischen Indianer von den vorrückenden Weißen schon massiv
eingeschränkt wurde.
Die Anweisung der amerikanischen Regierung an die Lakota, ihren Lebensraum zu
verlassen und in ein Reservat umzusiedeln, führte zum Aufstand und der
vernichtenden Niederlage der Armee unter General Custer.
Tatanka Yotanka hatte an der Schlacht von Little Bighorn nicht teilgenommen,
wurde aber als eine der wichtigsten Personen des indianischen Widerstands von
den Soldaten verfolgt.
Aufgrund der zugesicherten Straffreiheit kehrte er 1881 aus dem kanadischen
Exil zurück wurde aber in Konflikte wegen erneuter Landenteignungen hinein
gezogen. Er war einige Jahre lang mit der "Wildwest-Show" von "Buffalo
Bill" in Europa unterwegs und kehrte 1889 nach Amerika zurück.
Um die zu dieser Zeit wieder entstehenden Konflikte nicht durch seine Rückkehr
eskalieren zu lassen, wurde Tatanka Yotanka am 15.12.1890 verhaftet. Als andere
Indianer gegen die Verhaftung protestierten, wurde er erschossen.
Mohammed Ahmed ibn Saijid Abd Allah 1844-1885
Mohammed Ahmed ibn Saijid Abd Allah wurde am 12. August 1844 im Norden Sudands geboren und wurde von seinen Anhängern "Mahdi" genannt. Als der erwartete Heilsbringer leitete er den Kampf gegen die ägyptischen und später die englischen Eroberer des Sudans. Unter seiner Führung wurde 1885 Khartoum erobert. Der Mahdi starb am 22.6. 1885, sein Reich, das schließlich den gesamten Sudan umfasste, wurde erst 10 Jahre später von der englischen Armee unter Kitchener blutig zurück erobert.
Jomo Kenyatta 1894-1978
Erster Präsident von Kenia ab 1964 bis zu seinem Tod. Er führte die kenianische afrikanische Gemeinschaft ab 1947 und war in der Bewegung aktiv, die Kenia von der britischen Herrschaft befreien sollte. 1953 wurde er wegen Beteiligung an der Guerillaorganisation des Mau Mau zu sieben Jahren Gefangenschaft verurteilt, aber 1958 freigelassen. Seine Wahlsprüche waren "Uhuru na moja" (Freiheit und Einheit) und "Harambee" (lasst uns losgehen).
Kwame Nkrumah 1909-1972
Ghanaischer nationalistischer Politiker, Premierminister des unabhängigen Ghana von 1957 bis 1960 - und Präsident von 1960 bis 1966. Ursprünglich war Nkrumah Lehrer, er gründete die Partei der Verfassung 1949 mit dem Ziel unmittelbarer Selbstverwaltung Ghanas. Er wurde 1950 für Aufwiegelung zu illegalen Streiks gefangengenommen. Nach der Unabhängigkeit machte er Ghana zu einem Einparteienstaat und knüpfte engere Beziehungen zu den sozialistischen Ländern. Später musste er nach Guinea ins Exil gehen, wo er auch starb. Nkrumah wurde 1973 postum "rehabilitiert".
Ernesto "Che" Guevara 1928-1967
"Che" Guevara
wurde in Buenos Aires geboren und studierte dort Medizin. 1954 traf er in Mexiko
mit Fidel Castro zusammen und bereitete mit ihm und anderen Revolutionären
den Kampf gegen das kubanische Batista-Regime vor.
Nach dem Sieg der Revolution 1959 übernahm Guevara den Verwaltungsbereich
der Finanzen und später der Industrie.
Che Guevara schrieb zwei Bücher und verschiedene andere Schriften über
den Guerilla-Krieg und war überzeugt davon, dass soziale Ungerechtigkeiten
in Südamerika nur im bewaffneten Kampf beseitigt werden können. 1965
engagierte er sich im Kampf der bolivianischen Bauern und Arbeiter gegen das
dortige Militärregime und wurde am 9.19.1967 von der bolivianischen Armee
erschossen. Das Foto seines Leichnams gehört zu den bekanntesten der Welt.
"Che" Guevara ist nicht nur in Lateinamerika das Sinnbild eines Menschen,
der bis zur letzten Konsequenz für seine politischen Überzeugungen
eintritt. 1997 wurde von der kubanischen Regierung als das Gedenkjahr für
den "Che" ausgerufen.
Patrice Lumumba 1925-1961
Der Sozialist Lumumba wurde
1925 in Onalua im Kongo geboren und erhielt eine Schulbildung an einer Missionsschule.
Er arbeite in der kongolesischen Widerstandsbewegung MNC und bereitete schließlich
die Unabhängigkeit von Belgien vor. In den ersten Wahlen des freien Kongo
am 23.6.1960 wurde Lumumba zum Ministerpräsidenten gewählt, musste
aber bereits eine Woche später aufgrund rebellierender Soldaten und zurückkehrender
belgischer Armeen die UN um Hilfe bitten. In September wurde er abgesetzt und
am 17.1.1961 ermordet.
Mahatma Gandhi 1869-1948
Führer der indischen nationalistischen Bewegung von 1915-1947. Gandhi ist bekannt als der Begründer des gewaltlosen Widerstand der InderInnen gegen die britische Herrschaft. Er wurde mehrmals von den britischen Verwaltungen verhaftet und hatte großen Einfluss auf die nationalistische Kongresspartei und die Unabhängigkeitsverhandlungen. Er verbrachte einen großen Teil seines Lebens in Südafrika, wo er bis 1914 die indische Gemeinschaft im Widerstand gegen rassische Diskriminierung führte. Zurück in Indien, organisierte er Hungerstreiks und Aktionen des zivilen Ungehorsams und kämpfte für soziale Reformen, religiöse Toleranz und ein Ende der Diskriminierung gegen die "unberührbare" Kaste. Er wurde 1948 von einem hinduistischen Nationalisten in der Phase der Gewalttätigkeit ermordet, die der Schaffung der unabhängigen Staaten Indien und Pakistan folgte.
Augusto Cesar Sandino 1893-1934
Sandino kämpfte im
nicaraguanischen Bürgerkrieg gegen die amerikanischen Truppen und die von
ihnen unterstützten Regierungstruppen. Er wehrte sich gegen Friedensverhandlungen,
solange die USA Nicaragua besetzt hielten.
Nach Abzug der amerikanischen Truppen, aber nach Einsetzung von Juan Bautista
Sacasa als Präsident Nicaraguas, führte Sandino den Kampf gegen die
Nationalgarde unter Somoza weiter. Nach einer Einladung zu Waffenstillstandsgesprächen
mit Sacasa wurde Sandino von der Nationalgarde in einen Hinterhalt gelockt und
ermordet.
Sandino ist zu einer der Symbolfiguren der nicaraguanischen Befreiungsbewegung
geworden, die sich Sandinisten nennen. Der damalige Leiter der Nationalgarde,
Anastasio Somoza, begründete die Somoza-Diktatur, die erst 1979 von den
Sandinisten erfolgreich gestürzt wurde.
Jawaharlal Nehru 1889-1964
Indischer nationalistischer Politiker, Premierminister ab 1947. Nach Ghandi war Nehru der wichtigste Politiker der indischen Unabhängigkeitsbewegung, und wurde zwischen 1921 und 1945 neunmal wegen seiner Arbeit von den Briten verhaftet. Als Premierminister entwickelte er die indische Blockfreiheit (Neutralität zu den Großmächten). Seine Tochter war die spätere Premierministerin Indira Gandhi, und seine Schwester war die erste weibliche Präsidentin der General Versammlung der Vereinten Nationen (1953-54). Indien ist eines der wenigen Länder, die sich nach der Kolonisation zu einer stabilen Demokratie entwickelt haben.
Julius Nyerere 1922
Nyerere war sozialistischer Politiker, und von 1964 bis 1985 Präsident Tansanias. Ab 1954 arbeitete er an der Schaffung der Tansanischen Nationalunion und der anschließenden Kampagne zur Unabhängigkeit hat sich der Formung der Tanganyika afrikanischen nationaler Gemeinschaft und gewidmet. Überall in Tansania als "Mwalimu" ("Lehrer") bekannt, stellte er sich als christlicher Sozialist heraus, der versuchte, einen "afrikanischen Sozialismus" zu entwickeln, der die Zukunft seines Landes sichern würde. Die Ergebnisse seiner Arbeit schufen das beste öffentliche Gesundheitswesen auf dem afrikanischen Kontinent und ein nationales Grundschulsystem. Er unterstützte auch Befreiungsbewegungen in Uganda, Mozambique und Rhodesien.
Pierre Dominique Toussaint L ' Ouverture 1743-1803
Revolutionärer Führer
in Haiti, der als Sklave geboren worden war. Er schloss sich 1791 dem Aufstand
gegen die Kolonisatoren an und wurde später von der neuen revolutionären
französischen Regierung zum Gouverneur Haitis ernannt. Er vertrieb die
Spanier und Briten, aber als Kaiser Napoleon in Krankreich abgesetzt wurde,
rebellierte er gegen die neue französische Herrschaft. Seine Rebellion
wurde geschlagen, er selbst gefangen genommen und bis zu seinem Tod in einem
französischen Gefängnis gefangen gehalten.
1983 wurden seine Überreste an Haiti zurückgegeben.
Geronimo (Goyahkla) 1829-1909
Führer der Chiricahua Apachen von 1875 bis 1885, er bekämpfte die Armee der Vereinigten Staaten wie auch Siedler, die in Stammesreservate in Arizona und New Mexico eindrangen. Nachdem er und seine Kämpfer sich 1886 ergeben hatten, wurden sie mehrmals in andere Reservate umgesiedelt und blieben schließlich in Oklahoma, wo Geronimo Landwirt wurde. 1906 diktierte er "Geronimos Geschichte über sein Leben".
Emiliano Zapata 1879-1919
Mexikanischer indianischer
revolutionärer Führer. Er leitete 1911 einen Aufstand gegen Diktator
Porfino Diaz mit dem Wahlspruch "Land und Freiheit", und begann das
von den Spaniern genommene Land für die mexikanischen Bauer zurück
zu erobern.
1915 wurde er zum Rücktritt gezwungen und 1919 ermordet.
Simon Bolivar 1783-1830
Südamerikanischer Nationalist, General revolutionärer Armeen, und als "der Befreier" bekannt. Er bekämpfte die spanische Kolonialmacht in mehreren Aufständen und befreite die Länder Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru und schließlich Bolivien, dessen neuer Staat nach ihm 1825 benannt wurde.
Er schloss sich 1810 der
Revolution in Venezuela an, ein Jahr, bevor das Land seine Unabhängigkeit
erklärte. Viele Schlachten und Niederlagen folgten, und erst 1819, errang
seinen ersten größeren Sieg gegen den Spanier. Venezuela, Ecuador
und Kolumbien bildeten gemeinsam die Republik Gran, deren Präsident Bolivar
war.
Bolivar besiegte die spanische Armee im oberem Peru, das nach ihm in Bolivien
umbenanntes wurde. Venezuela und Ecuador verließen die Gemeinschaft 1830
und Bolivar trat als Präsident zurück. Er starb im selben Jahr, von
vielen verachtet für seine diktatorische Regierung, wird aber seither als
der größte Befreier Südamerikas verehrt.