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1781 belagerte Túpac Amaru Cuzco.
Dieser Mestizenhäuptling, ein direkter Nachkomme der Inkakaiser, stand an der Spitze der wichtigsten dieser messianischen und revolutionären Bewegungen. Die große Rebellion brach in der Provinz Tinta aus. Auf seinem weißen Pferd ritt Túpac Amaru auf dem Hauptplatz von Tungasuca ein, und unter Trommelgedröhn und "Pututus"-Klang kündigte er an, dass er den königlichen Landvogt Antonio Juan de Arriaga zum Tode durch den Galgen verurteilt hatte, und verfügte das Verbot der "Mita" in Potosi. Er schaffte alle Steuern und die "Zuteilung" der Arbeitskraft der Eingeborenen in allen ihren Formen ab. Die Eingeborenen gesellten sich zu Tausenden und Abertausenden der Truppe des "Vaters aller Armen, Elenden und Hilflosen" zu. Alle, die unter seinem Befehl in diesem Kriege fallen sollten, würden wiederauferstehen, um das Glück und den Reichtum zu genießen, deren sie die Eindringlinge beraubt hatten. Siege und Niederlagen wechselten einander ab; schließlich wurde Túpac Amaru von einem seiner Befehlshaber verraten und gefangengenommen und kettenbeladen den königlichen Truppen ausgeliefert. In seine Zelle trat der königliche Vertreter Areche und forderte unter Versprechungen die Namen der übrigen an der Rebellion Beteiligten. Tüpac Amaru antwortete ihm mit Verachtung: "Hier gibt es keine Mitschuldigen außer dir und mir. Du als Unterdrücker und ich als Befreier verdienen den Tod".
Túpac wurde zusammen mit seiner Ehefrau, seinen Söhnen und seinen hauptsächlichen Parteigängern auf dem Platze von Wacaypata in Cuzco gefoltert. Man schnitt ihm die Zunge ab. Seine Arme und Beine wurden an vier Pferde gebunden, die ihn in vier Stücke reißen sollten, aber sein Körper teilte sich nicht. Er wurde am Fuße des Galgens geköpft. Sein Kopf wurde nach Tinta gebracht. Einer seiner Arme kam nach Tungasuca und der andere nach Carabaya. Man brachte ein Bein nach Santa Rosa und das andere nach Livitaca. Sein Rumpf wurde verbrannt und die Asche in den Fluß Watanay gestreut. Man empfahl die Ausrottung seiner gesamten Nachkommenschaft bis zum vierten Grade.

Aus: Eduardo Galeano, Die offenen Adern Lateinamerikas