1. Einführung
2. Wie Eroberung und Siedlung begannen
2.1. Erste Erkundungen
2.2. Gewürzhandel
2.3. Seerouten nach Asien
2.4. "Die neue Welt"
2.5. Erste Erkundungen und Kolonisation in den Amerikas
2.6. Das amerikanische Festland
3. Die spanischen Kolonien in Amerika
3.1. Spanische Siedlungen
3.2. Die Entwicklung der Kolonien
3.3. Die Auswirkungen auf die Indianischen Völker
3.4. Die Ausbreitung des Reiches
3.5. Das Ende des spanisches Reiches
3.6. "Unabhängigkeit" für die Kolonien
4. Portugiesische Kolonien in Amerika
4.1. Erste Siedlungen
4.2. Die Gründung der Kolonien
4.3. Die Entwicklung Brasiliens
4.4. Die "Unabhängigkeit" Brasiliens
5. Englische und französische Kolonien in den Amerikas
5.1. Nord-West-Passage und erste Siedlungen
5.2. Die Gründung der englischen Kolonien
5.3. Virginia
5.4. Neu-England
5.5. Französische Kolonisierung
5.6. Westindische Insel
5.7. Die Entwicklung der englischen Kolonien
5.8. Der Ruf nach Unabhängigkeit
5.9. Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg
5.10. Karibik
6. Siedlung und Kolonisierung in Asien
6.1. Erforschung und Gewürzhandel
6.2. Portugiesische Siedlungen im fernen Osten
6.3. Holländische und englische Kolonisierung
6.4. Europäische Kolonien im 16. und 17. Jahrhundert
6.5. Englische Kolonisierung Indiens
6.6. Holländische Kolonisierung Ceylons und Javas
6.7. Ausdehnung im 19. Jahrhundert
6.8. Die "Endphase" der Kolonisierung
7. Kolonisierung in Afrika
7.1. Erste Kontakte
7.2. Kolonisation während des 19. Jahrhunderts
7.3. Der Kampf um Afrika
8. Das "Ende" der Kolonisierung
8.1. Die "Endphase" der Kolonisierung
8.2. Die Forderung nach Unabhängigkeit
8.3. Die Auswirkungen des 2. Weltkriegs und Einstellungen der Kolonialmächte
8.4. Der Beginn der "De-Kolonisierung"
8.5. Der Prozess der "De-Kolonisierung"
1. Einführung
Kolonien sind Gebiete und Länder, die von anderen Nationen erobert und kontrolliert wurden. Fast immer haben sich die Kolonisten auch in den eroberten Ländern angesiedelt. Die Idee, Menschen in die Kolonien zu schicken, um Siedlungen, Farmen und Minen zu gründen und zu handeln ist sehr alt. Bereits im Altertum gründeten die Griechen und Römer Kolonien, und später wurden sehr mächtige Reiche durch die Hindus in Südostasien geschaffen, sowie durch die Chinesen und Türken im nahen Osten.
Das Spiel "Colony" zeigt die Eroberung und Kolonisierung auf allen Kontinenten der Welt durch europäische Mächte während der letzten 500 Jahre.
Was passierte in diesen 500 Jahren und was gibt die (europäische) Geschichtsschreibung wieder?
Kolonialismus fand über
einen Zeitraum von mehr als 500 Jahren statt und beeinflusste den größten
Teil der Welt - zu einigen Zeiten umfassten die Reiche der Kolonialmächte
85 % der Landfläche der Erde. Diese großen Kolonialreiche entstanden
in der Zeit ab 1500 und bestanden praktisch bis 1930.
Im folgenden Text gehen wir nicht auf alle Kolonien ein, vielmehr geht es uns
darum Grundzüge der Entwicklung des Kolonialismus aufzuzeigen.
Phasen der Kolonisierung
Es gab zwei große Abschnitte bei der Gründung und Entwicklung der
großen europäischen Kolonialreiche:
1500-1830: die meisten kolonialen Aktivitäten fanden in dieser Zeit in
Amerika statt. Die Mehrheit der Kolonien erhielt ihre "Unabhängigkeit"
am Ende dieses Abschnitts;
1780-1975: wurden die meisten Kolonien in Asien und Afrika erobert, und wurden
zum Ende dieses Abschnitts "unabhängig".
Zu verschiedenen Zeiten
gab es für die europäischen Mächte sehr unterschiedliche Gründe,
Kolonien zu erobern, ebenso gab es aufgrund der Situation, die die Eroberer
vorfanden, große Unterschiede bei Aufbau und Entwicklung der Kolonien.
Die Gründe, aus denen die Kolonien schließlich ihre "Unabhängigkeit"
erhielten, waren ebenfalls sehr unterschiedlich.
2. Erkundung und Besiedlung
2.1. Erste Erkundungen
Die Gründung der ersten
großen Kolonialreiche war eine Folge der Erforschung Afrikas, Asiens und
Amerikas im 15. Jahrhundert auf der Suche nach neuen Handelsmöglichkeiten.
Die Erforschung und Besiedelung von Ländern außerhalb Europas begann
sehr langsam durch die Spanier und die Portugiesen. Ihre Seeleute erforschten,
gefördert durch Prinz Heinrich von Portugal, die Inseln des Atlantiks.
Die ersten Siedlungen wurden 1420 auf Madeira durch die Portugiesen gegründet.
Spanien erlangte die Kontrolle über die Kanarischen Inseln, nachdem sie
das Volk der Guanche besiegt hatten, und gründeten ebenfalls Besitzungen.
Portugal landete 1430 auf den Azoren und 1460 auf den Capverdischen Inseln und
legte auch dort Besitzungen an.
Frühe Besitzungen
Die atlantischen Kolonien produzierten Holz für den Möbel- und Hausbau
in Portugal. Zuckerpflanzen wurden von Sizilien und Obstbäume aus Kreta
importiert und in Madeira angepflanzt.
Auf den Kanarischen Inseln produzierten die neuen Plantagen Wein und Getreide
und auf den Azoren wurde Schafzucht betrieben.
Zu dieser Zeit kämpfte
Portugal ebenfalls gegen die Araber und sandte 1415 eine Expedition nach Nordwest-Afrika,
die die Stadt Ceuta angriff und eroberte.
Dadurch erhielten die Portugiesen viele Informationen über Nordafrika und
seine Küste.
Prinz Heinrich wies seine Seeleute an, die Küstengewässer zu erkunden,
um Fischgründe und Handelsmöglichkeiten zu finden, und außerdem,
weil er hoffte, Gold zu finden. Die Seefahrer segelten immer weiter südlich
und erreichten schließlich um 1430 Gambia und um 1460 die Goldküste
und Guinea. Dabei wurden reiche Fischgründe entdeckt und der erste Handel
mit den dort Ansässigen entwickelte sich.
2.2. Gewürzhandel
Ein neue Phase in der Erkundung
Afrikas begann 1480 durch das Bestreben Spaniens und Portugals den Gewürzhandel
zu übernehmen. Die Gewürze wurden bis dahin von italienischen Händlern,
zusammen mit anderen Luxusgütern aus Asien nach Europa gebracht, zuerst
über den Landweg von Indien nach Arabien und von dort mit Schiffen über
das Mittelmeer. Die italienischen Händler kontrollierten den gesamten Handel.
Allerdings wurden als eine Folge der türkischen Eroberungen Ägyptens
und Syriens die von den italienischen Händlern benutzten Häfen mit
hohen Steuern belegt, und entsprechend höhere Preise mußten in Europa
für Gewürze bezahlt werden.
Die Möglichkeiten, immense Gewinne zu machen, in dem man die teuren Häfen
umging, bewogen Spanien und Portugal dazu, neue Handelsrouten für Gewürze
zu suchen.
2.3. Seerouten nach Asien
Um
1480 lag es für den Gewürzhandel nahe, Handelsrouten um Afrika herum
nach Indien und zu den Gewürzinseln zu suchen. Portugal hatte bereits einige
Handelsbeziehungen mit Afrika entwickelt, hauptsächlich, um Gold, Sklaven
und Pfeffer einzutauschen. Eine Fabrik und eine Festung waren in Sao Jorge da
Mina an der Goldküste errichtet worden, eine weitere Festung bei Elmina
an der Bucht von Benin.
Als Folge der jahrelangen Seefahrt waren die Portugiesen ziemlich erfahren in
der Erkundung neuer Länder und im Segeln über weite Strecken hinweg.
Ihre Schiffe waren mittlerweile geschaffen dafür, den Atlantik zu befahren,
so daß sie große Strecken zurücklegen konnten. Navigation und
Kartographie hatten sich entwickelt und die Schiffe wurden mit Kanonen ausgerüstet.
Zudem hatten deutsche und italienische Banken Interesse und vor allem die Mittel,
um die Erkundungsfahrten mit den notwendigen Geldern zu finanzieren.
König Johann II. unterstützte
und finanzierte einige der immer weiter die afrikanische Küste entlang
führenden Reisen, die auf der Suche nach der Seeroute nach Asien durchgeführt
wurden.
Schließlich umschiffte Bartolomeo de Dias 1487 das südliche Kap Afrikas
und Vasco da Gama überquerte 1497-1498 den indischen Ozean und erreichte
Calicut in Indien.
Er
tauschte europäische Waren gegen Gewürze ein und kehrte mit Pfeffer
und Zimt zurück.
1500 kam Cabral auf seiner Reise um Afrika herum vom Kurs ab und landete in
Brasilien. Er erreichte später aber doch noch Indien und erhielt von der
dortigen Regierung die Erlaubnis, ein Kontor für den Gewürzhandel
in Cochin zu bauen. In der Folge errichteten die Portugiesen für den Gewürzhandel
einige Kontore und Siedlungen an der indischen Küste.
2.4. "Die Neue Welt"
1492 brach Christoph Columbus,
finanziert durch das spanische Königshaus, zur Suche nach einem neuen Seeweg
nach Indien auf. Er wollte Indien jedoch nicht auf dem herkömmlichen Weg
nach Süden und Osten erreichen, sondern er segelte in westlicher Richtung
über den Atlantik. Er ging davon aus, daß diese Route kürzer
sei als die portugiesische Route um Afrika herum.
Er erreichte zuerst die Bahamas und stieß dann auf San Salvador, Cuba
und Haiti.
Auf einer zweiten Reise 1493 brachte er 1200 Menschen mit, darunter auch Soldaten,
Farmer und Handwerker.
Außerdem Werkzeuge, Saatgut und Tiere um eine Siedlung in Haiti zu errichten.
Diese Siedlung sollte Landwirtschaft und Bergbau betreiben und Ausgangspunkt
für weitere Eroberungen werden.
Nachdem die Siedlung von Ureinwohnern zerstört worden war und eine andere
von ihnen angegriffen wurde, begannen die Kolonisten eine neue Siedlung in Santo
Domingo aufzubauen.
Die fortschreitende spanische Erkundung des südamerikanischen Binnenlandes
führte schließlich zu der Erkenntnis, daß dies nicht Indien
sein konnte, sondern ein ganz unbekanntes Land war. Später wurde dieser
neue Kontinent nach dem italienischen Seefahrer Amerigo Vespucci Amerika genannt.
In der Zwischenzeit befuhren die Portugiesen und die Engländer den Nordatlantik,
um durch diese Gewässer eine Route nach Indien zu finden.
1497-98 landete John Cabot, finanziert von der Englischen Regierung, in Neufundland,
danach in Neuschottland und weiter südlich in Neuengland.
2.5. Die ersten Erkundungen und die Kolonisation Amerikas
Da die Spanier den Seeweg
nach Indien nicht gefunden hatten, entschieden sie, die zufällig gefundenen
Länder auszubeuten. Sie hatten erkannt, dass es auch hier große Reichtümer
gab. Es gab Land und eine Bevölkerung, die man zur Arbeit darauf zwingen
konnte, was gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Kolonisierung waren.
Viele der ersten Siedler waren ehemalige Soldaten aus den Kriegen gegen die
Mauren, die in Spanien keine Arbeit finden konnten, andere wurden von der Neugier
oder auf der Suche nach Land und Reichtum in die neuen Kolonien gezogen. Für
andere war die Aussicht, die Ureinwohner zum Christentum zu bekehren, das Wichtigste.
Alle gingen auf eigene Kosten und ohne Unterstützung der spanischen Regierung
in die Kolonien.
In den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts waren die meisten Inseln der Karibik
erkundet und eine ansehnliche Anzahl spanischer Siedler hatte sich dort niedergelassen,
hauptsächlich auf Haiti und Cuba.
Sie hatten Rinder und Pferde mitgebracht und bauten Farmen auf, oder suchten
nach Gold.
Die ansässigen Arawak starben wegen der von den Eroberern eingeschleppten
Krankheiten sehr schnell aus und die Siedler begannen, da ihnen die Arbeitskräfte
fehlten, Sklaven aus Afrika zu kaufen. Um 1600 waren die Ureinwohner vollständig
ausgerottet - europäische Siedler und afrikanische Sklaven hatten ihren
Platz eingenommen.
2.6. Das amerikanische Festland
Ein neue Phase der Erkundung
und Eroberung begann mit der Entsendung von Expeditionen von den Inseln an die
Küsten des Kontinents. Auch hier war man auf der Suche nach Gold und anderen
Reichtümern und begann neue Siedlungen zu gründen.
Balboa führte die ersten dieser Fahrten der Konquistadoren an. Er startete
in Haiti überquerte das Festland und erreichte schließlich den Pazifik.
Dort gründete er die Stadt Darien und andere Siedlungen.
Spätere Erkundungsfahrten führten an der karibischen Küste entlang
nach Honduras, den Golf von Mexiko und an die pazifische Küste.
Die Spanier kamen dabei in Kontakt mit den wohlhabenden und mächtigen Reichen
der Mayas und Azteken in Mexiko und mit den Inkas in den peruanischen Anden.
Im Jahr 1519 führte Cortez eine Streitmacht nach Mexiko, um das Land zu
erobern. 1521 besiegte seine Armee aus Spaniern und den Azteken feindlichen
Ureinwohnern die Azteken.
Cortez zerstörte die aztekische Hauptstadt Tenochtitlan und begann auf
ihren Fundamenten mit dem Bau einer großen spanischen Stadt.
1530 führte Pizarro einen Angriff auf die Inkas in Peru. Er besiegte sie
1535 und eine neue spanische Hauptstadt wurde in Lima errichtet.
Weitere Eroberungszüge der Spanier führten sie nach Bolivien, Chile, Guatemala, Honduras und den Süden der heutigen Vereinigten Staaten.
Amerikanische
Zivilisationen
Die Mayas und Azteken in Mexiko und die Inkas in Peru hatten um 1500 großartige
Zivilisationen errichtet. Sie waren ebenfalls erfahrene Baumeister; die Mayas
bauten riesige Pyramiden und das Straßennetz der Inkas führte über
die Anden und verband die Städte miteinander.
Die Mayas und Azteken konnten die Position der Sterne errechnen und vorhersagen,
ebenfalls waren sie hervorragende Bildhauer und Kunsthandwerker. Die Europäischen
Eroberer lernten von ihnen den Anbau von Tomaten, Mais und Tabak. Landwirtschaft
und Technik waren in vielen Bereichen denen in Europa weit voraus.
3. Spanische Kolonien in den Amerikas
3.1. Spanischen Siedlungen
Um 1550 kontrollierten die
Konquistadoren alle wichtigen Zentren der indianischen Zivilisationen, aber
nicht alle dieser Gebiete waren von den Spaniern erobert worden.
Einige Indianer flüchteten in die Berge und in die Halb-Wüsten und
der Widerstand gegen die Eroberung rührte sich in vielen Gebieten, in Peru
zum Beispiel bis etwa 1570.
Nur wenige Ureinwohner
aber, wie die chilenischen Araukas, behielten ihre Unabhängigkeit.
Mit der Übernahme der Kontrolle begannen die Spanier Siedlungen zu gründen,
Städte zu bauen und Minen anzulegen. Ihre Anführer wollten Gesellschaften
errichten, die an Wohlstand und Luxus denen in der Heimat entsprachen. Aus diesem
Grund wurde das System der Encomienda, das zuvor schon in Granada, den Kanaren
und in der Karibik entwickelt wurde, als Methode zur Besiedlung genutzt. In
Mexiko und anderen Gebieten waren die Bedingungen hierfür ideal, da das
Land für Landwirtschaft und Viehzucht gut geeignet war. Die Ureinwohner
konnten zum Beackern der Felder gezwungen werden und zur Arbeit beim Aufbau
der Städte.
Wichtig bei dem System der Encomienda war auch die Bekehrung der Ureinwohner
durch Missionare. Dabei wurde das Christentum häufig so vermittelt, dass
es wie eine neue Form der alten Religionen erschien.
Die Encomienda
Nach diesem System waren
einige Siedlungen einem spanischen Machthaber unterstellt, der sich das Recht
nahm, von den Ureinwohnern Arbeit, Nahrung und andere Waren zu fordern, die
allerdings immer noch "freie" Menschen waren, die eigenes Land besaßen.
Der "Encomendero" war verantwortlich für den Schutz der Siedler
und die Berufung von Missionaren.
Mit diesem System ersetzten die Spanier die Spanier die aztekischen Gesetze,
ohne allerdings die sozialen Leistungen des Staates an de Bevölkerung mit
zu übernehmen. In den Genuss dieser Leistungen kamen nur die reichen Leute.
3.2. Die Entwicklung der Kolonien
Die Kolonien begannen sich
mit der Ankunft weiterer Siedler zu entwickeln. Die Wirtschaft wuchs durch die
Rinderzucht auf den riesigen Weiden der Prärie, die Nahrung, Häute,
Kleidung und Talg lieferte. Die wirtschaftliche Entwicklung erbrachte das für
den Gold- und Silberbergbau notwendige Kapital, der 1550 mit dem Fund reicher
Vorkommen in Peru und Mexiko aufgebaut wurde.
Durch die Einwanderung wuchs die europäische Bevölkerung rasch, und
neue Industrien wie Wollwebereien, Zuckerherstellung und Schiffbau entwickelten
sich. Die Siedler importierten aus Spanien die Dinge, die sie brauchten, um
ihren spanischen Lebensstil beizubehalten: zum Beispiel Wein, Öl, Kleidung,
Glas, Papier und Bücher. Um diese zu bezahlen, sandten sie Häute,
Zucker, Silber, Gold, Kakao, Kochenille und Tabak nach Europa zurück.
Obwohl die Eroberung und Siedlung zuerst von Privatpersonen durchgeführt
worden waren, übernahm jetzt mit den steigenden Gewinnen die spanische
Krone die Kontrolle und beherrschte die Kolonien wie ihr europäisches Land.
3.3. Die Auswirkungen auf die indianischen Völker
Während des 16. Jahrhunderts
starben große Teile der indianischen Bevölkerung durch die Hungersnöte,
die durch die Rinderzucht in ihrem Land entstanden. Des weiteren hatten europäische
Krankheiten, wie zum Beispiel die Pocken, verheerende Auswirkungen auf die Ureinwohner,
da sie über keinerlei Abwehrkräfte gegen diese Krankheiten verfügten.
Die spanischen Grundbesitzer kontrollierten durch den Aufbau riesiger Farmen
immer mehr indianisches Land. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurden Sklaven aus
Westafrika nach Amerika gebracht, um in den Minen und Plantagen der Spanier
zu arbeiten. Dennoch führte der Mangel an Arbeitskräften dazu, ein
System erzwungener Arbeit einzuführen. In diesem System mußten abwechselnd
alle indianischen Dörfer, für bestimmte Wochen des Jahres, eine Anzahl
von Männern für die Arbeit bei den Europäern stellen. Sie wurden
beim Bau von Gebäuden, im Bergbau oder bei der landwirtschaftlichen Arbeit
eingesetzt und sollten von ihren Arbeitgebern entsprechend eines festgelegten
Lohnes bezahlt werden. In der Regel geschah dies aber nicht. Indianer, die sich
widersetzten, wurden häufig durch Schuldsklaverei oder Péonage gezwungen,
zu arbeiten. Dabei wurden ihnen Waren oder Geld vorgeschossen, die sie vom Arbeitslohn
zurückzuzahlen hatten. Häufig waren aber Schuldzinsen und Löhne
so aufeinander abgestimmt, daß die Arbeiter nie mehr ihre Schulden bezahlen
konnten. Zudem mussten die Péons in der Regel für Unterkunft und
Verpflegung Geld an den Arbeitgeber zahlen, so dass die Schulden eher noch größer
wurden, anstatt zu schrumpfen.
Der Vorteil der Péonage gegenüber der Sklaverei bestand darin, dass
der Sklavenhalter auf eigene Rechnung für seinen menschlichen "Besitz"
sorgen musste; Péon trugen selbst die Verantwortung für ihre Versorgung
und der Arbeitgeber verdiente noch zusätzlich daran.
Insbesondere in Peru wurden die Ureinwohner durch dieses System erpresst, denn
hier gab es für die Spanier den größten Bedarf an Arbeit.
Viele Indianer begannen
in die spanischen Niederlassungen zu ziehen und wurden "hispanisiert".
Sie trugen europäische Kleidung, arbeiteten für Lohn und erlernten
ein Handwerk wie zum Beispiel die Steinmetzarbeit.
Dies geschah hauptsächlich Neu-Spanien in Zentral-Mexiko, wo Spanier und
Indianer in Städten und Dörfern nebeneinander in einer zunehmend städtischen
Gesellschaft lebten. Es gab eine beträchtliche Anzahl von Beziehungen zwischen
Europäern und Indianerinnen die eine Mestizen-Bevölkerung schuf.
Bis zum frühen 17. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung und in vielen
der weiter entwickelten Gebiete war die Bevölkerung mittlerweile sehr gemischt,
wobei die Mestizen gegenüber den Spaniern, den Kreolen und den "hispanisierten"
Indianern zahlenmäßig die größte Gruppe bildeten.
In Peru hingegen gab es viel weniger Interaktion zwischen Spaniern und Indianern.
Dort boten die Indianer sehr viel mehr Widerstand, das Gebiet war schwierig
zu kontrollieren und die Arbeit der christlichen Missionare weniger erfolgreich.
Peru war ein Land, in dem eine kleine europäische christliche Schicht die
große indianische, nicht-christliche Bevölkerung kontrollierte.
3.4. Die Ausbreitung des Reiches
Während des 17. und
18. Jahrhunderts dehnte Spanien sein Imperium nach New Mexico und auch entlang
der pazifischen Küste aus. Allerdings verlor Spanien die Kontrolle über
viele ihrer karibischen Inseln an die Niederländer, die Engländer
und die Franzosen, die in den Handel mit Amerika drängten.
Sie behielten aber immer noch die meisten größeren Inseln wie Kuba,
Puerto Rico und Trinidad, obwohl sie nach der ersten Besiedlung teilweise verlassen
worden waren.
Die Gebiete des Festlands, die unter der totalen Kontrolle der Spanier standen, waren immer noch nur kleine Teile des immensen Landes, auf das sie Anspruch erhoben. Die meisten von diesen Gebieten wurden regelrecht ignoriert und ihren einheimischen Einwohnern überlassen oder von Missionsstationen verwaltet. Nur im Norden wurde Mexiko intensiv kontrolliert; New Mexico, Texas, Kalifornien und Florida waren nominell kontrolliert, aber nur einige Beamte und Missionare lebten dort.
Ebenso war Peru im Süden
der einzige wirklich eroberte Bereich, obwohl es nicht so "hispanisiert"
war, wie Mexiko.
Chile, Argentinien, Paraguay und Bolivien waren Grenzgebiete. Hier lebten die
Indianer unter der Herrschaft ihrer eigenen Führer und wurden unter loser
Überwachung von Spanien beherrscht, das sich, abgesehen von missionarischer
Tätigkeit wenig oder gar nicht in ihr Leben einmischte.
Die Kolonien in Mexiko und Peru waren 'gemischte' Kolonien, in denen eine kleine
Minderheit von weißen Siedlern über die Ureinwohner herrschte, sie
langsam absorbierte und eine ähnliche Gesellschaft wie in Spanien schuf.
Bis Ende des 18. Jahrhunderts waren Spaniens Kolonien die reichsten und am weitesten
entwickelten in Amerika.
3.5. Das Ende des spanischen Reiches
Die Kolonien waren 300 Jahre
lang Spanien gegenüber loyal, und diese Loyalität war eine Folge gemeinsamer
Kultur, Religion und Verwaltung und weniger eine Folge spanischer militärischer
Präsenz in den Kolonien.
Spanien übte aber von Madrid aus eine strenge Kontrolle über ihre
Kolonien aus. Während des 18. Jahrhunderts nahm diese, durch die Erhebung
hoher Steuern, immer weiter zu. Die Kolonisten in Amerika wollten aber lieber
mit dem Rest der Welt handeln und wehrten sich gegen diese Form der Einflussnahme.
Überraschenderweise jedoch gab es vor 1800 kein Anzeichen einer Revolution.
Die Kolonien trennten sich nicht von Spanien, weil sie plötzlich nach 300 Jahren die Politik des Heimatlandes unerträglich fanden. Der Grund lag vielmehr in einer 6-jährigen Pause in der spanischen Herrschaft. Im Jahr 1808 wurde Spanien von Napoleon eingenommen und Karl IV dankte zugunsten Bonapartes ab. Die Kolonisten weigerten sich, den neuen König zu akzeptieren, erkannten Ferdinand VII als König an und gründeten ihre eigenen Komitees, genannt Juntas, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Dies gab ihnen die erste Erfahrung von Selbstverwaltung und führte zur Entwicklung eines Nationalgefühls und Konzentration auf ihre eigenen speziellen Interessen.
3.6. Unabhängigkeit für die Kolonien
1814 wurde die spanische
Monarchie wiederhergestellt und Ferdinand versuchte, die alte autoritäre
Form der königlichen Regierung in den Kolonien wieder herzustellen. Er
machte sich damit sehr unbeliebt. Das Ergebnis war, daß eine Serie von
Rebellionen in Argentinien ausbrachen. Die Kolonisten weigerten sich, die Rückkehr
der königlichen Beamten zu akzeptieren, und die Rebellion breitete sich
nach Chile und Peru aus. Spanien hatte zu dieser Zeit weder das Militär
noch die Seestreitkräfte, um die vielen rebellischen Provinzen zur Räson
zu bringen, und England, dem dies möglich gewesen wäre, weigerte sich,
einem 1817 vorgeschlagenen internationalen Bündnis beizutreten.
Simon Bolivar stellte Armeen von Guerillas auf und befreite 1821 Venezuela und
Neu-Granada. Während dieser Zeit war Mexiko loyal gewesen, aber die jetzt
erklärte Unabhängigkeit löste weitere Unabhängigkeitserklärungen
in Honduras, Nicaragua, zu San Salvador und Costa Rica aus, die alle eine Regierungsform
der Gemeinschaft zurückwiesen und separate Staaten wurden. Weitere Zersplitterungen
des Imperiums im Süden bedeuteten 1830 die Unabhängigkeitserklärungen
Kolumbiens, Boliviens und Ecuadors. Spanien hatte jetzt fast alle ihrer amerikanischen
Kolonien verloren und es blieben nur einige der karibischen Inseln im spanischen
Herrschaftsbereich übrig.
4. Portugiesische Kolonisierung in Amerika
4.1. Die ersten Siedlungen
In den Jahren, die Cabrals
Entdeckung von Brasilien folgten, gründeten Portugiesen mit eigenen Mitteln,
aber unter Schutz und Autorität der portugiesischen Krone eine Reihe kleiner
vereinzelter Niederlassungen entlang der Küste.
Zuerst wurde hier Brasil-Holz geschlagen, das in der Färbe-Industrie benutzt
wurde und um Schiffe für den Indienhandel und den Sklavenhandel zu bauen.
1549 wurden Kolonien unter die königliche Regierung gestellt, und die Krone
ermutigte Portugiesen aktiv zur Niederlassung in den Kolonien. Eine beträchtliche
Anzahl von Kolonisten ging daraufhin nach Brasilien, unter anderem Soldaten,
Beamten, Siedlern und Missionaren. 1567 wurde Rio De Janeiro gegründet.
4.2. Die Sicherung der Kolonie
Die Kolonie war hauptsächlich
eine ländliche Gesellschaft, die aus kleinen Siedlungen bestand, die einige
Pflanzen wie Maniok und Mais anbauten und Brasil-Holz schlugen.
Da wertvollere Ressourcen, wie seltene Metalle fehlten, führten die Siedler
Zuckerpflanzen aus Madeira ein, die die hauptsächliche Nutzpflanze Brasiliens
wurde, hinzu kamen Tabak, Kaffee, Kakao und Baumwolle. Die Einheimischen wurden
gezwungen, die portugiesische Herrschaft zu akzeptieren, aber sie erwiesen sich
als ungeeignet für die Arbeit auf den großen Zuckerplantagen. Zu
diesem Zweck wurden Sklaven aus Westafrika importiert.
Da auch im Fall der portugiesischen Kolonien in Brasilien nur wenige Frauen
aus Europa kamen, schwängerten die Eroberer häufig Sklavinnen. Die
aus diesen Verbindungen geborenen Kinder bildeten bald einen großen Teil
der brasilianischen Bevölkerung.
1600 bestand die Kolonie
aus einer dünnen Linie aufgereihter Siedlungen entlang 2000 Meilen Küstenlinie,
und das gebirgige Landesinnere blieb weitgehend unberührt. Eine große
Anzahl der Ureinwohner wurde getötet, versklavt oder in andere Gegenden
gebracht. Nur einige wenige Dörfer standen unter dem Schutz von Missionaren.
In den Plantagen Brasiliens , die von einer kleinen Zahl portugiesischer Pflanzer
und von Mulatten geführt wurden, wurde hauptsächlich Zucker produziert.
Die schwere Arbeit leisteten Tausende von Sklaven, deren Verluste jedes Jahr
mit neuen Sklaventransporten aus Westafrika und Angola ausgeglichen wurden.
Brasilien war jetzt die Hauptquelle des europäischen Zuckerhandels.
Die Portugiesen schufen eine "Plantagen"-Kolonie, in der eine kleine
europäische Minderheit versuchte, ihre heimatliche Kultur wiederzuerschaffen.
Die Kolonie importierte industriell hergestellte Waren für die Portugiesen,
wie zum Beispiel Tuche und Metallwaren und führte auch Waren in die spanischen
Kolonien aus.
Im Jahr 1630 griffen die mit Indianern verbündeten Niederländer die
Niederlassungen der Portugiesen an, eroberten die Zuckerplantagen und kontrollierten
die Kolonie und die westafrikanischen Sklavenhäfen. Erst nach vielen Schlachten
konnten die Niederländer von den Portugiesen wieder vertrieben werden.
4.3. Die Entwicklung Brasiliens
Mit der Entdeckung von Gold und Diamanten um 1690 herum, wurde die Kolonie beträchtlich reicher und begann, sich zu verändern. Im Süden entwickelte sich der Bergbau, und die Bevölkerung nahm zu. Um 1800 waren Bevölkerung und Reichtum Brasiliens größer als Portugals! Trotzdem konnte die portugiesische Regierung ihre sehr strikte Kontrolle über die Kolonie weiter ausüben und erhielt große Einkünfte durch die erhobenen Steuern. Obwohl die Kolonisten während des 18. Jahrhunderts mit dieser Situation unzufrieden waren, gab es auch in Brasilien vorerst keine separatistischen Bewegungen und die Verbindungen zwischen beiden Ländern blieben durch gemeinsame Sprache, Religion und Kultur sehr eng. Ein militärische Kontrolle durch die portugiesische Heimat spielte dabei keine Rolle.
4.4. Unabhängigkeit Brasiliens
Wie auch in der spanischen
Kolonie Mexiko kam es, als eine Folge der Napoleonischen Kriege in Europa, zur
Unabhängigkeit Brasiliens. 1807 flüchteten die königliche Familie
und das königliche Gericht vor dem vorrückenden Napoleon aus Lissabon
nach Rio de Janeiro.
Die Kolonie wurde dadurch politisch sehr viel wichtiger und wurde mit dem Ende
des Krieges 1815 als ein Schwesterkönigreich anerkannt. In diesem Zusammenhang
wurden Brasilien größere ökonomische und politische Freiheiten
gewährt, wie etwa eigene Gerichtshöfe. Durch die Exklusivität
eines eigenen brasilianischen Gerichtshofes ermuntert, entwickelte sich eine
nationalistische Bewegung. Der Portugiese Cortes versuchte 1820 durch die Wiedereinführung
der portugiesischen Autorität und der Auflösung der in Rio gebildeten
Regierung, die Vorkriegssituation wieder herzustellen, aber nun weigerten sich
die weißen Brasilianer, die portugiesische Hoheit zu akzeptieren.
Sie forderten 1822 ihre Unabhängigkeit und krönten ein Mitglied der
königlichen Familie als ihren Kaiser. Portugal fehlte die militärische
Kraft, um die königliche Autorität durchzusetzen und hatte 1823 jede
Kontrolle über die Kolonie verloren. Brasilien blieb eine Monarchie unter
der Braganza-Familie, bis das Land 1889 zur Republik erklärt wurde.
5. Englische und französische Kolonisierung in Amerika
5.1. Die Nord-West-Passage und ersten Siedlungen
Im 16. Jahrhundert versuchten
sowohl Frankreich, als auch England neue Seewege nach Asien zu finden, indem
sie nördlich um Amerika herum segelten. Es war offensichtlich, daß
wenn eine Passage gefunden werden konnte, weitere Siedlungen entlang der Küste
als Versorgungshäfen benötigt würden. Außerdem rechnete
man mit der Notwendigkeit einer militärischen Verteidigung, da Spanien
den gesamten nordamerikanischen Kontinent beanspruchte, nachdem es die portugiesischen
Rechte auf Brasilien akzeptiert hatte.
Alle ihre Versuche, eine solche Passage zu finden und Niederlassungen zu gründen,
schlugen jedoch während dieser Zeit fehl, und 1600 war es allein Spanien
und Portugal gelungen, dauerhafte Siedlungen in Amerika aufzubauen.
5.2. Die Gründung der englischen Kolonien
Erst spätere Versuche
Englands im frühen 17. Jahrhundert, führten zu dauerhaften Kolonien.
Da die Kolonien aufgrund der Feindseligkeit der Ureinwohner in wenig bewohnten
Gebieten lagen, fehlten den Engländern die Arbeitskräfte für
ihre Plantagen und Farmen.
England musste deshalb ganze Siedlergemeinschaften in die Kolonien bringen;
anders hätte die notwendige Arbeitsleistung nicht sichergestellt werden
können.
Zu den angeworbenen Siedlern viele, die in England selbst keine Arbeit finden
konnten, auch wenn sie befürchteten, die Kosten für Überfahrt
und Landkauf in den Kolonien nicht zurückzahlen zu können.
Die großen Händler in London besaßen das erforderliche Kapital,
und waren entsprechend Hauptanleger. Sie hofften natürlich, durch die Gründung
und Finanzierung der Kolonien Felle, Fische, Gold, und andere Waren zu erhalten
und durch deren Verkauf in Europa zu großem Reichtum zu kommen.
Es gab auch das Interesse, die UreinwohnerInnen zu christianisieren, aber dies
war eher zweirangig.
Die englische Krone war bei der Kolonisierung nur insofern beteiligt, als sie
die Berechtigung vergab, Land zu besitzen und formal die Regierungsgewalt ausübte.
5.3. Virginia
Die erste erfolgreiche Kolonie
wurde 1607 von der Virginia Gesellschaft in Jamestown gegründet. Der Vorgang
wurde von den Aktionären der Gesellschaft beaufsichtigt und nach einer
Phase gemeinsamer Aufbauarbeit wurde an sie Land entsprechend ihrer Investition
verteilt. Die Kolonisten ließen sich als Landwirte, Fischer, Pflanzer
und Händler nieder, und produzierten hauptsächlich für den eigenen
Lebensunterhalt. Einige Waren wurde auch für den Export produziert, um
Waren eintauschen zu können, die es nur in England gab.
Die meiste Arbeit wurde von Menschen geleistet, die sich für eine feste
Anzahl von Jahren ihrem Arbeitgeber verpflichtet hatten. Die Arbeit des Rodens
und Pflanzens war besonders in den ersten Jahren der Kolonie sehr schwer, da
die Kolonie sich kaum entwickelte.
Dies änderte sich erst, als mit der Pflanzung von Tabak begonnen wurde,
und in diesem Zuge wurden dann auch Sklaven aus Afrika eingeführt, die
die harte Arbeit zu leisten hatten.
5.4. Neu England
In Neu England nördlich
von Virginia wurden ebenfalls Kolonien gegründet.
1620 gründeten die Mayflower Puritaner, die sich in England verfolgt fühlten
und deshalb in die Kolonien flüchten wollten, die Siedlung Plymouth in
der Nähe von Cape Cod. Durch ein puritanisches Konsortium wurde in der
Nähe von Boston die Massachusetts Bay Company gegründet , die weitere
Niederlassungen fördern sollte.
Siedler, die mit der strengen puritanischen Disziplin unzufrieden waren, zogen
von den ursprünglichen Kolonien weg, um neue Siedlungen in Connecticut,
New Haven und Rhode Island zu gründen. Eine weitere Kolonie wurde in Maine
gegründet, wo es gutes Ackerland und brauchbares Holz zum Bauen gab.
Als
sich die Siedlungen der Farmer ausdehnten, wurden die Ureinwohner einfach verdrängt
oder versklavt, wenn sie in den aufkommenden Kriegen oder Rebellionen gegen
die weißen Eindringlinge gefangen genommen werden konnten.
Im Gegensatz zu den Quäkern, die versuchten, die Ureinwohner zu missionieren,
waren die Puritaner nicht an missionarischer Arbeit interessiert.
Die Kolonisten produzierten
Holz und Waren wie Butter und Rindfleisch. Die zu Beginn der Kolonisierung noch
im Überfluss vorhandenen Felle wurden mit der Zeit immer weniger, da die
Europäer die Tiere wahllos abschossen und nicht für eine natürliche
Vermehrung sorgten.
Durch den Aufbau örtlicher Industrieanlagen zur Eisen -und Filzherstellung,
kamen kontinuierlich neue Siedler in den Kolonien Nordamerikas an, auch wenn
diese mit dem Reichtum Südamerikas zu dieser Zeit nicht konkurrieren konnten.
5.5. Französische Kolonisierung
Ähnlich wie die portugiesische
und spanische Kolonisierung liefe auch die französische ab. Es siedelten
zuerst hauptsächlich Privatleute auf eigene Initiative, die nur wenig Unterstützung
und Ermutigung von Seiten der Krone erhielten.
Später wurde es die Politik Frankreichs, neue Siedler anzulocken. Frauen
wurde eine Gratispassage angeboten, vorausgesetzt sie heirateten einen Siedler.
Werkzeuge, Saatgut und Vorräte wurden auf Regierungskosten geliefert.
Frankreich gründete Niederlassungen, Forts und Städte entlang des
St. Lawrence Flusses in Kanada, in Montreal und Quebec, sowie in der Region
der großen Seen und den Mississippi hinab bis nach Louisiana. Die französische
Gesamtbevölkerung war jedoch relativ klein. Die französischen Kolonisten
lebten hauptsächlich von der Landwirtschaft, vom Fischen und vom Pelzhandel.
Zwischen ihnen und den Engländern gab es häufig Zusammenstöße,
die mitunter zu einem offenem Krieg führten, wobei beide Seiten versuchten,
sich die Unterstützung der Indianer zu sichern.
5.6. Westindische Inseln
Während des 17. Jahrhunderts
drängten sich Frankreich und England, zusammen mit Holland in den spanischen
Handel mit Amerika. Im Verlauf dieser Anstrengungen wurden mehrere karibische
Inseln erobert. England eroberte Dominique, St. Lucia, St. Kitts und Barbados,
Frankreich gewann die Kontrolle über Martinique, Guadeloupe, Tobago, Grenada
und Teile von Santo Domingo. Holland eroberte Curacao, St. Martin, Saba und
St. Eustatius.
In der folgenden Zeit wurden Siedler durch Subventionen, fruchtbares Land und
die Aussicht auf gute Gewinne auf die Inseln gelockt. Die Kolonisten ließen
dabei die Produktion von Nahrungsmitteln, Tabak, Baumwolle und Indigo hauptsächlich
von Zwangsarbeitern erledigen.
1650 kam es auf vielen Inseln
durch die Einführung des Zuckerrohranbaus zu tiefgreifendenden Veränderungen.
Die Niederländer förderten diese Entwicklung durch Subventionierung
ihrer Siedler mit Pflanzungen, Ausrüstung und Finanzierung.
Zucker konnte nicht in kleinem Maßstab angebaut werden und für die
großen Plantagen waren riesige Geldbeträge erforderlich. Da die Arbeit
sehr hart war und es Schwierigkeiten gab, Europäer dazu zu bringen oder
zu zwingen, kauften die Pflanzer afrikanische Sklaven, die zu dieser Zeit hauptsächlich
von holländischen Kaufleuten nach Amerika verschleppt wurden.
Um 1700 bildeten die Sklaven die Bevölkerungsmehrheit der meisten Inseln,
während die europäischen Pflanzer eine relativ kleine Gruppe bildeten.
Aus Angst vor Aufstanden lebten sie zumeist in befestigten Städten und
herrschten von dort aus mit rücksichtsloser Disziplin. Diese Zuckerkolonien
auf den verschiedenen Inseln, einschließlich Jamaika, waren für England
erheblich wichtiger als die Kolonien auf dem Festland.
Französische kolonialistische
Vorstöße
Frankreich war das erste Land Nordeuropas, das ernsthafte Pläne zur dauerhaften
Besiedlung Amerikas machte. 1541 versuchte Cartier mit königlicher Unterstützung
eine Kolonie am St. Lawrence zu gründen, den er zuvor erkundet und den
fruchtbaren Boden bemerkt hatte. Einige hundert Männer und Frauen wanderten
in diese Kolonie, Charlesburg Royale aus, um eine Siedlung anzulegen, die Eingeborenen
zu bekehren und die Suche nach der Nord-West-Passage fortzusetzen. Der Versuch
schlug fehl, da die Bedingungen nicht gut genug waren und die SiedlerInnen kehrten
nach Frankreich zurück.
5.7. Die Entwicklung der englischen Kolonien
Um 1700 bestanden die englischen
Kolonien aus einer Reihe verstreuter Siedlungen, die entlang des atlantischen
Küstenstreifens verteilt waren.
Die Siedlungen waren größtenteils arm und besaßen weder wertvolle
Metalle, noch konnten sie auf eine nennenswerte Arbeitskraft durch die einheimische
Bevölkerung zurückgreifen. Außer auf den in Virginia und Maryland
aufgebauten Plantagen, führten diese Bedingungen zur Entwicklung von rein
europäischen Siedlungen, sowohl auf englischer, wie auch auf französischer
Seite. Die Gesamtbevölkerung betrug nur etwa 400.000 Menschen, und die
einzigen größeren Städte waren Boston, Philadelphia, New York
und Charleston.
Während
des 18. Jahrhunderts zog Amerika eine wachsende Anzahl von Auswanderern aus
England, Irland, Schottland und dem europäischen Festland an, um 1760 war
die europäische Gesamtbevölkerung auf 2,5 Millionen Menschen angestiegen.
Dadurch stieg der Bedarf nach Siedlungsland und die Kolonien begannen sich über
die Appalachen-Gebiete hinweg auszudehnen. Dies führte zu Kriegen, sowohl
mit den indianischen Ureinwohnern, als auch mit den Franzosen.
Als Folge des siebenjährigen Krieges (1756-63) hatte Frankreich die meisten
seiner Kolonien in Kanada verloren. Aufgrund des schlechteren Bodens, den die
Franzosen besetzt hatten, waren ihre Kolonien kleiner und weniger wohlhabend.
Frankreich behielt aber seine südlicheren Kolonien und die Plantagen-Kolonien
in der Karibik.
Die 13 Kolonien
Es gab hier 3 Arten von Kolonien:
(1) Die Plantagen-Kolonien
im Süden Virginias, in Carolina und Georgia, wo auf riesigen Pflanzungen
tropische Gewächse, wie Tabak, angebaut wurden und die auf die Arbeit aus
Afrika importierter Sklaven angewiesen waren;
(2) Die "mittleren" Kolonien in Maryland, Delaware, New York, Pennsylvania
und New Jersey, die relativ wohlhabend waren und Getreide, Holz und andere Waren
produzierten;
(3) Die Kolonien in Neu England in Connecticut, Massachusetts, Rhode Island,
New Hampshire und Maine, die nur sehr wenig herstellten, was in England gebraucht
wurde.
Die Neu England- und die
"mittleren" Kolonien waren reine europäische Siedlungen, in deren
Umkreis die Ureinwohner gezwungen worden waren, sich an den Rand des Siedlungsgebietes
zurück zu ziehen.
Die Kolonien waren durch großen Entfernungen voneinander getrennt und
arbeiteten nicht zusammen.
5.8. Die Forderung nach Unabhängigkeit
Die meisten der Einwanderer aus Deutschland, Frankreich, Irland und Schottland, die während des 18. Jahrhunderts nach Amerika übergesiedelt waren, hatten wenig Grund, der englischen Krone gegenüber loyal zu sein. Viele der in Amerika geborenen Kolonisten fühlten ebenso wenig Loyalität, da ihre Familien England nicht freiwillig, sondern wegen finanzieller oder gesellschaftlicher Schwierigkeiten verlassen hatten. Daher fühlten sich die wenigsten Kolonisten von den Problemen betroffen, mit denen die englische Regierung zu dieser Zeit zu kämpfen hatte. Sie hatten ihre eigenen Probleme und wollten den englischen Einfluss auf ihre Wirtschaft beenden und ohne Einschränkungen handeln dürfen. Dennoch hatten die Kolonisten zunächst nur wenige Gründe, sich von der englischen Krone zu lösen. Der Aufstand wurde erst durch eine Erhöhung der Steuerzahlungen der Kolonien ausgelöst.
Nach dem Ende des Krieges
mit Frankreich im Jahr 1763 waren die Schulden Englands enorm angestiegen. Die
englische Regierung stellte fest, dass die Kosten, die durch die Verteidigung
der eigenen Kolonien gegen die Franzosen und die indianischen Ureinwohner entstanden,
zu hoch waren. Daher wurde ein Verbot erlassen, die Kolonien weiter nasch Westen
auszubreiten. Dadurch hoffte man, Konflikte mit den Indianern zu vermeiden und
die Militärausgaben senken zu können.
Die Kolonisten waren über diesen Schritt sehr verärgert. Umso mehr,
da in England außerdem entschieden wurde, dass die Kolonien einen Teil
der Vereidigungskosten selbst übernehmen sollten.
Zusätzlich wurde versucht, den bestehenden Schmuggel zu unterbinden und
dadurch neue Einfuhrzölle erheben zu können.
Die erste neue Steuer wurde 1765 in Form eines Markenzolls auf rechtsgültige
Urkunden eingeführt. Das dadurch eingezogene Geld sollte für die Kolonialverteidigung
verwendet werden. Die Kolonisten ärgerten sich über die ihrer Meinung
nach unsinnige Einführung der neuen Steuern und Kolonie um Kolonie widersetzte
sich und zwang die Regierung, die Steuern zu streichen.
Um ihre Autorität zu behaupten, führte die Regierung 1767 neue Einfuhrzölle
ein, die die Stimmung bei den Kolonisten nicht verbesserte, und zur Entwicklung
der ersten revolutionären Ideen führte. Obwohl die Regierung später
die meisten Steuern, außer der auf Tee, wieder zurückzog, wuchs der
Groll auf die englischen Verwaltung.
In diesen Kontroversen zwischen 1760 und 1770, als die Kolonisten für ihre
Rechte stritten, entwickelte sich langsam ihr Bewusstsein, keine "Engländer"
zu sein, sondern sich vielmehr mit wachsendem Nationalgefühl als "Amerikaner"
zu fühlen.
Innerhalb der Kolonien verlor die Oberschicht, die gegenüber der Krone
am loyalsten war, Einfluss auf die radikalen Gruppen von Rechtsanwälten,
Handwerkern und Landwirten. Diese Radikalen standen der englischer Politik sehr
kritisch gegenüber, und gewannen mit der Zeit Einfluss auf die Verwaltung
vieler amerikanischer Städte. Als die Ost-Indien-Handelsgesellschaft den
Preis des Tees so weit reduzierte, dass der Schmuggel keinen Gewinn mehr abwarf,
weigerten sich die Kolonisten endgültig. 1773 enterte eine Gruppe als Indianer
verkleideter Männer in Boston einen Teefrachter und warf die geladenen
Teekisten ins Meer.
Die Regierung schloss den Hafen und kündigte die Verfassung der Kolonie
auf.
Dies führte zur Einberufung eines Kongressen der Kolonisten in Philadelphia.
Auf diesem Kongress wurde im Jahr 1774 beschlossen, gegen die Politik Englands
zu protestieren und den bewaffneten Kampf zu planen. Dafür wurde die Aushebung
einer Armee beschlossen und George Washington zum ihrem Kommandanten ernannt.
Am 4. Juli 1776 erklärte der Kongress die Kolonien in Amerika für
unabhängig.
5.9. Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg
Im folgenden Unabhängigkeitskrieg
machten die Engländer immer wieder Fehler, die die Kolonisten in ihrem
Kampf ermutigten, und durch welche die bislang loyalen Gruppen, stetig an Einfluss
verloren. Wenn der Kampf ausschließlich gegen die Kolonisten hätte
geführt werden müssen, hätte England möglicherweise mit
der Zeit durch seine militärische Stärke den Widerstand der Kolonisten
brechen können, aber die Siedler erhielten Unterstützung von Frankreich,
Spanien und Holland. Washingtons Truppe wurde von französischen Einheiten
gestärkt, und die französische Marine war außerdem in der Lage,
die englische Seeblockade zu brechen und die Versorgung der Unabhängigkeitsbewegung
zu sichern.
Alles zusammen ermöglichte Washington 1781 den entscheidenden Sieg in der
Schlacht von Yorktown.
Ein Friedensvertrag wurde 1782 unterzeichnet und 1783 wurde die Unabhängigkeit
der vereinigten Staaten anerkannt. 1803 verkaufte Frankreich seine Kolonie Louisiana
an die U.S.A.
5.10.Die Karibik
Während des späten
18. Jahrhunderts fand eine Anzahl von wichtigen Entwicklungen in Amerika statt:
- Die Niederländer verloren fast alle ihrer Kolonien.
- Als Folge der französischen Revolution von 1789 wurde den französischen
Kolonisten die Gleichstellung mit Frankreich und ihre vollen politischen Rechte
gegeben.
- Haiti, die französische Hälfte von Santo Domingo, war eine wohlhabende
Kolonie und vermied es, die französische Autorität völlig zurückzuweisen,
um weiterhin mit Zucker handeln zu können. Die Verbreitung von revolutionären
Ideen brachte die Mulatten dazu, politische Rechte zu fordern. Im Zusammenhang
damit brachen im Jahre 1793 mehrere Sklavenaufstände aus. Unter der Führung
von Toussaint L'Ouverture erreichten die Sklaven ihre Freiheit und gründeten
eine Republik. Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege 1815 sah sich Frankreich
außerstande, die Kontrolle über die Insel wieder militärisch
zu gewinnen, so dass Haiti de einzige karibische Insel war, die die Unabhängigkeit
erlangte und die einzige Plantagen-Kolonie, auf der Sklaven und Mulatten die
Regierung übernahmen.
- Nach dem die spanischen und portugiesischen Kolonisten zwischen 1820 und 1830
unabhängig geworden waren, blieben als einzige Kolonien unter europäischer
Kontrolle Teile von Kanada und die Inseln der Karibik.
6. Siedlung und Kolonisierung in Asien
6.1. Erkundung und Gewürzhandel: Indien und Ost-Indien
1498 erreichte eine von
Vasco da Gama geführte portugiesische Expedition Calicut in Indien. Das
erste Mal gelang es einem Schiff, um die afrikanische Küste herum zu segeln.
Den Portugiesen wurde von den lokalen Herrschern die Erlaubnis gegeben, mit
Gewürzen zu handeln und für diesen Zweck Lagerhäuser und Fabriken
zu bauen. Der Handel wurde zu dieser Zeit von arabischen Gewürzhändlern
kontrolliert und da die Portugiesen den Indern ausschließlich unattraktive
Waren anbieten konnten, wurde es für sie sehr schwer, mit den Arabern zu
konkurrieren. Als Reaktion beschloss Alboquerque, die Araber anzugreifen, und
dadurch deren Position im Handel zu zerschlagen und selbst die Kontrolle im
Gewürzhandel zu übernehmen. 1510 wurde Goa erobert, eine große
und wohlhabende Stadt auf einer Insel mit einem gut zugänglichen Hafen.
Damit verfügte Portugal über einen Flottenstützpunkt der den
gesamten Bereich von Malabar und die westlichen Küste von Indien kontrollierte.
Andere wichtige Stützpunkte, wie die Stadt Diu wurden ebenfalls erobert.
Nach einiger Zeit verfügte Portugal über eine Reihe kleiner, aber
starker Befestigungen an der Küste.
Dennoch waren die Portugiesen noch lange nicht in einer wirklich vorteilhaften
Position; sie waren nur eine kleine Gruppe von Händlern, die mit vielen
anderen in Konkurrenz stand. Dazu kam, dass die örtlichen muslimischen
Prinzen überaus mächtig waren, da die meisten Gebiete Indiens unter
der Herrschaft der mächtigen Mughal Kaiser standen.
Von der Westküste weiteten
die Portugiesen ihre Interessen zum östlichen Indien aus, und eroberten
in den Jahren 1511 bis 1513 die Region Malacca, was ihnen die Kontrolle über
die gleichnamige Meerenge gab, durch die aller Handel vom Fernen Osten nach
Indien gehen musste. Schließlich erreichten sie die Molukken, die eigentlichen
Gewürzinseln, wo sie einen Vertrag mit dem Sultan von Ternate abschlossen,
der ihnen das Monopol über den Handel mit der Gewürznelke verschaffte
und ihnen überdies den Bau eines befestigten Lagerhauses erlaubte.
Sogar Kanton in China wurde zu dieser Zeit erreicht, aber die Portugiesen waren
nicht besonders willkommen. Erst 1556 wurde ihnen erlaubt, eine Niederlassung
in Macao zu gründen.
6.2. Portugiesische Siedlungen im Fernen Osten
Die Position der Portugiesen
im Osten war sehr unterschiedlich zu ihrer Rolle in Amerika. Sie kamen nicht
als Eroberer und mussten mit dem mächtigen Mughal Imperium und den muslimischen
Prinzen konkurrieren, die ebenfalls in dieser Zeit ihren Einflussbereich ausweiteten.
Die portugiesische Krone versuchte darum, in erster Linie den Seehandel zu fördern
und eine Reihe kleinerer Stützpunkte zu schaffen, die den Seehandel unterstützen
konnten.
Zudem hatten sie so begrenzte Ressourcen, dass es ihnen zwar möglich war,
ihre kleinen Küstenfestungen mit ihrer Seemacht zu verteidigen, sie waren
aber nicht stark genug, die einzelnen mächtigen lokalen Herrscher zu besiegen.
Portugal war deshalb keine wichtige Macht in diesem Gebiet, und sein politischer
und religiöser Einfluss war sehr beschränkt. Eine Anzahl von Forts,
Fabriken und Missionsstationen wurden in Indien und den Inseln östlich
von Indien gebaut, die für den Handel mit Pfeffer, Zimt, Muskatnuss, Kampfer,
Gewürznelken und anderen Gewürzen genutzt wurden. Alle Waren wurden
vor dem Weitertransport nach Lissabon in Goa gelagert.
Außerdem wurden einige kleine Handelstationen für Baumwolle und Stoffe
errichtet.
Desgleichen lokale Gewerbe für Baumwolle und Textilien. Innerhalb der portugiesischen
Stützpunkte wurde mit beschränktem Erfolg missionarische Arbeit geleistet,
man beeinflusste aber nur einen kleinen Teil der Bevölkerung. Weder Muslime
noch Hindus zeigten großes Interesse am Christentum, der Islam war die
vorherrschende Religion, die sich schnell verbreitete.
Indische Zivilisation
Indien besaß bereits ab 2.000 v. C. eine weit entwickelte Zivilisation.
Erfahrene Handwerker bauten Städte, Paläste und Tempel. Kostbare Kleider
aus Musselin, Samt und Baumwolle wurden hergestellt, allgemein war Indien das
wirtschaftlich am weitesten entwickelte Land des 17. Jahrhunderts.
Anmerkung: In Folge der Reisen Magellans versuchten sowohl Spanien, als auch Portugal, die Molukken unter ihre Herrschaft zu bringen. Daraus ergaben sich mehrere kriegerische Zusammenstöße, bis die Spanier ihre Pläne schließlich aufgaben. 1564 eroberten die Spanier von Mexiko aus Cebu und die Philippinen, wo sie Niederlassungen gründeten. Von hier aus wurde der Seidenhandel mit Mexiko aufgebaut.
6.3. Holländische und englische Kolonisierung
Im frühen 17. Jahrhunderten waren sowohl Holland als auch England aufstrebende Seemächte, die sich anschickten in den Gewürzhandel einzusteigen. Beide Nationen gründeten für diesen Zweck Ost-Indien-Handelsgesellschaften, die planten Siedlungen und Handelstützpunkte in diesem Teil der Welt zu errichten.
Zuerst planten die Niederländer
ausschließlich den Handel, verfolgten dann aber eine aggressive Politik,
die ihnen die Kontrolle über die wichtigsten Rohstoffe der Region und damit
eine Monopolstellung sichern sollte.
Sie schufen ein Netzwerk von Festungen und benutzten diese zusammen mit ihrer
starken Marine, um die Portugiesen und die auftauchenden Engländer zu vertreiben
und die Herrschaft über die Seehandelsrouten zu übernehmen.
Dabei wurden die meisten portugiesische Lager und Küstenbefestigungen in
Südindien und Ceylon erobert. Von der verstärkten Festung Batavia
aus griffen die Niederländer Malacca, die portugiesischen Siedlungen auf
den Banda-Inseln und die portugiesische Niederlassung Amboina auf den Gewürzinseln
an und eroberten sie. Die meisten dieser Inseln wurden unter direkte holländischer
Kontrolle gebracht, andere wurden gezwungen, die holländische Herrschaft
anzuerkennen.
Der Sultan von Ternate wurde zum Beispiel 1657 gezwungen, den Anbau von Gewürzen
auf allen seinen Inseln zu verbieten, damit Anbau und Kultivierung von Gewürzen
auf die von Holland besetzten Inseln beschränkt blieb.
1700 kontrollierte Holland alle Häfen Javas und große Teile des Hinterlands.
Die portugiesischen Bereiche waren durch die Eroberungen jetzt auf Goa und einige
andere Forts in Indien, einen Teil der Timor Insel und Macao in China reduziert.
Holländische Kolonialherrschaft
Die holländische Ost-Indien-Handelsgesellschaft behielt nur Batavia und
die wichtigsten Gewürzinseln unter direkter Herrschaft. Über die meisten
Inseln herrschten weiterhin die örtlichen Herren, allerdings wurden sie
gezwungen, sich mit der regelmäßigen Lieferung von Gewürzen
und anderen Pflanzen zu festgesetzten Preisen an die Niederländer einverstanden
zu erklären.
In den Gebieten, die unter direkter Kontrolle der Niederländer standen,
wurden die Eingeborenen gezwungen, auf Plantagen oder beim Bau von Gebäuden
zu arbeiten. Auf den Banda Inseln mussten Sklaven die Arbeit auf den Gewürzplantagen
verrichten, nachdem die einheimische Bevölkerung ausgerottet worden war.
Es gab nur relativ wenig Missionsarbeit und wenig Verständnis für
die Rechte der Eingeborenen. Der Rassismus war vergleichsweise gering und Mischehen
normal
Der englische Handel mit dem westlichen Indien entwickelte sich während des 17.Jahrhunderts. 1639 war eine Fabrik und ein Fort in Madras mit der Genehmigung des örtlichen Herrschers gebaut worden. Der englischen Ost-Indien-Handelsgesellschaft ging es nur darum, friedlich Handel zu treiben, und war sowohl zu klein, als auch zu schwach, um eine aggressive Politik der Eroberung zu betreiben. Die englische Politik begann etwa 1690 sich zu ändern, als die Gesellschaft versuchte, die direkte Kontrolle über das Gebiet um Kalkutta zu bekommen und es dauerhaft zu besetzen. Dieser erste Versuch war noch regional begrenzt, da England als Landstreitmacht zu dieser Zeit noch nicht stark genug war, ein größeres Gebiet zu erobern und es über längere Zeit zu halten.
6.4. Europäische Kolonien im 16. und 17. Jahrhundert
In Asien trafen die Europäer
bei ihren ersten Erkundungen auf mächtige, gut organisierte und bewaffnete
Nationen, so dass sie nicht in der Lage waren, Länder zu erobern und im
großen Maßstab Niederlassungen zu gründen. Große Kolonialgebiete
konnten daher hier nicht gegründet werden. Die Portugiesen und Seefahrer
anderer Nationen hatten zur Unterstützung ihres Handels aus diesem Grund
auch nur einen Verbund von Festungen und Fabriken an den Küsten errichten
können. Nur in einigen wenigen Gebieten in Indien und den Ostindischen
Inseln konnten die Europäer größere Niederlassungen gründen,
die hauptsächlich von Menschen verwaltet und betrieben wurden, die dort
zeitweilig lebten.
Die einzige Ausnahme waren die Philippinen, auf denen die Spanier im weitem
Umkreis die einzige größere Kolonie gründeten: Aber auch diese
war kaum mit den Besitzungen in Amerika zu vergleichen, da nur wenige Spanier
auf den Philippinen lebten und eine nur lockere Herrschaft über die Ureinwohner
ausübten.
Größere Veränderungen gab es erst im späten 18. Jahrhundert.
Als Folge des Zusammenbruchs einiger großer Reiche in Asien, erhielten
die Europäer die Möglichkeit, sich in das Machtvakuum zu drängen
und Länder zu erobern.
6.5. Englische Kolonisierung in Indien
Um 1700 gab es weniger als
1.500 Engländer in ganz Indien und sie waren beschränkt auf Madras,
Kalkutta, Surat und Bombay. Sie waren ausschließlich am Handel interessiert
und lebten weitgehend getrennt von den Einheimischen.
Die Ost-Indien-Handelsgesellschaft versuchte, den Handel auszubauen und hatte
keinerlei Interessen, irgendwelche Gebiete unter ihre Kontrolle zu bringen.
Während des 18. Jahrhunderts änderte sich diese Position vollständig
und eine Gesellschaft, die ausschließlich für Handelsunternehmungen
gegründet worden war, herrschte über ein riesiges Kolonialreich in
Indien.
Dies konnte nur geschehen,
weil das mächtige islamische Mughal-Reich, das sich im 16. Jahrhundert
auf dem Höhepunkt seiner Macht befunden hatte, zusammenbrach.
Die Herrschaft wurde weniger effizient und intolerant; es wurde dazu übergegangen,
Hindu-Tempel zu zerstören und Steuern von Nicht-Muslimen zu erheben, was
zum Ärger unter der Hindu-Bevölkerung führte und einige Prinzen
dazu brachte, gegen das Reich und für die eigene Herrschaft zu rebellieren.
Aurangzeb, der letzte große Mughal-Kaiser war 1688 gestorben und in der
Folge kämpften seine Söhne und Töchter gegeneinander um die Herrschaft
über das Reich.
Die Engländer und Franzosen
hatten bisher nur in den Randgebieten des Reiches an der Küste Handel getrieben,
wurden jetzt aber in die Machtkämpfe zwischen den verschiedenen örtlichen
Herrschern hineingezogen.
Hinzu kam der allgemeine Krieg, den Engländer und Franzosen überall
auf der Welt gegeneinander führten.
In dieser turbulenten Situation kam es zu einer Krise in Bengalen aufgrund französischer
Angriffe und eines Angriffes der britischen Armeen in Kalkutta. Robert Clive
stellte eine Armee auf und erreichte 1757 in der Schlacht von Plessey, zusammen
mit örtlichen Verbündeten, einen vollständigen Sieg für
die englische Seite. Dadurch erhielten die Engländer die Kontrolle über
ganz Bengalen, eine der größten Provinzen Indiens.
Dieser und andere zukünftige Siege gegen starke indische Herrscher waren
weniger eine Folge besserer Waffen, als vielmehr eine Sache größerer
militärischer Disziplin und Planung, die es ausgebildeten indischen Soldaten,
den sogenannten Sepoys, erlaubte, mit relativ kleinen Trupps ganzer gegnerische
Armeen zu schlagen.
Königliche Truppen wurden von den Briten ins Land gebracht. Dadurch war
das britische Militär schließlich stärker und besser organisiert
als jede Armee der Inder. Diese militärische Übermacht ermöglichte
es den Engländern enorme Gewinne zu erzielen. Dabei setzten sie nicht mehr
auf den Handel, der im Laufe der Zeit sehr reduziert worden war, als vielmehr
auf die Besteuerung und Verwaltung Bengalens und anderer Gebiete Indiens.
Weitere Befürchtungen eines französischen Angriffs führten zum
Aufbau eines Netzwerks von Bündnissen mit örtlichen Herrschern und
zur britischen Beteiligung in deren Konflikten und Kriegen.
Warren Hastings wünschte sich mehr Stabilität und begann die Kontrolle
der Briten auszuweiten, eine Politik, die den Bevollmächtigten der Handelsgesellschaft
größere Möglichkeiten gab, Reichtum und Einfluss zu sammeln.
Nach und nach wurde ganz Süd-Indien unter britische Kontrolle gebracht
und nach 1793 waren die Franzosen endgültig vertrieben worden.
Später führten die Feldzüge unter Wellesley 1816-1818 zum Sieg
über die meisten der mächtigen Staaten, die England zuvor, direkt
oder indirekt, die Kontrolle ermöglicht hatten. Der gesamte Kontinent,
bis zum Punjab und nach Sind befand sich nun unter britischer Herrschaft.
Englische Kolonialherrschaft
Die britische Herrschaft in Indien war sehr komplex. Einige Gebiete befanden
sich bis zur Eroberung durch die Briten immer noch im Besitz, der sogenannten
Ost-Indien-Handelsgesellschaft, wie etwa Bengalen, Madras und Bombay. Ihre Angestellten
regierten hier unmittelbar. In anderen Gegenden waren Prinzen auf ihrem Thron
belassen worden. Voraussetzung dafür war die Unterzeichnung von Verträgen,
mit denen sie die britische Vertreter und Truppen anerkannten.
Während des 19. Jahrhunderts wandelte sich die Ost-Indien-Handelsgesellschaft
zu einer Art Ministerium, das an Stelle der englischen Regierung Indien verwaltete.
Die Gesellschaft besaß das Monopol auf das gesamte Opium, dass in Bengalen
wuchs und das mit großen Gewinnen nach China geschmuggelt wurde.
Die Briten ersetzen das Regierungssystem des Mughal-Reiches, aber sie versuchten
kaum, die Bevölkerung zum Christentum zu überzeugen. Muslime und Hindus
wurden gleich behandelt, örtliche Gesetze und Steuern wurden belassen.
Eine sehr kleine Anzahl Engländer herrschte über Millionen von InderInnen,
unterstützt durch eine Armee, die hauptsächlich aus Indern bestand
und die mit lokalen Mitteln finanziert wurde. Die InderInnen leisteten zunächst
keinen Widerstand, auch wenn sie jetzt höhere Steuern als jemals zuvor
bezahlen mussten.
Die Haltung der Briten den InderInnen gegenüber änderte sich im Laufe der Zeit jedoch dramatisch. Während sich im 18. Jahrhundert InderInnen und EngländerInnen häufig noch mischten und die Briten die indischen Sprachen erlernten und teilweise die indische Kultur übernahmen, war das Bild im 19. Jahrhundert ein ganz andres. Inder wurden von Verwaltungsposten und öffentlicher Unterhaltung ausgeschlossen. Gleichzeitig entwickelte sich eine gesellschaftliche Arroganz gegenüber der indischen Bevölkerung. Es bestanden Vorurteile und gleichermaßen wurden kaum Versuche unternommen, die indische Kultur zu verstehen. Von britischer Seite wurde verstärkt auf die Christianisierung der InderInnen gedrängt. Der erste indische Aufstand gegen die britische Herrschaft entstand erst 1857 und es ist erstaunlich, dass dies nicht schon viel früher geschah.
Indien war der erste europäische Stützpunkt, der keine wirkliche Kolonie im eigentlichen Sinne war. Es war weder eine Siedlungskolonie, noch eine Handels- oder Plantagenkolonie. Indien war eine Kolonie, die durch Eroberung und ohne vorherige Planung entstand, beinahe durch Zufall. Nachdem England einmal die Kontrolle erhalten hatten, folgten weitere Eroberungen, um sowohl die Sicherheit der Kolonie auf dem Subkontinent, als auch in anderen Regionen zu sichern. Die Ausdehnung der Grenzen fand im Norden und Nordwesten, aber auch nach Südostasien und in den mittleren Osten statt.
6.6. Holländische Kolonisierung Ceylons und Javas
Die zweite wichtige Ausbreitung
der europäischen Mächte in Asien wurde von den Niederländer während
dieser Zeit vorangetrieben.
Konflikte mit dem Radscha von Kandy auf Ceylon führten zum Krieg und im
Jahr 1765 besaßen die Niederländer die Kontrolle über die gesamte
Insel. Sie verstärkten ihre Position auf Java und kontrollierten nach und
nach alle Küstengebiete, in denen sie über die örtlichen Herrscher
regierten. Sie verlangten Tribut von den Herrschern und zwangen die Einheimischen
zur unbezahlten Arbeit.
Der Rest Indonesiens wurde kontinuierlich der holländischen Herrschaft
einverleibt, auch hier in erster Linie durch Verträge mit örtlichen
Herrschern.
6.7. Expansion im 19. Jahrhundert
Eine neue Phase in der Entwicklung
der europäischen Kolonien fand im 19. Jahrhundert statt.
Im Pazifik und in Asien war durch das Engagement von Handelsgesellschaften,
Handels- und Marinestützpunkten und Verträgen mit örtlichen Herrschern
ein Netzwerk vielfältiger Verbindungen entstanden. Hinzu kam, dass die
Kolonialmächte mittlerweile auch in dieser Region über die größere
militärische Stärke auf dem Land und zur See.
Daher konnten auch relativ kleine europäische Nationen nun die Länder
besiegen, die einmal große regionale Mächte gewesen waren.
Die sich aus diesen Konstellationen ergebenden Feldzüge und Eroberungen
waren weniger bewusst von den Regierungen in Europa geplant worden, sondern
ergaben sich oft aus einem Wechsel im Machtverhältnis der Kräfte,
die die Kontrolle über die bereits vorhandenen Kolonien ausübten.
Russland breitete sich nach Zentralasien, bis zu den Grenzen von Afghanistan aus, und auch im fernen Osten wurden sibirische Gebiete der Amur-Provinz von China erobert. Keiner dieser Feldzüge war von der zaristischen Regierung geplant worden, sondern Vorstöße russischer Verwalter.
Russische Kolonien in Asien
Russland erkundete den nordpazifischen Raum auf dem Land und zur See seit dem
18. Jahrhundert. 1849 waren der nördliche Amur und die Küste von Sachalin
erforscht und kleine russische Siedlungen wurden gegründet. Russland eroberte
von China ein riesiges Gebiet an der pazifischen Küste und gründete
als Stützpunkt den Hafen von Wladiwostok.
Im späten 19. Jahrhundert forderte die Regierung im großen Maßstab
die Emigration von Siedlern in diese Gebiete. Die Einheimischen waren zu wenige
und nicht stark genug, um Widerstand zu leisten.. Der Süden Sibiriens besaß
Land, das sehr gut für die Landwirtschaft geeignet war und wohlhabende
bäuerliche Gemeinden entwickelten sich innerhalb von kurzer Zeit.
England führte in gleicher Weise eine ungeplante Expansion durch, durch die Indien um mehrere Länder an der Nordwest-Grenze vergrößert wurde. Die Briten befürchteten weitere russische Bewegungen in diesem Teil des Kontinents und versuchten durch eigene Eroberungen den Vormarsch der Russen aufzuhalten. Probleme an anderen Grenzen führten zur Okkupation von Burma und Malaya. Getrennt davon wurde 1839-1842 gegen China Krieg geführt, um die Einfuhr von Opium nach China zu erzwingen. Den Briten wurde nach ihrem Sieg die Insel Hongkong als Wirtschaftshafen übergeben.
Holland hatte Teile Javas, die Banda-Inseln, Amboina und eine weitere Reihe Forts und Handelseinrichtungen kontrolliert. Um ihre Herrschaft festigen zu können, um Zinn und Kaffee produzieren zu können, um den Rebellionen lokaler Herrscher entgegen treten zu können und die Piraterie zu beenden, eroberten die Niederländer ganz Java, Celebes, Teile von Neu Guinea, Sumatra und die meisten der kleineren Inseln in der Region.
Die einzigen Besitzungen
Frankreichs hatten zu dieser Zeit in kleinen Handelsstationen in Indien bestanden.
Die französische Ausdehnung ergab sich aus der Verfolgung französischer
Missionare durch die Herrscher von Annam. Der Versuch die in Südostasien
tätigen Missionare zu schützen führte zu militärischen Interventionen
und schließlich zur Besetzung Annams im Jahr 1860. Der Friedensvertrag
sicherte den Franzosen drei Provinzen von Cochin, in denen zum Beispiel auch
Saigon lag, und die Duldung französischer Missionare.
Der Druck, weitere Provinzen zu erobern, ging zunächst einmal von Missionaren
aus, aber auch von Händlern, die ihren Handel ausweiten wollten. Auch wenn
die Regierung in Paris sich zuerst sträubte, besaßen die Franzosen
1880 doch den Rest von Annam, Kambodscha, Cochin-China, Laos und Siam.
Die französische Kolonie
in Kambodscha
Nach Jahren des inoffiziellen Kontakts durch Missionare und Forscher, erklärte
Frankreich das Protektorat über Kambodscha. Die Franzosen hielten Kambodscha
für ein zurückgebliebenes Land, dessen BewohnerInnen fügsam und
rückständig waren und der Segnungen der französischen Zivilisation
bedurften. Aber wie alle anderen Kolonialmächte auch, opferte Frankreich
die Entwicklung des Landes seinen eigenen Interessen. Die Landreform von 1884
zum Beispiel machte zum ersten mal privaten Landbesitz möglich.
Dies erlaubte französischen Gesellschaften, große Anbauflächen
der KambodschanerInnen in profitable Gummi-Plantagen umzuwandeln.
Das durch Steuern eingenommene Geld wurde für den komfortablen Lebensstil
der Kolonialverwaltung verwendet, Investitionen in die Bildung der Bevölkerung
wurden nicht getätigt.
Der Widerstand gegen die französische Herrschaft wuchs kontinuierlich unter
den KambodschanerInnen und ausgedehnte Aufstände fanden 1885 und 1916 statt.
Im Pazifik hatte sich Australien
eher unbeabsichtigt von einer kleinen Niederlassung zu einer britischen Kolonie
entwickelt. Nach dem Verlust der Kolonien auf dem nordamerikanischen Kontinent
durch den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, wurde in der Gegend des
heutigen Sydney eine erste englische Strafkolonie gegründet.
Ohne Planung durch die englische Regierung dehnte sich das Siedlungsgebiet langsam
aber stetig aus, da für die immer größeren Zahlen englischer
Sträflinge Raum gebracht wurde. Schließlich bestand die Kolonie Australien
aus riesigen Farmen in den landwirtschaftlich nutzbaren Regionen des Kontinents.
Von Australien aus vergrößerte England seine Gebiete durch Handel
und Missionierung bis nach Neuseeland, das 1840 eingenommen wurde. Wie Australien
wurde Neuseeland eine reine Siedlungskolonie, ebenso die Fidschi-Inseln, die
kurze Zeit später erobert wurden.
6.8. Die "Endphase" der Kolonisierung
Die Endphase der Kolonisierung
fand gleichzeitig in Afrika und im Pazifik statt. Sie war eine Folge der deutschen
Entscheidung 1884-1885, eigene Kolonien zu erobern und der sich daraus ergebenden
Teilung beider Regionen. 1890 waren die meisten Länder der beiden Gebiete
zwischen den großen Kolonialmächten aufgeteilt worden.
Im Pazifik begann der Prozess mit der Erklärung Deutschlands, die Nordküste
Neu Guineas und Samoas als Protektorat zu übernehmen. Später wurde
diese Erklärung auch auf Neu Britannien ausgedehnt.
Der Eintritt Deutschlands in den Kreis der Kolonialmächte trieb die anderen
Nationen dazu, sich nach weiteren Territorien umzusehen, um die deutschen Möglichkeiten
zu beschränken. England besetzte den Südosten Neu Guineas und Frankreich
die Inseln vor dem Wind. In Südostasien besetzte Frankreich außerdem
Tongking und England den oberen Teil von Burma.
Das Ende der kolonialen Besetzungen im Pazifik war eine Folge des Krieges zwischen
den Vereinigten Staaten und Spanien. Die Situation auf Cuba war Auslöser
dieses Krieges. Die Vereinigten Staaten besetzten Manila und wurden dadurch
zur imperialen Macht, die selbst Kolonien kontrollierte. Ebenfalls annektiert
wurden Puerto Rico in der Karibik, sowie die Philippinen und Guam im Pazifik.
Danach wurde auch Hawaii besetzt, das schon länger zum amerikanischen Einflussgebiet
gehörte.
Deutschland wurde gestattet, die übrigen spanischen Gebiete zu kaufen,
die Karolinen, Mariannen und die Palau Inseln. Samoa wurde aufgeteilt in ein
deutsches und ein amerikanisches Protektorat. England besetzte Tonga.
Die französische Kolonie
in Vietnam
Ab 1860 begann Frankreich Indochina zu besetzen und stieß auf heftigen
Widerstand der Bevölkerung, so dass es beinahe 30 Jahre dauerte, die Herrschaft
zu sichern. Vietnam wurde in drei Provinzen aufgeteilt: Tonkin im Norden, Annam
in der Mitte, und Cochin-China im Süden. Um chinesische kulturelle Einflüsse
zu unterbinden, führten die Franzosen die Sprache Quoc Ngu ein, eine romanisierte
Form des Vietnamesischen. Der französischen Herrschaft wurde ständiger
Widerstand entgegengesetzt und 1920 gründeten sich die ersten nationalistischen
Bewegungen. Eine kommunistische Partei wurde gegründet, geführt von
Ho Chi Minh, die an der Beendigung des Kolonialismus arbeitete. 1945, nach der
Niederlage Japans, leitete Ho Chi Minh einen allgemeinen Aufstand und die revolutionären
Streitkräfte übernahmen die Kontrolle über das ganze Land.
China überlebte diese Phase der kolonialen Ausbreitung in dieser Zeit trotz der Schwäche der kaiserlichen Regierung. 1900 waren England, Russland, Frankreich, Japan, Deutschland, Italien, und Amerika einmarschiert und hatten das Recht erzwungen, Handel zu treiben und in internationalen Niederlassungen zu leben. Aber es gab keine territoriale Aufteilung, da die chinesische Regierung immer noch existierte, und unter anderem der "Boxer-Aufstand" zeigte die Stärke der patriotischen chinesischen Gefühle. Trotz aller Rivalität kamen die Kolonialmächte daher überein, dass es das beste sei, eine Politik der "offenen Türen" in China beizubehalten.
7. Kolonisierung in Afrika
7.1. Erste Kontakte
Die Portugiesen hatten den
größten Teil der afrikanischen Küste ab der Mitte des 15. Jahrhunderts
erkundet, einige Festungen und Handelsniederlassungen gegründet und ein
Netz von Handelswegen zwischen verschiedenen Gebieten aufgebaut.
Ihr Wissen und ihre Beziehungen wurden größer, als Seeleute das Südkap
Afrikas umrundeten und die Ostküste des Kontinents auf dem Weg nach Indien
erforschten.
Portugal konnte seine Macht entlang der Flüsse Kongo und Sambesi an der
Westküste, in Angola und Mosambique und an der Ostküste ohne große
Schwierigkeiten sichern. In diesen Ländern und in Guinea wurden einige
Küstenstützpunkte errichtet.
Die Portugiesen hätten,
da sie über überlegene Waffen verfügten, ein Kolonialreich in
Afrika errichten können. Sowohl das ungewohnte afrikanische Klima, als
auch die feindlichen Ureinwohner hielten sie jedoch davon ab. Da die zu dieser
Zeit für die Europäer interessanten Handelsmöglichkeiten mit
Goldstaub, Sklaven oder Elfenbein von Küstenstützpunkten und durch
afrikanische und arabische Händler verfolgt werden konnten, lohnte sich
ein größeres Engagement nicht.
Daher war Afrika für die Europäer, was Eroberungen betraf, lange Zeit
nicht besonders attraktiv.
Die Niederlassungen, die abseits von Mocambique gegründet wurden, waren
kleine Küstenorte, in denen nur wenige Europäer lebten.
Die Niederländer gründeten im Jahr 1652 eine Kolonie am Kap der guten
Hoffnung. Diese wuchs wegen der bedeutenden Handelsverbindungen zwischen Europa
und Asien. Die Niederländer entschieden sich für einen Stützpunkt
an dieser Stelle, um Schiffe ausbessern und versorgen zu können. An einen
Handelsstützpunkt war dabei noch nicht gedacht worden.
Vorräte und Pachtbesitz wurden aber günstig angeboten, um Siedler
anzulocken, die sich auf eigenem Land niederlassen wollten. Die europäischen
Siedlerzahlen waren relativ klein, aber es war die einzige wirkliche Siedlungskolonie
in dieser Zeit.
Es gab nur wenige andere kolonialistische Anstrengungen in dieser Zeit; England
hatte Festungen für den Sklavenhandel an der Westküste gebaut, und
Gambia entwickelte sich langsam zur Kolonie. Sierra Leone wurde 1787 von einer
Gruppe Humanisten gegründet, um als Zuflucht für freigelassene englische
und amerikanische Sklaven zu dienen, aber für europäische Siedler
war das Land nicht geeignet.
7.2. Kolonisierung während des 19. Jahrhunderts
Während des 19. Jahrhunderts
weiteten aber einige europäische Staaten ihre kolonialen Anstrengungen
in verschiedenen Gebieten Afrikas aus.
Da einerseits Siedler und Händler Druck auf die Regierungen ausübten,
neue Siedlungsgebiete und Handelsmöglichkeiten zu sichern, und andererseits
durch die Industrialisierung in Europa den Kolonialmächten ausreichend
schlagkräftiges Militär zur Verfügung stand, wurden mehrfach
Gebiete erobert, die die betreffende Nation eigentlich weder wollte, noch gebrauchen
konnte.
Die Expansion nahm ihren
Beginn an der afrikanischen Mittelmeerküste, begünstigt durch die
Schwäche der dort regierenden Sultane.
1830 sandte Frankreich seine Marine nach Algerien, da Charles X. einen Erfolg
für seine ansonsten unpopuläre Politik brauchte, und angeblich so
die Piraterie in der Gegend gestoppt werden konnte. Im Verlauf der Aktion wurden
Algier und ein Teil der Küste besetzt. Frankreich hatte eigentlich kein
Interesse, weiter vorzudringen, aber 1834 begann eine islamische Rebellion als
Zeichen des Protests gegen die Franzosen. Gezwungen, zwischen dem Rückzug
und der Sicherung der Herrschaft zu entscheiden, entschloss sich Frankreich
für die zweite Möglichkeit. 1880 war ganz Algerien besetzt und wurde
französische Kolonie, auch wenn es niemals einen strategischen oder wirtschaftlichen
Grund dafür gegeben hatte.
Eine große Zahl französischer Siedler ließ sich in den Küstenstädten
nieder.
Bedroht von der Möglichkeit der italienischen Okkupation Tunesiens, schickte
Frankreich seine Armeen über die Grenze. Das Ziel war, Tunesien zum Protektorat
zu erklären, und sich dann wieder zurück zu ziehen.
Auch hier brach eine islamische Revolte gegen die Franzosen aus, die daraufhin
entschieden, das Land zu erobern, und es ebenfalls zur Kolonie zu machen.
In Ägypten wurde der
Bau des Suez-Kanals mit europäischen Geldern finanziert. dies führte
zu einer hohen Verschuldung des Landes bei den Briten und den Franzosen. 1879
regierten deren Agenten praktisch ganz Ägypten.
Ein nationalistisches Aufbegehren gegen die Einmischung der Europäer ging
durch das Land und 1882 sandte England Truppen nach Ägypten um seinen Seeweg
nach Indien zu schützen.
Das Militär überwältigte die nationalistische Bewegung, und die
Briten übernahmen die Kontrolle über das Land um weitere Unruhen direkt
im Keim ersticken zu können.
Die französische Kolonie
in Algerien
1840 sandte Frankreich 115.000 Soldaten nach Algerien, um eine Kolonie in Afrika
zu errichten, die direkt gegenüber der eigenen Küste lag. Die Franzosen
erlangten nach und nach die Kontrolle über große Gebiete des Landes,
wurden aber mit vielen Rebellionen konfrontiert. Besonders im Süden blieben
die nomadischen Berber weitgehend unabhängig und kämpften bis ins
20. Jahrhundert beständig gegen die Franzosen.
1873 wurde Land für französische Siedler beschlagnahmt, die in der
Kolonie leben wollten. 1900 siedelten bereits 500.00 Franzosen in der Kolonie
und über eine Million um 1950. Die französischen "Pieds Noir"
hatten das Monopol auf alles fruchtbare Land und die Wirtschaft Algeriens brachte
ausschließlich Frankreich Vorteile.
Als Folge wuchs der Widerstand ab 1920 in der algerischen Bevölkerung ständig
weiter und 1945 kam es zu einer umfassenden Rebellion, in deren Verlauf 45.000
Algerier getötet wurden. 1950 wurde die Algerirische Befreiungsfront gegründet,
um für die Unabhängigkeit zu kämpfen.
7.3. Der Wettlauf nach Afrika
Die Schwierigkeiten, auf
den afrikanischen Flüssen zu navigieren, zusammen mit der Gefahr von tropischen
Krankheiten, verhinderten lange Zeit Expeditionen in das Innere des Kontinents.
Mit den wissenschaftlichen Fortschritten des 18. Jahrhunderts stieg die Neugier
auf Afrika und eine Reihe von Forschern wie Mungo Park und David Livingston
reisten durch das Innere des Kontinents und brachten ihre Entdeckungen mit nach
Hause.
Missionsgesellschaften sandten Missionare aus, um das Christentum nach Afrika
zu bringen und die Sklaverei zu beenden. Händler folgten den Forschern
und Missionaren.
Um 1870 wurde von den Europäern erkannt, dass Afrika eine nahezu unerschöpfliche
Quelle seltener Rohstoffe war und außerdem ein guter Markt für europäische
Waren. Einige Handelsgesellschaften setzten sich in Bewegung, um in den Küstengebieten
Handel zu treiben, vor 1875 jedoch gab es kaum Ausdehnungen ins Innere Afrikas.
Abgesehen von Südafrika blieb der Kontinent von den Europäer unberührt.
Südafrika, wo das Klima eher dem europäischen entsprach, war 1815
bereits britische Kolonie geworden. Die holländischen Siedler am Kap lehnten
die englische Herrschaft ab und einige von ihnen wanderten nach Norden und Osten
um in Natal, Transvaal und am Oranje-Fluß neue Siedlungen zu gründen.
In vielen europäischen
Ländern dachten imperialistische Menschen, dass sie die "Segnungen
der Zivilisation" auch über Afrika verbreiten müssten. Leute
wie Cecil Rhodes und Carl Peters drängten ihre Regierungen, dort Kolonien
zu gründen. Aber bis 1880 waren die europäischen Staaten eher am Handel
und an der Förderung der Missionsarbeit interessiert, nicht am Besitz afrikanischer
Kolonien.
Eine Ausnahme war der belgische König Leopold II., der davon ausging, dass
die Ausbeutung afrikanischer Rohstoffe profitabel sein könnte und entschied,
in Afrika eine Kolonie zu gründen. Um keinen Verdacht zu erregen, rief
er in aller Stille 1876 eine internationale Konferenz von Afrika-Fachleuten
ein und gründete seine eigene Afrikagesellschaft. 1878 ging sie daran mit
Hilfe des Abenteurers Stanley, passende Regionen zu erforschen und Handel zu
treiben.
Danach begann eine neue
Phase der Kolonisierung, bekannt als "Der Wettlauf nach Afrika", in
der beinahe alle verbliebenen Gebiete Afrikas unter den europäischen Mächten
aufgeteilt wurden. 1914 war nur noch das Hochland von Äthiopien und Liberia,
das unter nordamerikanischem Schutz stand, ohne europäische Herrschaft.
Dieser "Wettlauf" war Ausdruck der neuen wirtschaftlichen und politischen
Situation in Europa. Im zuge der rapiden Entwicklung der Industrie und der sich
daraus ergebenden Konkurrenz zwischen Herstellungsbetrieben, wurden neue Zölle
erhoben, um Produkte aus anderen Ländern als dem eigenen teurer zu machen
und so den Wettbewerb mit den europäischen Konkurrenten aus dem eigenen
Land zu verbannen. Dies wiederum führte dazu, dass die Industrie nach Märkten
außerhalb Europas suchte, auf denen die hergestellten Waren gewinnbringend
verkauft werden konnten.
Hier boten sich Kolonien an und aus diesem Grund forderten Industrielle neue
Kolonien, in die sie einerseits ihre Waren verkaufen, andererseits Rohstoffe
ausbeuten konnten.
Die deutsche Entscheidung, deutsche Kolonien zu erobern, um wirtschaftlich konkurrieren
zu können, beschleunigte diesen Prozess.
Kanzler Bismarck war im
Grunde nicht daran interessiert, Kolonien zu erobern. Um sich innerhalb Deutschlands
die Unterstützung der Wirtschaft zu sichern und aus Gründen der internationalen
Diplomatie entschloss er sich aber doch dazu.
Er erklärte Südwest-Afrika, Togo, Kamerun und dann Sansibar zum deutschen
Protektorat, was bedeutete, dass Deutschland diese Gebiete beanspruchte, ohne
sie direkt zu besetzen.
Diese Entscheidung bewog die anderen europäischen Mächte, ihre Ansprüche
ebenfalls geltend zu machen, da sie befürchteten, große Gebiete an
ihre Konkurrenten zu verlieren.
Der "Wettlauf nach Afrika" begann. Die Regeln dafür wurden auf
einer Konferenz in Berlin 1884 festgelegt und in den folgenden fünf Jahren
steckten die Kolonialmächte ihre Ansprüche auf dem gesamten afrikanischen
Kontinent ab.
Der "Wettlauf nach
Afrika"
Deutschland beanspruchte: Südwest-Afrika, Togo, Kamerun und Sansibar
England beanspruchte: weite Teile Nigerias und der Goldküste, Uganda (um
die Seeroute nach Indien zu schützen), einen Teil Sansibars, Betschuanaland
und Gebiete Zentralafrikas
Frankreich beanspruchte: große Gebiete des Sudans und Senegal
Italien beanspruchte: Abessinien als Basis für weitere Expansionen
Nach dem "Wettlauf
nach Afrika" in den späten 80er Jahren des 19. Jahrhunderts ging die
Aufteilung Afrikas bis 1914 weiter. Die beteiligten Staaten begannen, die beanspruchten
Gebiete zu besetzen, legten den Einheimischen ihre Gesetze auf und setzten das
Militär ein, wo immer sie es für erforderlich hielten.
Immer mehr Gebiete in Afrika wurden unter europäische Kontrolle gebracht
und dies führte zu mehreren Zusammenstößen zwischen Frankreich
und England.
Frankreich nahm sich das größte Gebiet von Französisch Westafrika
bis zum Sudan, während die Briten das Hinterland der Goldküste erhielten.
In den Burenkriegen von 1899-1902 besetzte England außerdem die burischen
Republiken von Transvaal und den Oranje-Freistaat und annektierte sie.
In der letzten Phase dieses Prozesses besetzte Frankreich Marokko, das wertvollste,
noch nicht beanspruchte Gebiet in Afrika, Italien besetzte Tripolis und Spanien
Rio de Oro.
Die meisten der in dieser Phase besetzten Territorien waren einfach militärisch gehaltene Kolonien und es gab keinen wirklichen Grund für die Kolonialmächte, sie zu halten. Einige stellten sich im Nachhinein als wertvolle Rohstoffgebiete heraus, wie zum Beispiel der Kongo nachdem man große Kupfervorkommen entdeckte. Viele der afrikanischen Kolonien wurden allerdings nur deshalb besetzt gehalten, weil sie sonst möglicherweise der europäische Konkurrent erobert hätte.
Die portugiesische Herrschaft
in Mozambique
Bis zum 19. Jahrhundert war die portugiesische Herrschaft in Mozambique beschränkt
auf einige Küstensiedlungen und Teile des ertragreichen Sambesi-Tals. Viele
der portugiesischen Siedler (prazeiros), waren mit den Einheimischen verheiratet
und besaßen ihre eigenen Sklavenarmeen. Handel wurde hauptsächlich
von indischen Händlern betrieben. Erst im späten 19. Jahrhundert,
während des "Wettlaufs nach Afrika", versuchte Portugal sein
Einflussgebiet über Mozambique hinaus auszudehnen. Die endgültigen
Grenzen wurden 1891 allgemein anerkannt.
Portugals Bestrebungen das Land zu beherrschen, traf auf erbitterten Widerstand
bei den Einheimischen. Im Süden trafen sie auf das starke Königreich
Gaza, aber der Kaiser Gungunhana wurde von den stärkeren Portugiesen 1895
besiegt. Weitere Gebiete wurden in den folgenden Jahren erobert.
Privaten Gesellschaften wurde gestattet, die Kolonie zu verwalten. Von 1891
bis 1914 lag die Herrschaft bei der Mozambique-Gesellschaft, die mit englischem
und französischem Geld finanziert wurde. Sie hatte die Vollmacht, Steuern
zu erheben, sowie Abbau- und Landrechte zu vergeben. Zusätzlich zu den
Steuerzahlungen wurden die Einheimischen gezwungen, in den Plantagen, beim Straßenbau
oder bei anderen Projekten zu arbeiten. Hingegen gab es kaum Hilfs- oder Wohlfahrtseinrichtungen
der Regierung für die Einheimischen.
8. DAS ENDE DER KOLONISIERUNG
8.1. Die Endphase der Kolonisierung
Die Niederlage Deutschlands und der Türkei im ersten Weltkrieg führte zum Verlust ihrer Kolonien. In den Friedensverträgen wurden diese Gebiete den Siegermächten übergeben, sie wurden aber als Verwaltungsgebiete unter Aufsicht der neuen Staatenliga behandelt. Einige, sogenannte "A-Länder", wurden auf die Unabhängigkeit vorbereitet, und andere wurden bis auf weiteres wie andere Kolonien auch verwaltet.
Die
Behandlung der deutschen und türkischen Kolonien 1919-1923
Deutschland: Togo und Kamerun wurden England und Frankreich gegeben, Südwestafrika
der Union Südafrika, Tanganjika ging an England, Ruanda und Burundi and
Belgien, die pazifischen Kolonien an Japan, Neuseeland, Australien und England.
Türkei: Syrien und der Libanon wurden Frankreich gegeben, Palästina
und das Transjordanland an England.
Nach
1919 trachteten die Kolonialmächte nicht länger danach, ihre Territorien
auszudehnen, da sie kaum noch über die Rohstoffe verfügten, entsprechende
Anstrengungen zu unternehmen. Außerdem wurde das gesamte Konzept eines
Kolonialreiches mittlerweile ziemlich kritisch gesehen.
Aber auch wenn die Kolonialmächte keine weiteren Kolonien zu erobern versuchten,
begannen sie dennoch nicht, den bereits besetzten Kolonien zu verassen.
Zwei Ausnahmen gab es in den 30er Jahren, als Italien 1935-1936 Abessinien angriff
und als Japan 1931 die Mandschurei und von dort aus 1937 China angriff.
8.2. Die Forderung nach Unabhängigkeit
Vor dem zweiten Weltkrieg gab es in mehreren Kolonien immer lautere Stimmen, die entweder die Selbstbestimmung oder die volle Unabhängigkeit forderten.
Im französischen Imperium
wuchs die Opposition gegen Frankreich in Indochina und Forderungen nach Unabhängigkeit
wuchsen mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts.
Im holländischen Imperium gründete sich 1908 eine nationalistische
Bewegung, die in den 20er Jahren eine politische Veränderung verlangte.
In Indien war eine nationalistische
Bewegung entstanden und der Indische Nationalkongress wurde gegründet,
um mit den britischen Autoritäten für Indien zu sprechen. Nach 1919
erwarteten die Inder eine Gegenleistung für die Entsendung von Soldaten
im ersten Weltkrieg, aber politische Reformen wurden nicht eingeführt.
In vielen Gebieten entstand daraufhin eine Protestbewegung und eine neue Generation
nationalistischer Führer entstand, angeführt von Gandhi und Nehru,
die sich mit Aktionen des zivilen Ungehorsams gegen die Briten auflehnten.
England reagierte mit dem Einverständnis in eine begrenzte Selbstverwaltung
Indiens bis 1935, aber bis 1939 hatte sich im Grunde nicht viel verändert.
Als der Krieg ausbrach waren die Inder verärgert, dass England für
sie den Krieg erklärte und der Nationalkongress sah zu diesem Zeitpunkt
die Gelegenheit, die Unabhängigkeit zu fordern. England versuchte die Lösung
dieses Konflikts auf die Zeit nach dem Krieg zu verschieben. Zeitgleich wuchs
auch in Ceylon die Forderungen nach Unabhängigkeit.
1919 übergab Ho Chi Minh der Pariser Friedenskonferenz eine Petition, in der die vietnamesische Unabhängigkeit gefordert wurde. Eine revolutionäre Gruppe wurde gegründet und in den 30er Jahren entstanden Rebellionen in verschiedenen Gebieten des Landes.
In den 30er Jahren hatten
einige junge Afrikaner die Möglichkeit in Nordamerika und Europa an der
Universität zu studieren. Sie wurden häufig zu Unterstützern
der Unabhängigkeitsbewegungen ihrer Länder. Kwame Nkrumah und Yomo
Kenyatta, zum Beispiel, wurden zu Führern der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegungen
in Ghana und Kenia.
Innerhalb des englischen Imperiums wurden 1931 die Länder Kanada, Australien,
Neuseeland und Südafrika als gleichberechtigt und autonom akzeptiert und
regelten ihre internen Angelegenheiten selbst.
1945 traf in Manchester eine Pan-Afrikanische Konferenz zusammen, deren mehr als 200 Delegierte bereit waren, gegen die Kolonialmächte für die Freiheit zu kämpfen.
8.3. Die Auswirkung des zweiten Weltkriegs und neue Einstellungen
Während des zweiten
Weltkrieges waren die großen Kolonialmächte, England, Frankreich,
Belgien und die Niederlande von ihren überseeischen Gebieten größtenteils
abgeschnitten. Die Gründe hierfür waren ihre schwache Position durch
die Besatzung durch die Deutschen in Europa, der globale Umfang militärischer
Operationen und die japanischen Besetzung großer Teile Asiens.
Das Ansehen der Kolonialmächte in den Kolonien wurde zudem durch militärische
Verluste und Niederlagen erschüttert. In einigen Ländern wurden die
Japaner als Befreier von den Kolonialmächten willkommen geheißen.
In Indien konnte der Nationalkongress eine feste Zusage auf die Unabhängigkeit nach dem Krieg erhalten und England versprach auch Ceylon und Burma die Unabhängigkeit.
In Zentral- und Nordafrika
förderten die Niederlagen der Alliierten und die Besetzung amerikanischer
und britischer Gebiete den Widerstand gegen den Kolonialismus.
Der Krieg veränderte aber auch die Einstellung der europäischen Mächte
zu ihren Kolonien und schwächte ihr Interesse, sie zu behalten. Viele der
Opfer der Kolonisierung kämpften auf Seiten der Alliierten und es war nicht
einsehbar, warum sie gezwungen werden sollten, die koloniale Herrschaft weiterhin
anzuerkennen.
In den Ländern wuchs das Interesse immer mehr, sich selbst zu regieren.
Aus diesen Überlegungen, sowohl auf Seiten der Kolonialmächte, als
auch in den Kolonien entstand die Idee der Atlantik Charta und schließlich
der Charta der Vereinten Nationen.
Als Japan 1945 besiegt worden war und die Armeen der Kolonialmächte ihre Kolonien wieder besetzen wollten, stießen Frankreich und Holland daher auf erheblichen Widerstand. Sie mussten feststellen, dass es unmöglich sein würde, die alte Kolonialherrschaft in vollem Umfang wieder herzustellen. Die Forderung nach vollständiger Unabhängigkeit in Südostasien war immer stärker geworden.
8.4. Der Beginn der De-Kolonisierung
1939 und auch nach dem Ende
des zweiten Weltkrieges waren die Kolonialmächte überaus mächtig.
Aber etwa 20 Jahre nach Kriegsende gab es die großen Kolonialreiche nicht
mehr und die meisten der ehemaligen Kolonien waren zu unabhängigen Nationen
geworden.
Verschiedene Ursachen beschleunigten diesen Prozess:
- Nach 1945 stand die Volksmeinung in Europa dem Kolonialbesitz auf anderen
Kontinenten eher ablehnend gegenüber. Auch in Europa mehrten sich die Forderungen,
den Kolonien die Freiheit und die Selbstbestimmung zu geben.
- Großbritannien hatte bereits in die volle Unanhängigkeit für
Indien, Ceylon (Sri Lanka) und Birma eingewilligt, und so war es nicht mehr
möglich, entsprechende Forderungen aus anderen Kolonien zu ignorieren.
- Die indische Unabhängigkeit 1947 wurde zu einem Beispiel für die
Unabhängigkeitsbewegungen anderer Kolonien und bestätigte sie in ihren
Forderungen.
- Von der Bevölkerung unterstützte nationalistische Bewegungen begannen
in vielen Ländern für die Freiheit ihrer Länder zu kämpfen.
Viele dieser Bewegungen wurden von Männern angeführt, die in Europa
ausgebildet worden waren. Sie vertraten Vorschläge und Konzepte für
die Zukunft der Kolonien, die für die Kolonialmächte akzeptabel waren.
- Es wurde immer deutlicher, dass die Erhaltung der Kolonialreiche finanziell
und militärisch zu teuer würde, wenn sie verteidigt werden müssten.
Diese Kosten konnten eingespart werden, wenn stabile politische Verhältnisse
in den neuen Nationen geschaffen würden, die Handel und Ausbeutung weiterhin
ermöglichten.
- Nachdem der Prozess der Dekolonisierung einmal in Gang gekommen war, entwickelte
er seine eigene Dynamik, so dass die Aufgabe einer Kolonie die Rechtfertigung
anderer in Frage stellte.
8.5. Der Prozess der Dekolonisierung
Es gab keine einzelne plötzliche
Entscheidung, allen Kolonien die Unabhängigkeit zu gewähren, aber
verschiedene Umstände führten zu Entscheidungen, sich allgemein aus
den Kolonien zurück zu ziehen.
Die Vereinigten Staaten gaben die Kontrolle über die Philippinen 1946 auf.
England, abhängig von amerikanischer Unterstützung, und mit dem Wissen
um den amerikanischen Widerstand gegen die britische Herrschaft in Indien, versprachen
Indien und Pakistan die Unabhängigkeit für 1946 und Ceylon und Burma
für 1948. Während der Zeit zwischen 1946 und 1951 wurde allen Kolonien
die Unabhängigkeit gewährt, denen dies vor oder während des Krieges
versprochen worden war, oder wo politische Probleme eine Fortsetzung der Kontrolle
nach dem Krieg unwahrscheinlich machte.
Eine zweite Phase der Dekolonisierung
fand zwischen 1956 und 1965 statt, in der dem größten Teil der Kolonien
ihre Unabhängigkeit gewährt wurde.
England zeigte sich einverstanden, die Regierungsmacht an die afrikanischen
Kolonien zurück zu geben. Es wurde jedoch jeweils überlegt, in welchen
Schritten und wie schnell dies geschehen sollte.
Die Goldküste war die erste englische Kolonie, die für die Unabhängigkeit
bestimmt wurde. Nkrumah leitete eine radikale Kampagne für die Freiheit
Ghanas und wurde von den Briten inhaftiert, aber England stimmte der Unabhängigkeit
des Staates schließlich zu.
Daraufhin wurde von der britischen Regierung ein Programm für die vollständige
Dekolonisierung Afrikas verabschiedet. Die Unabhängigkeit für die
verbleibenden englischen Kolonien und die der anderen Kolonialmächte folgten
bald darauf.
1965 war die Gewährung
der Unabhängigkeit an die Kolonien fast vollständig abgeschlossen.
Es gab immer noch einige Kolonien, speziell die portugiesischen wie Angola und
Mozambique, aber auch sie erhielten die Unabhängigkeit in den folgenden
Jahren.
Heute besitzt nur noch England Kolonien im alten Sinne des Begriffs, kleine
Inseln, wie Anguilla, Bermuda, Montserrat, Ascension, St. Helena, die Cayman
Inseln und die Jungferninseln.
Allerdings muss man Begriffe, wie Kolonie, Kolonisierung und De-Kolonisation
heute etwas differenzierter begreifen, als von hundert oder zweihundert Jahren.
Zum einen zeigen militärische Interventionen, wie zum Beispiel die der
Vereinigten Staaten in Grenada und Panama, dass souveräne Staaten oftmals
nur so lange souverän und unabhängig bleiben können, solange
sie sich entsprechend der wirtschaftlichen und strategischen Wünsche der
Kolonialmächte verhalten. Selbst eine vom Volk unterstützte Regierung,
die den ehemaligen Kolonialmächten nicht gefällt, wie in Chile 1972,
in Cuba 1959 oder in Nicaragua 1978 muss mit massivem Druck rechnen.
Hinzu kommt eine Einflussnahme in wirtschaftlicher Hinsicht, die mindestens
ebenso ernstzunehmen ist, wie die militärische Bedrohung.