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Anfang 1883 wechselte er (Kitchener) nach Ägypten. Er folgte dem Ruf des Kommandeurs der anglo-ägyptischen Armee und übernahm den Posten des Unterbefehlshabers der Kavallerie im Range eines Majors. Eine rasante militärische Karriere zeichnete sich ab. 1892 war er bereits Oberbefehlshaber der englischen Truppen in Ägypten. Im September 1898 drang Kitchener -nunmehr General- in den Sudan vor, wo sich das abspielte, was ihn nicht erst in der modernen Geschichtsschreibung zu einem höchst umstrittenen Heerführer gemacht hat: in einem monströsen Gemetzel ließ er 12.000 Anhänger des Muhammad Ahmad, der sich zum "Mahdi", zum "rechtgäubigen Erneuerer des Glaubens am Ende der Zeiten" erklärt hatte, niedermachen und den Leichnam des Mahdi schänden. Selbst Königin Victoria, eine der glühendsten Verehrerinnen Kitcheners, war schockiert. Seit jenem blutigen Feldzug trug Kitchener den Titel eines "First Earl Kitchener of Khartoum". 1899 kommandierte er das englische Heer im Krieg gegen die Buren Südafrikas - wieder mit Methoden, die weltweit Abscheu erregten. So heißt es in einer noch zu seinen Lebzeiten erschienenen Biographie: "Er zögerte nicht, in Südafrika die Höfe der Buren in Brand zu stecken und Frauen und Kinder in die verhaßten Konzentrationslager zu werfen". Es folgten Verpflichtungen in Indien und erneut in Ägypten und Sudan. 1914 - Kitchener war jetzt Feldmarschall - übernahm er das Amt des britischen Kriegsministers. Sein Leben endete abrupt, als der Kreuzer "Hampshire", der ihn in einer diplomatischen Mission nach Rußland bringen sollte, im Juni 1916 auf eine deutsche Mine lief und sank.


aus: Buchmanuskript zur Geschichte von Zypern, von Eckart Fienen,