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1511, RIO GUAURAVO
Agúeynaba
Vor drei Jahren legte Hauptmann
Ponce de León mit einer Karavelle hier an der Insel Puerto Rico an. Häuptling
Agúeynaba öffnete ihm sein Haus, gab ihm zu essen und trinken, ließ
ihn unter seinen Töchtern wählen und zeigte ihm die Flüsse, aus
denen sie das Gold gewannen. Er schenkte ihm auch seinen Namen. Hauptmann Ponce
de León nannte sich von nun an Agúeynaba, und Agúeynaba
erhielt dafür den Namen des Konquistadors.
Vor drei Tagen kam Soldat Salcedo allein ans Ufer des Guauravo. Die Indios erboten
sich, ihn auf ihren Schultern überzusetzen. In der Mitte des Flusses aber
ließen sie ihn fallen und drückten ihn so lange auf den Grund, bis
er nicht mehr zappelte. Danach legten sie ihn ins Gras.
Salcedo ist zu einer aufgedunsenen violetten Fleischblase geworden, die, vom
Panzer beengt und von Ungeziefer bedrängt, in der Sonne schnell verwest.
Die Indios halten sich die Nase zu und beobachten ihn. Einen Tag und eine Nacht
haben sie ihn sicherheitshalber um Verzeihung gebeten. Jetzt lohnt es nicht
mehr. Die Trommeln verbreiten die gute Nachricht: Die Invasoren sind nicht unsterblich.
Morgen bricht der Aufstand los. Agúeynaba befehligt ihn. Der Rebellenhäuptling
wird sich wieder wie früher nennen. Er nimmt seinen Namen wieder in Besitz,
der ja nur benutzt wurde, um seinesgleichen zu erniedrigen.
- Koki, koki quaken die kleinen Frösche. Die zum Kampf rufenden Trommeln
übertönen den kristallenen Kontrapunkt ihres Gequake.
aus: Eduardo Galeano, Erinnerung
an das Feuer